Stefan Dürr Putin zeichnet deutschen Landwirt aus
Ein deutscher Landwirt wird von Wladimir Putin mit höchsten Ehren bedacht. Der Agrarunternehmer aus Baden-Württemberg hat eine lange Geschichte mit Russland.
Der seit Jahrzehnten in Russland tätige deutsche Milchproduzent Stefan Dürr hat den von Kremlchef Wladimir Putin verliehenen Staatsorden der Freundschaft erhalten. Der Gouverneur des Gebiets Woronesch, Alexander Gussew, veröffentlichte ein Video von der Übergabe der hohen Auszeichnung – auf Anweisung Putins, wie er mitteilte.
Zugleich würdigte er den 61-jährigen Dürr, der auch die russische Staatsbürgerschaft hat und auf vielen Verpackungen von Molkereiprodukten mit einem Foto abgebildet ist, für seine Verdienste auf dem Gebiet der Landwirtschaft. Der aus Baden-Württemberg stammende Landwirt ist auch Vorsitzender des russischen Verbandes der Milchproduzenten, Sojusmoloko.
Mitte 2023, Russland führte bereits mehr als ein Jahr den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine, kamen Spekulationen auf, dass sich unter anderem der Lebensmittelgigant Danone aus seinem Russlandgeschäft zurückziehen müsse. Als Übernahmeinteressent galt Dürrs Ekoniva-Gruppe. Unter dem Druck des russischen Regimes mussten sich viele Konzerne aus "unfreundlichen Staaten", wie die meisten Länder des Westens in der Propagandasprache des Kreml genannt werden, aus Russland zurückziehen und ihre Geschäfte teilweise weit unter Marktwert abgeben.
Landwirt kam 1989 schon erstes Mal nach Russland
Danone hatte auch überlegt, sein Russlandgeschäft in eine Beteiligungsgesellschaft auszulagern und diese in Katar anzumelden, da das Land nicht als verfeindet mit dem Putin-Regime gilt. Im Juli des Jahres unterzeichnete Putin dann einen Erlasst, wonach Russland die Danone-Beteiligung an der größten Brauereigruppe des Landes übernahm. Was mit dem Milchgeschäft des Danonekonzerns geschah, dazu gab das Unternehmen keine Stellungnahme ab.
Bereits 2019 hatte Dürr dem russischen Fachmagazin "Dairy Global" gesagt, dass er mit seiner Firma den russischen Milchmarkt komplett beherrschen wolle. Er sagte auch, wer ihm dabei im Wege steht. "Unsere größten Konkurrenten sind Danone und PepsiCo. Aber ich denke, wir werden sie auch noch schlagen".
Dürr war 1989 im Rahmen seines Studiums erstmals nach Russland gegangen und organisierte danach im Auftrag der deutschen Botschaft und des Landwirtschaftsministeriums Reisen für Jungbauern in das Land, das sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs von Jahrzehnten des Kommunismus erholte. Später beriet Dürr den russischen Machthaber Wladimir Putin bei einer landwirtschaftlichen Bodenreform. Er besitzt auch die russische Staatsbürgerschaft.
Deutscher Unternehmer in 35 Regionen Russlands aktiv
"Stefan Dürr ist sehr stolz auf diese Auszeichnung, während einige Investoren mit ausländischen Wurzeln, die von den Behörden unfreundlicher Staaten unter Druck gesetzt werden, vor den staatlichen Auszeichnungen Russlands zurückschrecken", teilte der russische Gouverneur Gussew nun in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram mit. Dürr habe mit seiner Gruppe Ekoniva von Anfang an auch in der Milchwirtschaft für höchste Standards gestanden, sagte er.
Ekoniva ist die russische Tochtergesellschaft der Ekosem-Agrar AG, deren Gründer und Gesellschafter sowie Vorstandsmitglied Dürr ist. Nach eigenen Angaben ist die Gruppe in 35 Regionen Russlands aktiv und hat mehr als 15.000 Mitarbeiter.
Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatten sich auch wegen der Sanktionen der EU und USA viele westliche Unternehmen, darunter etwa Volkswagen, Bosch und Siemens, vom Markt des Riesenreiches zurückgezogen. Zahlreiche Mittelständler, die nicht von Handelsverboten betroffen sind, arbeiten aber weiter in Russland. Lebensmittel sind etwa nicht von westlichen Sanktionen belegt.
- dairynews.ru: Stefan Duerr called Danone and PepsiCo rivals of "EkoNiva" in terms of milk
- dairyglobal.net: Danone aims to sell Russian assets to EkoNiva
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa