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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Kinder haben geweint" 13-jähriger Schiri bricht Jugendspiel wegen prügelnder Eltern ab
Der 13-jährige Schiedsrichter Michel Kamps bricht Anfang März ein Jugendspiel wegen prügelnder Eltern ab. Er will weitermachen – und seinem Vorbild Deniz Aytekin nacheifern.
Dieses Fußballspiel hat in Berlin Schlagzeilen gemacht: Beim Aufeinandertreffen der E-Jugend-Teams des FC Hertha 03 Zehlendorf und des FC Brandenburg 03 waren Eltern der neun- bis elfjährigen Spieler aneinandergeraten. Es kam zu körperlicher Gewalt, nach zehn Minuten brach Schiedsrichter Michel Kamps die Partie ab.
Kamps ist selbst gerade einmal 13 Jahre alt, seit Herbst 2021 ist er Kinderschiedsrichter – er pfeift also Jugendspiele des eigenen Vereins Hertha 03 Zehlendorf. Die Partie gegen Brandenburg war "wohl so meine zwanzigste, fünfundzwanzigste", sagt er im Gespräch mit t-online. Einen solchen Vorfall, sagt Kamps, habe er davor noch nicht erlebt.
Sportgericht und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen Eltern
Über Details darf Michel Kamps nicht sprechen. Der Berliner Fußballverband ermittelt, in der bevorstehenden Sportgerichtsverhandlung wird auch der 13-Jährige aussagen müssen. Auch die Staatsanwaltschaft ist involviert. Nach einer Darstellung des FC Brandenburg 03 bei Instagram sollen Eltern der Herthaner ohne erkennbaren Anlass auf Gästefans zugestürmt sein und auf diese eingeschlagen und -getreten haben. Danach sollen sie vor dem Eintreffen der Polizei entkommen sein – mithilfe anderer Zuschauer.
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"Es ging sehr schnell. Mit einem Mal ist das passiert", erinnert sich Michel Kamps an den Moment, als in der zehnten Spielminute plötzlich die Gewalt ausbrach. "Ich konnte gar nicht reagieren und wusste erst mal nicht, was ich machen sollte."
Abbruch – auch weil Spieler weinten
Dann sei ihm recht schnell klar gewesen, dass am Abbruch kein Weg vorbei führte – auch wegen der Spieler, die in der E-Jugend meistens zwischen neun und elf Jahre alt sind. "Denen wäre es sehr schwergefallen, weiterzuspielen. Die Kinder waren verwirrt, einige Spieler haben auch geweint."
Er selbst habe sich nie in Gefahr gefühlt – auch, weil seine Mutter unter den Zuschauerinnen war. "Bei Kinderschiedsrichtern ist es so gedacht, dass immer ein Elternteil in der Nähe ist, falls eine Situation mal eskaliert", erklärt Michel Kamps. "Ich habe mich räumlich aus der Situation entfernt, deshalb kam da in meine Richtung auch nicht viel".
Vorbild Deniz Aytekin: "Er spricht viel"
Aufhören will er trotzdem nicht. "Ich habe richtig Spaß an dem Hobby", erklärt der 13-Jährige. Im April wird Kamps 14 Jahre alt, dann will er die volle Schiedsrichterprüfung ablegen. "So ein Zwischenfall bringt mich nicht aus der Spur."
Als großes Vorbild nennt er Deniz Aytekin, der ihn zur Schiedsrichterei inspiriert hat. "Er spricht viel, gibt nicht schnell Karten. Das finde ich wichtig." Ob er eines Tages als Profischiedsrichter tätig sein will? "Ich wünsche mir das. Wenn ich das schaffen könnte, wäre ich sehr stolz und sehr froh. Das ist ein harter Weg – aber ich will dabei bleiben."
- Interview mit Michel Kamps