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Borchardt in Berlin: Das sind die skurrilsten Mythen rund um das Promilokal


Bundeskanzlerin bis B-Promi
Mythos Borchardt: Legenden eines Berliner Starlokals

t-online, Von Viktor Schwarz

Aktualisiert am 17.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Angela Merkel, Edmund Stoiber und Cathy Hummels im Borchardt (Montage): Um das Berliner Promilokal ranken sich zahlreiche Mythen.Vergrößern des Bildes
Angela Merkel, Edmund Stoiber und Cathy Hummels im Borchardt (Montage): Um das Berliner Promilokal ranken sich zahlreiche Mythen. (Quelle: Eventpress/Gerald Matzka/Vistapress/dpa/imago-images-bilder)
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Wer ritt mit einem Schimmel durchs Borchardt? Welches Staatsoberhaupt feierte hier Silvester? Die skurrilsten Mythen rund um das Berliner Promilokal.

Wir befinden uns im Jahre 2020. Und wenn man sich nicht darüber aufregen will, kann man darüber lachen. Im Mai wurde das Berliner Restaurant Borchardt in die Schlagzeilen der Republik katapultiert. Grund dafür: eine Umarmung während der Corona-Pandemie zwischen dem heutigen Finanzminister Christian Lindner (FDP) und dem belarussischen Honorarkonsul Steffen Göpel.

Ein Foto von jener Umarmung vor dem Borchardt landete auf Twitter – und löste ein breites mediales Echo aus. "Die spontane Umarmung bei der Verabschiedung am Freitag war ein Fehler, wie er unter Freunden nach einem privaten Abend leider passiert", erklärte Lindner drei Tage später.

Der Polizeieinsatz, der an diesem Abend im Mai ebenfalls im Borchardt stattfand, hatte hingegen einen anderen Grund: Denn obschon die Hygiene- und Abstandsregeln zu diesem Zeitpunkt der Coronaphase bereits leicht gelockert worden waren, sollen zu später Stunde deutlich zu viele Gäste in dem Berliner Promilokal gewesen sein. Zuerst hatte darüber die "BZ" berichtet. Der Betreiber soll aber schnell eingelenkt und dafür gesorgt haben, dass alle Gäste noch vor 22 Uhr das Restaurant verließen.

Berliner Star-Lokal: Merkel kommt auf Absacker ins "Borchi"

Doch nicht nur Lindner ist als Gast im Borchardt gerne gesehen. Auch die Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel soll häufiger auf einen Absacker im "Borchi" vorbeigeschaut haben, so auch an dem ein oder anderen Silvesterabend. Freundlich plauderte sie dann mit den Kellnern – manchmal auf Russisch, wenn das die Muttersprache des Angestellten war.

Abseits von Politik zeigt sich auch die deutsche Popkultur gerne in der Französischen Str. 47. Die "Bild" feiert hier ihre jährlichen "Place to B"-Partys. Wie der Volksmund gerne schmunzelt: mit jeder Menge B-Prominenz.

Aber auch große deutsche Stars wie Emilia Schüle sind Stammgäste. Die Schauspielerin ritt 2017 auf einem weißen Schimmel durch das Restaurant – eine Hommage an die Geburtstagsfeier Bianca Jaggers vor genau 40 Jahren im "Studio 54". Sogar Schüles geliehener Vierbeiner ist prominent, war unter anderem Hauptdarsteller in "Wendy".

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Vernichtendes Urteil für "Borchi"-Schnitzel

Im Gegensatz zu anderen Weidetieren hatte das Filmpferd außer Konfetti in der Mähne wenig zu befürchten: Der Klassiker im Borchardt kommt immer noch vom Kalb. Zudem gibt es das berühmte Schnitzel des Edel-Restaurants mittlerweile auch vegan. Ist vielleicht besser so, denn das Original wurde vom Gastro-Kritiker der "Berliner Zeitung"2021 gar nicht gut besprochen.

Der Autor hat kein Herz für das "Borchi"-Schnitzel: "Es wechselt den Aggregatzustand der Panade beim Erkalten innerhalb von Sekunden von knusprig in den Zustand eines alten Waschlappens. Man kann nur hoffen, dass etwa Johnny Depp, George Clooney oder Matt Damon, um nur einige internationale Gäste des Lokals zu nennen, gar nicht so genau wussten, wie so ein Schnitzel eigentlich schmecken soll. Ich frage mich sowieso, wie sich der Ort – das Borchardt ist gefühlt im Jahr 1999 stehen geblieben – so lange als go-to place halten kann."

Auch die "Taz"-Kolumnistin Amina Aziz ließ kürzlich kein gutes Haar am Promischuppen und bezeichnete das Essen dort als "enttäuschend wie Männer oder Grüne". Völlig entgeistert schreibt sie: "Die Fleischbällchen sind die trockensten und geschmacklosesten Bällchen meines Lebens, und wie kann man Kartoffelgerichte in Kartoffellland verhauen?!"

Doch Totgesagte leben länger: Anfang 2023 eröffneten die Borchardt-Betreiber sogar ein eigenes Hotel, das Hotel Telegraphenamt, direkt am Monbijoupark in Mitte. Im Gebäude des alten Haupttelegrafenamts, das 1916 eröffnet wurde. Es ist ein pompöses Bauwerk mit 97 Zimmern, einem Edelrestaurant und einer Bar. Die edelsten Suiten erstrecken sich über zwei Etagen und kosten mindestens 1.750 Euro pro Nacht.

Die Geschichten, an die Roland Mary gerne zurückdenkt, hat er bereits vor knapp einer Dekade in seinem Buch "Gefahrenzone" festgehalten. Der gebürtige Saarlände wird sicherlich genug Geschichten für eine Fortsetzung haben.

In einer früheren Version des Artikels stand, dass Christian Lindner im Jahr 2020 ohne Mundschutz im Borchardt mit über 300 Gästen eine private Party gefeiert habe. Dafür gibt es jedoch keine Belege. Wir haben den Absatz daher korrigiert und bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • berliner-zeitung.de: "In-vitro-Versuch: Warum das Borchardt eins der schlechtesten Restaurants ist"
  • bz.de: Polizei serviert Anzeige fürs Borchardt
  • tagesspiegel.de: Verstoß gegen Corona-Regeln
  • taz.de: "Enttäuschend wie Männer oder Grüne"
  • telegraphenamt.com
  • twitter.com: Post von Christian Lindner am 20. Mai 2020
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