Schwer bewaffnete Polizisten im Einsatz Berlin verbietet Hells Angels-Gruppe – SEK-Razzia in der Hauptstadt
Rockerrazzia in Berlin: In der Hauptstadt sind mehrere Objekte durchsucht worden. Grund dafür ist eine verbotene Gruppe der Hells Angels.
In Berlin-Reinickendorf findet derzeit eine große Razzia im Rockermilieu statt. Zuvor hatte die Innenverwaltung des Senats die Gruppe "Hells Angels MC Berlin Central (HAMC Berlin Central)" einschließlich der Unterstützergruppe "MP 81 Berlin Central" als Ersatz des "Hells Angels Motorcycle Club Berlin City" verboten und aufgelöst, wie sie in einer Pressemitteilung mitteilte. Zunächst hatte "Bild" berichtet.
Seit den frühen Morgenstunden werden 45 Wohnungen, Hafträume und ein Clubhaus durchsucht, unter anderem in der Meteorstraße. Dabei sind ein Spezialeinsatzkommando und die Bundespolizei mit der GSG9 nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt im Einsatz. Insgesamt sind es 1.300 Personen.
Das Vereinsvermögen wurde nach ersten Erkenntnissen beschlagnahmt. Ziel sei ansonsten die Sicherstellung von Beweisen. Von Festnahmen war zunächst nicht die Rede, auch Haftbefehle hätten nicht vorgelegen.
Embed
Durchsuchungen dauern noch mehrere Stunden
Nähere Informationen zu der Razzia gab es am Vormittag noch nicht. Die Durchsuchungen dauerten noch an, an einem Objekt werde dies auch noch einige Stunden dauern, sagte eine Sprecherin der Polizei zu t-online.
Der Senat teilte mit: "Es ist ab sofort verboten, Kennzeichen des Vereins und seiner Unterstützergruppierung zu verbreiten oder öffentlich zu verwenden." Der Club sei eine Ersatzorganisation des früheren Clubs "HAMC Berlin City" und setze dessen "verfassungswidrige Bestrebungen" fort.
Der damalige frühere Club hatte sich selbst aufgelöst, nachdem mehrere Mitglieder wegen des sogenannten Wettbüromordes im Jahr 2014 im Gefängnis gelandet oder ins Ausland geflohen waren. Schon zuvor war er verboten worden, rechtskräftig wurde die Verfügung aber erst später. Innensenatorin Spranger betonte nun: "Das heutige Verbot stellt klar, dass wir nicht wegschauen, wenn eine neu geschaffene Organisation an die Stelle eines bereits 2012 verbotenen Vereins tritt und diesen ersetzt."
Kriminelle Rockergruppen wie die Hells Angels oder Bandidos waren immer wieder mit Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Zwangsprostitution, Waffenschmuggel und Geldwäsche aufgefallen.
Bei den Ermittlungen hatte die Polizei in den vergangenen Jahren auch in diesem Bereich durch die Entschlüsselung des Messengerdienstes Encrochat Erfolge erzielt. Die Software galt zunächst als nicht entschlüsselbar und war deshalb bei Kriminellen sehr beliebt. Die Polizei in den Niederlanden und Frankreich hatte sie im Frühjahr 2020 geknackt und einige Monate lang Millionen geheimer Daten abgeschöpft.
Aussteiger berichtete: System "maximal menschenverachtend"
Schon 2017 hatte die Bundesregierung das Vereinsgesetz verschärft und Mitgliedern mehrerer Rockerclubs das öffentliche Tragen ihrer Vereinszeichen an ihren Westen untersagt.
Zuletzt hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am 14. September die rockerähnliche Gruppierung "United Tribuns" mit knapp 100 Mitgliedern in Deutschland verboten. 1.450 Polizisten durchsuchten damals mehr als 100 Privatwohnungen und Vereinsräume der Gruppe in neun Bundesländern.
Erst im Sommer hatte ein Aussteiger aus der Szene der Berliner Hells Angels in einem Buch über die Aktivitäten der Rocker berichtet. Kassra Zargaran hatte im Prozess wegen des Mordes in dem Wettspiel-Café als Zeuge ausgesagt und galt bei den Rockern als Verräter. In dem Buch "Der Perser. Wie ich ein Hells Angel wurde, als Kronzeuge vor Gericht auspackte und im Zeugenschutz landete" schilderte er sein Abdriften in die kriminelle Szene und seine Faszination für das Leben mit den Hells Angels samt Gewalt und Verbrechen, ein System, das er als "maximal menschenverachtend" bezeichnete.
- Gespräch mit der Polizei Berlin
- berlin.de: Mitteilung vom 29. September 2022
- bild.de: "Hells Angels 'Berlin Central' verboten"
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa