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"Gärten des Grauens": Berliner Biologe empört mit Holocaustvergleich


Betreiber von "Gärten des Grauens"
Biologie-Influencer vergleicht Pflanzenbekämpfung mit dem Holocaust


Aktualisiert am 13.06.2022Lesedauer: 2 Min.
Ein Schottergarten (Symbolbild): Seit dem Sommer 2020 sind die Steingärten gesetzlich verboten.Vergrößern des Bildes
Auf "Gärten des Grauens" macht der Berliner Biologe Ulf Soltau sich normalerweise über hässliche Schottergärten lustig. Jetzt macht er mit einem kruden Vergleich auf sich aufmerksam. (Symbolbild) (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
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Eigentlich hat die Instagramseite "Gärten des Grauens" bisher mit Bildern hässlicher Schottergärten für Unterhaltung gesorgt. Der Betreiber, ein Biologe aus Berlin, hat jetzt in einem kruden Post die Bekämpfung invasiver Pflanzen mit dem Holocaust verglichen. Fans sind empört.

Die beliebte Instagramseite "Gärten des Grauens" hat in einem Post die Bekämpfung von invasiven Pflanzenarten in die Nähe des Holocaust gerückt. Unter der Überschrift "Fremdenhass im Naturschutz" wird unter anderem behauptet, dass Naturschutzverbände zu "Pogromen" gegen bestimmte Pflanzenarten aufriefen.

Weiter heißt es: "Das Adjektiv 'neophytenfrei' scheint das unzeitgemäße 'judenfrei' abgelöst zu haben." Neophyt ist der Fachbegriff für Pflanzen, die ursprünglich in einem Gebiet nicht heimisch waren. Bebildert ist der Post mit einer Schweizer Nationalflagge, bei der das weiße Kreuz durch stilisierte Pinselstriche zum Hakenkreuz erweitert wurde. In der Schweiz sei die Bekämpfung invasiver Pflanzenarten besonders aggressiv, heißt es in dem Beitrag.

Berliner Biologe steckt hinter "Gärten des Grauens"

"Gärten des Grauens" hat auf Instagram und Facebook je etwa 100.000 Follower. Normalerweise unterhält die Seite ihre Fans mit Bildern von möglichst hässlichen Steingärten, die jeder einsenden kann.

Hinter der Seite steckt der Berliner Biologe Ulf Soltau. Er setzt sich für Biodiversität ein und hat die Bekämpfung von Neophyten und auch den Begriff "invasiv" bereits in der Vergangenheit scharf kritisiert und teilweise auch mit Rassismus verglichen. Der Vergleich von "neophytenfrei" und "judenfrei" findet sich bereits in einem Facebook-Post aus dem März 2021. In den Medien ist Soltau trotzdem als Experte für Artenvielfalt gefragt. Der Fernsehsender "Arte" etwa veröffentlichte im März 2022 eine Dokumentation über Schottergärten, in der er auftritt.

"Ein starkes Stück und absolut unwürdig"

Bei vielen Followern hat der aktuelle Post für Entsetzen gesorgt. Hunderte kritisieren den Vergleich von Pflanzenbekämpfung und Judenvernichtung in den Kommentaren scharf. "Auf so eine absurde Idee zu kommen, inklusive Hakenkreuzsymbol als Bild, ist schon ein starkes Stück und absolut unwürdig", schreibt etwa die Biologin und Autorin Jasmin Schreiber. Andere Kommentatoren kündigen an, die Seite wegen des Posts anzeigen zu wollen.

Soltau selbst hat inzwischen mit einem Nachtrag auf die Kritik reagiert. Den Vorwurf der Verharmlosung des Holocausts weise er zurück. "Im Text wurden lediglich Parallelen in unserem Sprachgebrauch und Umgang mit vermeintlich Fremden damals und heute aufgezeigt ('neophytenfrei' vs. 'judenfrei', öffentlich sichtbare Stigmatisierung vermeintlich Fremder durch behördliche Anordnung)." Es gehe um die "Volksseuche Xenophobie" und ihre gesellschaftlichen Folgen, die sich zu allen Zeiten ähnlich äußerten.

Die Kritik reißt auch nach Soltaus Reaktion nicht ab. "Das ist eine Verharmlosung des Holocausts. Da kann man so viel zurückweisen, wie man will", schreibt der Fotojournalist Daniel Etter.

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