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Berlin: In Deutschlands marodester Schule fallen die Fenster aus


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Sanierung immer wieder verschoben
In Deutschlands marodester Schule fallen die Fenster raus


Aktualisiert am 24.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Marodes Fenster im Gymnasium am Europasportpark: Bei Wind drohen sie herauszufallen.Vergrößern des Bildes
Eins der maroden Fenster im Gymnasium am Europasportpark: Bei Wind drohen sie herauszufallen. (Quelle: privat)
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Ein Gymnasium in Berlin ist so marode, dass Fenster aus den Angeln fallen. Eine baldige Sanierung ist aber trotzdem nicht in Sicht.

Das Gymnasium am Europasportpark ist wohl eine der marodesten Schulen Berlins. Das gesamte Gebäude des Gymnasiums am Europasportpark bröckelt. Außentüren schließen nicht, in den Wänden klaffen Löcher, der alte DDR-Bau in Berlin-Pankow fällt langsam, aber sicher auseinander.

Das Schlimmste aber sind nach Meinung vieler hier die Fenster. Davon sind viele so morsch, dass ein starker Windstoß sie einfach aufdrücken kann. "Einmal flog eines beinahe einem Schüler vor den Kopf", berichtet ein Lehrer. "Es verfehlte ihn haarscharf. Der Junge hätte schwer verletzt werden können."

Marode Schule in Berlin: Mehrere Fenster sind bereits herausgefallen

"Insgesamt sind bisher drei Fenster rausgefallen", erzählt ein Schüler. "Eins, weil es so windig war. Eins, weil es geregnet hat. Und eins einfach so." Damit Schülern keine Trümmerteile auf den Kopf fallen, wurde das Gebäude inzwischen notdürftig gesichert. Holztunnel führen nun zu den Eingängen, ein Bauzaun sperrt den Risikobereich vor der Schule ab. Die Gefahrenzone erstreckt sich über die gesamte Front des Gymnasiums.

Zusätzlich schritt der Hausmeister zur Tat: In die am schlimmsten betroffenen Fenster bohrte er Löcher, um sie fest mit dem Rahmen zu verschrauben. An diesen Fenstern kleben jetzt rot umrandete Aufkleber: Halt, stopp, nicht berühren! Zwei Drittel aller Fenster der Schule sind so markiert. Einige wurden zusätzlich noch mit Sperrholzplatten verrammelt.

Eigentlich sollte die Schule schon 2019 saniert werden, dann hieß es 2023. Nun wurde die Sanierung laut Schulleitung "auf einen unbekannten Zeitpunkt nach 2026 verschoben". Und das, obwohl die Unfallkasse sagt: So kann es nicht weitergehen, Unterricht unter diesen Bedingungen ist unverantwortlich. Der Kompromiss ist jetzt: Sobald das Wetter schlecht wird und der Wind drückt, muss die Schule ins Homeschooling wechseln.

Schulleitung schreibt Brandbrief: "So kann es nicht weitergehen"

Gesamtelternvertreter André Mors sagt zu t-online: "Es kann jeden Tag so weit sein, dass diese Regelung das erste Mal angewandt werden muss." "Uns ist bewusst, dass eine Schulschließung keine Lösung, schon gar nicht auf Dauer ist", teilte auch die Schulleitung diese Woche in einer Nachricht an Lehrer, Schüler und Eltern mit. "Da wir jedoch die hier arbeitenden und lernenden Menschen keinen Gefahren aussetzen werden, haben wir uns in enger Abstimmung mit der Unfallkasse darauf geeinigt."

Das Schreiben kann als Brandbrief gelesen werden: "So kann es nicht weitergehen!", empören sich darin Schulleiterin Katrin Schäffer und ihr Stellvertreter. "Das haben wir als Schule dem Bezirk gegenüber deutlich gemacht! Das hat die Elternvertretung zum Ausdruck gebracht! Und das müssen wir weiterhin deutlich machen! Solange, bis man uns eine akzeptable Lösung anbietet!"

Warum kommt es immer wieder zu Verzögerungen? "Für diese Schule wurden nach Angaben des Bezirks die Bauunterlagen erst verzögert beigebracht, sodass die Nachbarschule vorgezogen wurde“, zitiert die "Bild"-Zeitung einen Sprecher der Bildungsverwaltung. Dem Bericht zufolge versprach Bezirksstadträtin Dominique Krössin (Linke) jetzt, dass die Fenster regelmäßig repariert werden sollen, bis es zur Sanierung kommt.

Außerdem sollen demnach Container aufgestellt werden, um mehr Platz für Unterricht zu schaffen. "Wir planen auch, Räume in der Nähe des Gymnasiums anzumieten, und prüfen Ersatzstandorte, um der Schule zu helfen“, sagte Krössin der "Bild"-Zeitung.

Der marode Gesamtzustand der Schule wird durch Vandalismus noch verschlimmert. "Wenn alles schon Schrott ist, dann denken die, da kann man auch noch mehr Schrott machen", sagt eine Schülerin der neunten Klasse. In den Zaun zur Baustelle gegenüber wurde ein Loch getreten, diverse Toiletten sind vollgeschmiert und derart verwüstet, dass sie geschlossen werden mussten. Panele wurden aus den Decken geschlagen.

Auch im Keller wird unterrichtet

Im September trat jemand mehrere Türen der Cafeteria aus den Angeln. Und in den vergangenen Weihnachtsferien brachen unbekannte Täter über eingeschlagene Fenster in die Schule ein, legten an vier Stellen Feuer und spritzten alle Feuerlöscher leer. Der Schaden vor allem durch die Feuerlöscher war immens: das feine Pulver verteilte sich im ganzen Gebäude.

"Immerhin haben die nach dem Brand im betroffenen Trakt den Fußboden neu gemacht", sagt die Neuntklässlerin. "Ein ganz seltsames Gefühl: dass hier mal etwas neu ist." Im Keller stinkt es Monate nach dem Brand immer noch beißend nach Verbranntem. Der Geruch vermischt sich mit den typischen Ausdünstungen eines Feuchtigkeitsschadens.

Das ist relevant, denn seit die Schule im kinderreichen Bezirk Pankow um vier Klassen gewachsen ist, findet auch hier Unterricht statt: Kunst und Musik werden im Keller gelehrt, zudem trifft sich dort die Theater-AG. Vor den Kellerfenstern wachsen wilde Sträucher. Ein paar Meter weiter lärmt eine Großbaustelle. Dort wird demnächst das technische Finanzamt Berlin einziehen, in ein topsaniertes Gebäude. "Es ist eine Schande", sagt eine Mutter. "Dafür ist das Geld da. Dabei heißt es doch immer: Bildung zuerst."

Verwendete Quellen
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