An Menschen getestet An Menschen getesteter Corona-Impfstoff zeigt kleine Erfolge
Peking/Boston (dpa) - Chinesische Forscher haben weltweit erstmals mit einem möglichen Corona-Impfstoff eine Reaktion des Immunsystems bei Menschen hervorgerufen.
Einen Rückschlag gab es dagegen für die Malariamittel Chloroquin und Hydroxychloroquin. Eine große Analyse der Daten von Corona-Patienten zeigte keinen Erfolg.
Der in China getestete Impfstoff Ad5-nCoV habe sich in einer ersten Versuchsphase als sicher und gut verträglich herausgestellt, schreiben die Forscher im Journal "The Lancet" vom Freitag. Vor allem aber habe er eine Immunabwehr-Reaktion auf das Virus Sars-CoV-2 im menschlichen Körper erzeugt. Weitere Versuche seien notwendig, um herauszufinden, ob diese Reaktion auch eine Infektion mit dem Virus verhindere.
"Diese Ergebnisse stellen einen wichtigen Meilenstein dar", erklärte Hauptautor Wei Chen vom Beijing Institute of Biotechnology. Eine einzelne Dosis von Ad5-nCoV reiche demnach aus, um in 14 Tagen bei den Probanden virusspezifische, neutralisierende Antikörper und eine entsprechende Reaktion spezieller Abwehrzellen (T-Zellen) zu erzeugen. Er riet dazu, die Ergebnisse dennoch "vorsichtig" zu interpretieren. Ein Impfstoff, der allen zugänglich sei, sei noch weit entfernt. Ad5-nCoV wurde 108 gesunden Freiwilligen im chinesischen Wuhan verabreicht. Momentan sind nach "Lancet"-Angaben mehr als 100 mögliche Corona-Impfstoffe weltweit in der Entwicklung.
Eine umfassende Datenanalyse von Forschern aus den USA und der Schweiz bekräftigt, dass sich die Malaria-Arzneien Chloroquin und Hydroxychloroquin wahrscheinlich nicht zur Behandlung von Covid-19 eignen. Im Gegenteil, die Wirkstoffe erhöhen womöglich die Todesrate und führen zu mehr Herzrhythmusstörungen, berichten die Forscher im Journal "The Lancet". Sie hatten Daten von gut 96 000 Patienten aus Hunderten Kliniken ausgewertet, von denen fast 15 000 eines der Mittel allein oder in Kombination mit einem Antibiotikum bekommen hatten. Die Autoren um Mandeep Mehra von der Harvard Medical School sprechen sich dafür aus, die Mittel nur im Rahmen von klinischen Studien einzusetzen und sorgfältig zu prüfen. Zu ähnlichen Ergebnissen waren zuvor schon kleinere Studien gekommen.
Virologen aus Ulm haben das neue Coronavirus erstmals in der Muttermilch einer an Covid-19 erkrankten Frau nachgewiesen. Auch ihr Säugling sei an dem Virus erkrankt, teilte das Team um Jan Münch und Rüdiger Groß von der Universität Ulm mit. Es sei noch unbekannt, ob die Viren in der Milch auch infektiös sind und durch das Stillen auf den Säugling übertragen werden könnten, betonen die Forscher. Sie veröffentlichten die Studie ebenfalls im Journal "The Lancet".
Die Virologen hatten die Muttermilch von zwei Frauen auf Erbgut des neuen Coronavirus untersucht, die sich nach der Entbindung im Krankenhaus zusammen mit ihren Neugeborenen ein Zimmer teilten. Als eine der Frauen Krankheitssymptome entwickelte, wurde sie mit ihrem Neugeborenen isoliert und beide wurden positiv auf Sars-CoV-2 getestet. Die Zimmernachbarin bemerkte erst später Symptome und wurde dann - ebenso wie ihr Kind - auch positiv getestet.
In den Muttermilch-Proben der zuerst erkrankten Frau fanden die Wissenschaftler keine Hinweise auf das neue Coronavirus. Das Ergebnis in den Proben der zweiten Mutter war dagegen vier Mal positiv. Nach 14 Tagen sei kein Virus mehr in der Muttermilch nachweisbar gewesen und die Mutter sowie ihr Kind erholten sich von Covid-19.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte bisher keinen Nachweis des neuen Coronavirus in Muttermilch verzeichnet. "Es gibt keinen Grund, das Stillen zu vermeiden oder zu beenden", heißt es dazu in den Empfehlungen auf der Homepage der Organisation.
Ärzte der Augsburger Uniklinik haben bei der Obduktion verstorbener Corona-Patienten durchweg "ungewöhnlich schwere, teils mutmaßlich irreversible" Schäden im Lungengewebe festgestellt. Sie seien offensichtlich nicht bei der Beatmung, sondern am ehesten direkt durch das Virus entstanden, teilte die Uniklinik am Freitag mit. Das Ärzteteam sehe die Veränderung als Todesursache an. Die Ergebnisse ihrer ersten zehn Obduktionen beschreibt es im "Journal of the American Medical Association" ("Jama"). "Alle Patienten litten an schweren Grunderkrankungen, die jedoch nicht unmittelbar zum Tod führten", sagte Professor Bruno Märkl, Direktor der Pathologie an der Uniklinik. In den übrigen Organen seien keine augenscheinlich schweren Veränderungen nachgewiesen worden.