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Berlin – Auto in Menschenmenge gelenkt: Das ist über Gor H. bekannt


"Psychisch beeinträchtigte Person"
Das ist über den Berliner Todesfahrer Gor H. bekannt

Von dpa, afp, t-online, mtt, yer, jl

Aktualisiert am 14.06.2022Lesedauer: 4 Min.
Helfer kümmern sich um die Opfer: In Berlin-Charlottenburg ist ein Fahrzeug in eine größere Menschenmenge gefahren.Vergrößern des Bildes
Helfer kümmern sich um die Opfer: In Berlin-Charlottenburg ist ein Fahrzeug in eine größere Menschenmenge gefahren. (Quelle: Bensch/reuters)
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Am Mittwochvormittag raste ein Autofahrer in Berlin in mehrere Menschengruppen. Eine Frau wurde getötet, viele Menschen verletzt. Der mutmaßliche Täter ist der Polizei kein Unbekannter – war aber nicht etwa durch Extremismus aufgefallen.

Einen Tag nach der Horrorfahrt an der Gedächtniskirche ist klar: Berlin trauert. Während auf der Straße am Tauentzien langsam die Kreidezeichnungen der Forensiker vom Regen weggewaschen werden, zünden Berliner und Touristen bereits Kerzen für die Opfer an. Sie legen Blumen an dem Ort ab, an dem eine Frau starb und 32 Menschen verletzt wurden.

Die genauen Hintergründe sind noch unklar. Doch eines hat sich inzwischen herauskristallisiert: Wie die Berliner Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, wird ein Terrorakt derzeit ausgeschlossen. Stattdessen hätten sich die Hinweise erhärtet, dass der 29 Jahre alte Fahrer psychisch beeinträchtigt sei. Daher beantrage die Staatsanwaltschaft eine vorläufige Unterbringung des Mannes in einer Psychiatrie.

Der Staatsanwaltschaft zufolge werden die Taten rechtlich als Mord und versuchte Morde gewertet. Es sei wahrscheinlich, dass der Mann in schuldunfähigem Zustand gehandelt habe.

Bundeskanzler Scholz (SPD) hatte noch am Mittwochabend von einer Amoktat gesprochen, Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und die Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD), äußerten sich ähnlich.

Fest steht, dass der 29-Jährige mit einem Kleinwagen gegen 10.30 Uhr auf dem Gehweg mehrere Menschen erfasste. Mehrere Medien berichteten, der Name des Mannes sei Gor H.. Er wohne in Berlin und sei Deutsch-Armenier, teilte die Polizei weiter mit.

2015 sei er eingebürgert worden. Auch hatte der Todesfahrer nach Erkenntnissen der Polizei in der Vergangenheit psychische Probleme. "Die genauen Umstände müssen im Rahmen der laufenden Ermittlungen noch geklärt werden", sagte Berlins Innensenatorin Iris Spranger am Donnerstag im Abgeordnetenhaus.

Amokfahrt in Berlin: 29-Jähriger war nach der Tat "völlig weggetreten"

Der Fahrer sei in der Vergangenheit wegen vereinzelter Vorfälle der Bagatellkriminalität aufgefallen, erklärte die Berliner Staatsanwaltschaft weiter. Diese lägen jedoch schon Jahre zurück. So war im Jahr 2014 gegen den heute 29-Jährigen etwa eine Verwarnung wegen Diebstahls nach Jugendstrafrecht ausgesprochen worden.

Der Mann befinde sich im Polizeigewahrsam, noch am Donnerstag soll ein Richter entscheiden, ob der Tatverdächtige tatsächlich in einer Psychiatrie untergebracht wird.

Der "Tagesspiegel" berichtete, H. lebe genau wie seine Schwester in Berlin-Charlottenburg. Zeugen sagten einem Reporter vor Ort, H. habe nach dem Verlassen des Autos einen verwirrten Eindruck gemacht. "Er war nicht bei sich. Völlig weggetreten", so ein Zeuge. Laut "B.Z." soll der Mann "Bitte Hilfe, bitte Hilfe" und "Aua! Aua!" gestammelt haben, als er abgeführt wurde.

Der Fahrer war nach dpa-Informationen mit einem Auto unterwegs, das seiner älteren Schwester gehört. Beim Fahrzeug handelt es sich laut einem Polizeisprecher um einen silbernen Renault Clio mit Berliner Kennzeichen. Der Mann fuhr den Kleinwagen an der Straßenecke Ku'damm und Rankestraße auf den Bürgersteig des Ku'damms und in eine Menschengruppe.

Dann fuhr er auf die Kreuzung und knapp 200 Meter weiter auf der Tauentzienstraße Richtung Osten. Kurz vor der Ecke Marburger Straße lenkte er das Fahrzeug erneut von der Straße auf den Bürgersteig, touchierte ein anderes Auto, überquerte die Marburger Straße und krachte mit dem Wagen ins Schaufenster einer Filiale der Parfümeriekette Douglas.

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Innensenatorin: Kein Bekennerschreiben, aber "Plakate"

Die Polizei hat ein Todesopfer bestätigt. Die Verstorbene ist eine Lehrerin aus dem nordhessischen Bad Arolsen, die mit einer Schulklasse zu Besuch in Berlin war. Das bestätigten die Innensenatorin der Hauptstadt, Iris Spranger (SPD), und die hessische Landesregierung am Mittwoch.

Neun Menschen wurden laut Feuerwehr schwer verletzt, sechs davon schwebten in Lebensgefahr. Unter ihnen waren den Angaben nach auch Schüler der hessischen Schule. Insgesamt seien 14 Schülerinnen und Schüler sowie ein weiterer Lehrer verletzt worden, sieben davon schwer, teilte die Polizei mit.

Nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft vom Donnerstag seien die schwer verletzten Schüler inzwischen außer Lebensgefahr. Ihr schwer verletzter Lehrer kämpfe jedoch weiterhin ums Überleben.

Mehrere Medien hatten berichtet, es sei ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Es sei im Auto des Mannes gefunden worden. Die "Bild" zitierte einen Ermittler, es sei "auf keinen Fall" ein Unfall gewesen. Der Fahrer sei "ein Amokläufer, ein eiskalter Killer", zitierte das Blatt den namentlich ungenannten Ermittler weiter.

Im Auto sei kein Bekennerschreiben gefunden worden, stellte Innensenatorin Spranger später jedoch klar. Auch der Sprecher der Staatsanwaltschaft betonte am Donnerstag, dass es kein Bekennerschreiben zu der Tat gebe. Im Wagen des Mannes waren nach der Tat zwei Plakate gefunden worden. Dass diese in Zusammenhang mit der Todesfahrt stünden, sei derzeit nicht ersichtlich.

SEK-Einsatz an Meldeadresse des Fahrers

Laut "Bild" fand in der Wohnung des Fahrers am frühen Mittwochabend ein SEK-Einsatz statt. Zwei Teams hätten sich Zugang verschafft. Die Beamten hätten einen Erkundungsroboter dabei gehabt.

Eine Polizeisprecherin bestätigte den Einsatz an der Meldeadresse des 29-Jährigen in Berlin-Charlottenburg. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung seien Medikamente gefunden worden, erklärte am Donnerstag die Staatsanwaltschaft. Laut der Polizeisprecherin habe es auch an der Meldeadresse der Schwester des Fahrers eine Durchsuchung gegeben, bei der Frau jedoch ohne SEK-Beteiligung.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur AFP
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