Feuerwehrchef hatte Attest gefordert Transgender-Jugendlicher klagt über Diskriminierung
Ein 17-jähriger Transgender-Jugendlicher klagt über diskriminierendes Verhalten bei der Feuerwehr Würselen. Ein Betreuer setzt sich für ihn ein – und wird suspendiert.
In einem Bericht der "Aachener Zeitung" klagt der 17-jährige Transgender-Jugendliche Luke G. über diskriminierendes Verhalten seiner Vorgesetzten nach seinem Outing 2022. Der 20-jährige Betreuer Jonas K. setzt sich für ihn ein, indem er auf das angeblich unangemessene Verhalten der Vorgesetzten hinweist. Daraufhin wird er suspendiert.
Wie die Lokalzeitung berichtet, begründet der Würselener Feuerwehrchef Patrick A. die Entscheidung mit "Vertrauens- und Kommunikationsproblemen". Der Vater von Jonas K. soll sich daraufhin bei den Vorgesetzten beschwert und auch auf die psychischen Belastungen von Luke G. hingewiesen haben. Laut dem Bericht habe der Feuerwehrchef dann einen Brief verfasst, in dem er ein ärztliches Attest anforderte, da die psychischen Störungen des Transgender-Jugendlichen seine Eignung für die Feuerwehr infrage stellen würden.
Dem Bericht nach ging der Streit vor das Aachener Verwaltungsgericht, wo der Betreuer Jonas K. letztlich zugegeben haben soll, sich bei seinem Einsatz für den Transgender-Jugendlichen nicht an die dafür vorgesehenen Dienstwege gehalten zu haben. Feuerwehrchef Patrick A. habe daraufhin angekündigt, dass er seinen Kameraden empfehlen werde, den 20-jährigen Betreuer wieder den Dienst aufnehmen zu lassen. Allerdings seien seitdem mehrere Wochen vergangen und niemand aus der Feuerwehrleitung an den Jugendlichen herangetreten, berichtet Jonas K. der "Aachener Zeitung".
Feuerwehrchef: "Vertrauen nicht wiederhergestellt"
Auf Anfrage von t-online erklärt Feuerwehrchef Patrick A., warum er Jonas K. suspendiert habe. So hätten Kollegen von ihm geäußert, dass sie ihm nicht mehr vertrauen würden. Solange dieses "Vertrauen nicht wiederhergestellt" sei, könne der 20-Jährige nicht in den Dienst zurückkehren. Zunächst müsse eine Aussprache erfolgen, sagt er weiter.
In Bezug auf den Transgender-Jugendlichen Luke G. sagt er, dass es keine Vorbehalte gegen ihn gegeben habe und auch die Diskriminierungen, über die er im Bericht der "Aachener Zeitung" geklagt hatte, von ihm und seiner Familie "nie vorgetragen" worden seien. Er selbst habe lediglich Bedenken wegen der Umkleidesituation gehabt, da Luke G. minderjährig sei und sich mit erwachsenen Männern hätte umziehen müssen.
Seine Forderung nach einem ärztlichen Attest begründet er damit, dass er wegen des Briefes von Jonas K., in dem er den schlechten psychischen Zustand von Luke G. beschreibt, Sorgen um ihn gehabt habe. Er habe nicht verantworten wollen, dass ein psychisch labiler Jugendlicher in gefährlichen Feuerwehreinsätzen mitwirkt.
- aachener-zeitung.de: "Feuerwehrchef unter Druck: Eignungsprüfung für Transgender-Jugendlichen"
- Anfrage beim Feuerwehrchef Patrick A.