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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Prominente Unterstützung Wird dieser Influencer Berlins erster Queerbeauftragter?
Der Influencer Fabian Grischkat (22) ist bereit: Er will Queerbeauftragter in Berlin werden. Eine Petition dazu hat prominente Unterstützer.
Die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und CDU in Berlin schreiten voran und am 29. März gab man bekannt: Das Land Berlin soll einen Queerbeauftragten bekommen. Das ist Teil der Bestrebungen, Berlin als "Stadt der Vielfalt" zu bewahren und zu "feiern", wie die Spitzen der Parteien betonten.
Noch bevor überhaupt klar ist, ob die Große Koalition aus SPD und CDU überhaupt zustande kommt, gibt es schon einen Bewerber für den Posten als Queerbeauftragten. Fabian Grischkat, ein junger Influencer aus Berlin, hat sich angeboten, die Stelle zu übernehmen. In mehreren Instagram-Posts betonte der Videoproduzent: "Wählt mich, denn ich bin sehr gut!" Am 5. April startete er sogar eine Petition auf inn.it unter dem Titel "Fabian Grischkat muss Berliner Queer-Beauftragter werden! #WeilErSehrGutIst".
Fabian Grischkat hat prominente Unterstützung
Die Petition hat inzwischen (Stand: 6. April 2023, 14.30 Uhr) über 1.700 Unterschriften. Das klingt nicht nach viel, aber unter den ersten Unterzeichnenden befinden sich etwa der CSD Deutschland e.v. oder Namen von Künstlern wie Kurt Krömer, Jochen Schropp und Phenix Kühnert. Deren Unterstützung für die Kampagne bestätigte Grischkat auf Nachfrage von t-online.
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In einem Instagram-Video vom 5. April zeigte sich Fabian Grischkat selbstbewusst, was den Erfolg angeht und warum er diesen Posten bekommen sollte: "Mit meiner Bewerbung komme ich dem Wunsch der Bürgerinnen und Bürger nach und bin bereit, die Verantwortung zu übernehmen." Zum Prozedere seiner Bewerbung hat er ebenfalls einen Vorschlag in Richtung Franziska Giffey (SPD) und Kai Wegner (CDU): "Sollten sie nicht innerhalb der nächsten drei bis fünf Werktage auf dieses Video reagieren, werte ich das als Zusage."
Koalitionsvertrag überraschte Fabian Grischkat
Im Gespräch äußerte sich Grischkat zu seiner Kampagne. Er würde sich nicht scheuen, das Amt des Queerbeauftragten auszuüben, denn er sei kompetent und "sehr gut". Auf den Hintergrund der scherzhaft wirkenden Petition angesprochen, sagte Grischkat, ihm gehe es vor allem um "Awareness für die junge queere Community in Berlin". Deren Bedürfnisse und Probleme müssten im Blick behalten werden, wenn es um Queerpolitik in Berlin geht.
Die Pläne für queere Politik im Koalitionsvertrag von SPD und CDU nannte Fabian Grischkat "überraschend ambitioniert". Die Frage sei natürlich, ob alles umgesetzt würde und mit welchem Schwerpunkt. In den letzten Jahren sei in Berlin viel getan worden, um den Fokus weg nur von schwulen Männern hin zu anderen Teilen der LGBTQIA-Community zu bewegen. Die intersektionale Arbeit sei sehr wichtig, so Grischkat.
Genau diese sehe er aber in Gefahr, denn bei aller Freude über die ambitionierten Ziele des Koalitionsvertrags müsse man aufpassen, dass nicht gerade die intersektionalen Projekte, die sich um mehrfach marginalisierte, queere Menschen kümmern, beendet würden. Im Koalitionsvertrag nämlich ist die Rede davon, dass bestehende Projekte "überprüft" werden. In dieser Überprüfung sieht Grischkat eine Gefahr und darum sei es wichtig, Aufmerksamkeit zu schaffen. Grischkat hat außerdem die Sorge, dass das Amt des Queerbeauftragten nur halbherzig ausgefüllt wird, sozusagen nur als Aushängeschild und Symbolpolitik. Das dürfe nicht passieren.
Wer, wenn nicht Fabian Grischkat?
Die Frage, ob er selbst den Platz freimachen würde für eine queere Person, die eben kein Mann sei, antwortete Grischkat, dass er sich durchaus vorstellen könnte, den Platz nach seiner Wahl freizumachen für jemand anderen, etwa für Phenix Kühnert. Die Autorin und Sängerin sei gut geeignet, so Grischkat. Ob sie das wolle, sei aber fraglich.
Zum Ende des Gesprächs wird Grischkat noch einmal ganz ernst: Die junge und queere Community dürfe nicht vergessen werden. Ein Regenbogenhaus und andere Projekte seien ganz schön, aber ganz oben auf der Prioritätenliste stehe das Thema Hasskriminalität. Hier müsste viel geschehen. Die Gewalt gegen queere Menschen habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Es könne nicht sein, dass man auf dem Weg zu einem eventuellen Regenbogenhaus verprügelt würde als queere Person, macht Grischkat die Relationen deutlich.
Die Petition werde Ende nächster Woche im Berliner Rathaus abgegeben, so Grischkat, auch wenn es dann noch zu früh sei, ihn zum Queerbeauftragten zu ernennen.
Fabian Grischkat ist seit jungen Jahren öffentlich aktiv: So veröffentlichte er seit 2013 Videos auf Youtube als Teil des Comedy-Trios "Grischtistudios". Er ist auch bei "Fridays for future"aktiv und beschäftigt sich neben seinem Queeraktivismus auch mit Klimathemen. Im Jahr 2020 outete er sich als bisexuell.
- Petitionsplattform inn.it
- Instagramseite von Fabian Grischkat
- Telefonat mit Fabian Grischkat