Keiner will es haben "Querdenker"-Mordhaus wird für immer niedrigeren Preis angeboten
Er fürchtete die Impfkampagne – und richtete im Haus seiner Familie ein Blutbad an. Anderthalb Jahre nach der Tat will immer noch niemand in das Haus von Devid R.
Auch 18 Monate nach den bundesweit beachteten "Querdenker"-Morden in einem Einfamilienhaus in Königs Wusterhausen (Brandenburg) hat sich weiterhin kein Käufer für das Haus gefunden, in dem Devid R. seine Ehefrau, die gemeinsamen drei Kinder und schließlich auch sich selbst erschossen hatte.
Wie zunächst die "B.Z." berichtete, hat der Makler den Kaufpreis für die "Stadtvilla mit schicksalhaftem Hintergrund in Seenähe" (so heißt es in der Anzeige mittlerweile) nun auf rund 700.000 Euro gesenkt. Im September vergangenen Jahres hatte die Immobilienfirma das Anwesen noch für 985.000 Euro, zu Weihnachten dann 785.000 Euro angeboten – schon damals auffällig niedrige Preise. Die Boulevardzeitung spricht jetzt gar von einem "Rammschpreis."
Doch trotz der zuletzt stark gestiegenen Hauspreise im Berliner Umland traut sich weiterhin niemand in das Haus. Dabei macht der Makler, wie er der "B.Z." sagte, kein Geheimnis um die grausame Vergangenheit des Hauses: "Um Interessenten nicht schon im Vorfeld zu beeinflussen, erzähle ich das erst bei der Besichtigung." Mit "das" ist der Vierfachmord von R. gemeint.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein "Motivbündel" R. dazu getrieben hat. In einem Abschiedsbrief soll der Familienvater seine Sorge vor einer Verhaftung geäußert haben, weil er das Impfzertifikat seiner Frau gefälscht hatte. Antisemitismus war nach Angaben der Brandenburger Polizei einer der Gründe für die Tat.
Chatverläufe auf dem Handy des Mannes hatten gezeigt, dass R. davon überzeugt gewesen war, dass es im Zusammenhang mit der staatlichen Impfkampagne eine jüdische Weltverschwörung gebe.
Ehefrau von R. war wohl nicht an den Kindsmorden beteiligt
Der Familienvater hatte in seinem Abschiedsbrief auch davon geschrieben, dass er Angst davor habe, dass seine Kinder zwangsgeimpft und ihm weggenommen würden. Opferberatungsstellen in Brandenburg fordern, dass der Fall lückenlos aufgeklärt wird, vor allem mit Blick darauf, inwiefern Corona leugnende sowie rechte Netzwerke an der Radikalisierung des Täters beteiligt waren.
Die Polizei hatte die Ermittlungen zum Tod der fünfköpfigen Familie im März abgeschlossen. Nach den Ermittlungen sei die Ehefrau des Familienvaters nicht in die Tat involviert gewesen. Die Staatsanwaltschaft will die Akten nun noch einmal prüfen und das Verfahren dann gegebenenfalls einstellen.
Ein Käufer des Hauses ist weiter nicht in Sicht. Und das ist bitter für die Familie von R. – denn die Erben der toten Familie müssen die Baukredite des Mordhauses noch abbezahlen. Findet sich nicht bald ein Käufer, wird das Haus in Königs Wusterhausen zwangsversteigert. Und das dann wohl zu einem noch niedrigeren Preis.
- Gedruckte Ausgabe der "B.Z.", 3. Juli 2023
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa