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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Deutsches U-Boot-Wrack Unterwasser-Aufnahmen: Forscher machen spektakuläre Entdeckung
Seit 1917 lag das Wrack in belgischen Gewässern, nun erst wird klar: Es ist das deutsche U-Boot "UB-32" aus dem Ersten Weltkrieg. "UB-32" wurde auf besonders dramatische Weise versenkt.
Schon länger war bekannt, dass sich etwa 35 Meilen nordwestlich der belgischen Hafenstadt Ostende ein Wrack auf dem Meeresgrund befindet. Um welches Schiff es sich handelt, war allerdings unklar. Diese Ungewissheit ist nun vorbei. Es handelt sich um das deutsche U-Boot "UB-32" aus dem Ersten Weltkrieg, wie Carl Decaluwé, Gouverneur von Westflandern, in einer Pressekonferenz am gestrigen Mittwoch erklärte. Das belgische Magazin "Knack" berichtete.
Im vergangenen Sommer hatten Taucher um den Archäologen Tomas Termote das Wrack untersucht – und eine spektakuläre Entdeckung gemacht. Sie konnten eine zweite Schiffsschraube des Wracks von Netzen und Schlamm befreien, ein erster Hinweis auf den eigentlichen Typ des Unterseeboots. An diesem Propeller gelang dann die zweite Entdeckung, die nun für Aufsehen sorgt. Die Inschrift "STB Schiffsschr. 6, UB.32" war darauf zu erkennen.
- Interview mit Tomas Termote: "Tötete sie die Explosion sofort"
Damit ist klar, dass es sich um das deutsche Unterseeboot "UB-32" handelt. "Zunächst sind wir davon ausgegangen, dass es sich um einen anderen U-Boot-Typ handelt", sagte Tomas Termote zu t-online. Mit der Identifizierung des Wracks als "UB-32" klärt sich auch der Verbleib der Mannschaft, die unter dem Befehl von Oberleutnant zur See Benno von Ditfurth im September 1917 von einer Patrouillenfahrt nicht zurückgekehrt war.
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Die Geschichte von "UB-32" war dramatisch: Es ist als einziges deutsches Unterseebot im Ersten Weltkrieg von einem britischen Flugzeug versenkt worden. Tomas Termote betont: "Es gab in dieser Zeit nur einen ähnlichen Fall überhaupt. 1915 versenkte ein österreichisch-ungarischer Flieger die französische 'Foucault' in der Adria."
Das Wrack von "UB-32" zeugt von der Zerstörungskraft des feindlichen Angriffs. "Der gesamte Bug des U-Boots ist zerstört, nur das Heck bis hin zum Turm ist intakt", berichtete Tomas Termote t-online. "Der vordere Teil wirkt, als wäre ein Riese darauf getreten."
Tote Seeleute noch an Bord?
Nach der Identifizierung des Wracks plädiert Termote zusammen mit Gouverneur Carl Decaluwé dafür, es respektvoll zu behandeln. Denn die sterblichen Überreste der Mannschaft befänden sich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch an Bord. Zwei Offiziere und 22 Mannschaften hätten sich zum Zeitpunkt der Versenkung des 1915 in Hamburg gebauten "UB-32" an Bord befunden.
Im belgischen Bereich der Nordsee befinden sich mehrere hundert Wracks aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, wie "Knack" berichtet. Darunter elf U-Boote, bei dreien sei unklar, um welche es sich handelt. Im Ersten Weltkrieg diente das deutsch besetzte Belgien als U-Boot-Stützpunkt für die Kaiserliche Marine. Mit seinen Unterseebooten versuchte das Deutsche Reich, Großbritannien von der überseeischen Versorgung abzuschneiden.
Bereits 2017 war Termote und seinem Team eine spektakuläre Entdeckung gelungen. Und zwar die Identifizierung des deutschen U-Boots "UB-29", das seit 1916 vermisst wurde. Auch in diesem Fall war die tote Besatzung an Bord verblieben, die Totenruhe wird respektiert.
- Eigene Recherche
- Gespräch mit Tomas Termote