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Storm Shadow und Taurus: So unterscheiden sich die Waffensysteme


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Debatte um Flugkörper-Ringtausch
So unterscheiden sich Storm Shadow und Taurus


Aktualisiert am 22.03.2024Lesedauer: 4 Min.
Taurus-Marschflugkörper am Tornado-KampfjetVergrößern des Bildes
Ein Taurus-Marschflugkörper unten an einem Bundeswehr-Kampfjet (Symbolbild): Das Waffensystem wurde von Deutschland und Schweden entwickelt. (Quelle: Andrea Bienert/Bundeswehr/dpa/dpa)

Weil Kanzler Scholz Taurus-Lieferungen an die Ukraine ablehnt, erwägen die Briten einen Ringtausch mit ihren Storm-Shadow-Marschflugkörpern. Was können die beiden Waffensysteme?

Der britische Außenminister David Cameron hat im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" einen Ringtausch von Marschflugkörpern zwischen Deutschland, Großbritannien und der Ukraine ins Spiel gebracht. Die Idee dahinter: Die Briten liefern der Ukraine weitere Exemplare ihrer eigenen Storm-Shadow-Marschflugkörper und erhalten im Gegenzug dafür Taurus von Deutschland. Die Ukraine bekäme so weitere Lenkflugkörper durch deutsche Unterstützung, Deutschland müsste diese jedoch nicht selbst direkt liefern.

Dies lehnt die Bundesregierung, allen voran Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), ab. Scholz begründet dies mit der Sorge, dass Deutschland dadurch in den Ukraine-Krieg hineingezogen werden könnte. Dabei ergibt sich die Skepsis des Kanzlers zum Teil wohl auch direkt aus den technischen Unterschieden zwischen den deutschen und britischen Flugkörpern. Doch was können Taurus und Storm Shadow überhaupt leisten? Und inwiefern unterscheiden Sie sich? Ein Überblick.

Was sind Marschflugkörper?

Bei Storm Shadow und Taurus handelt es sich um sogenannte Marschflugkörper. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Flugbahn- und Höhe eigenständig ändern können. Möglich machen dies eigene Navigations- und Steuersysteme. Durch Tragwerke können sie außerdem wie Flugzeuge Auftrieb gewinnen und verlieren. Das grenzt Marschflugkörper von ballistischen Raketen ab. Deren Flugkurve ist weitestgehend schon beim Start vorgegeben und entspricht einer Parabel – ähnlich wie ein geworfener Ball.

Außerdem feuern die Triebwerke bei Marschflugkörpern den gesamten Flug über, während ballistische Raketen normalerweise nur kurz nach dem Start angetrieben werden. Dank ihres Trag- und Steuerwerks können Marschflugkörper vergleichsweise niedrig fliegen, auch unter feindlichem Radar, und sind schwer abzuwehren. Der Ukraine ermöglichen solche Flugkörper, Ziele weit hinter den Frontlinien bis ins russische Staatsgebiet hinein treffen zu können, etwa Waffendepots oder Militärbasen.

Video | So funktioniert die Hightech-Waffe Taurus
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Quelle: t-online

Storm Shadow wurde von Großbritannien und Frankreich entwickelt und 2003 auf den Markt gebracht. In Frankreich sind die Flugkörper unter der Abkürzung SCALP bekannt. Frankreich und Großbritannien haben jeweils schon Marschflugkörper an die Ukraine geliefert. Taurus hingegen wurde von Deutschland und Schweden entworfen und ist seit 2004 im Einsatz. Der Ukraine verweigert die Bundesregierung das Waffensystem bisher.

Was haben Storm Shadow und Taurus gemeinsam?

Form, Einsatzgebiete, Gewicht: Taurus und Storm Shadow sind sich in vielen Aspekten ähnlich und werden mittlerweile beide vom selben Unternehmen produziert: dem europäischen Rüstungskonzern MBDA. Mit Ausnahme der schwedischen Firma Saab hat es die nationalen Hersteller der beiden Waffensysteme aufgekauft.

Storm Shadow und Taurus sind zudem beide Luft-Boden-Marschflugkörper. Das bedeutet, dass sie aus der Luft abgeschossen werden, um Ziele am Boden oder zur See zu treffen. Viele Kampfjets, darunter der NATO-Kampfjet Eurofighter, können mit beiden System bestückt werden. Die Ukraine feuert Storm Shadows von ihren Suchoi Su-24 ab. Auch Taurus sind MBDA zufolge mit dem sowjetischen Kampfflugzeug kompatibel, allerdings würde es bis zu sechs Monate dauern, um die Jets und das deutsche Waffensystem aufeinander abzustimmen.

Storm-Shadow-Flugkörper wiegen 1.300 Kilogramm. Die Taurus-Flugkörper sind mit 1.400 Kilogramm nur unwesentlich schwerer. Beide Modelle sind 5,10 Meter lang und fliegen gerade einmal in rund 40 Metern Flughöhe. Sie erreichen Geschwindigkeiten von rund 1.170 Kilometern pro Stunde, knapp unter der Schallgeschwindigkeit.

Was unterscheidet die Marschflugkörper?

Der wichtigste Unterschied liegt in der Reichweite: Während Taurus Ziele in bis zu 500 Kilometer Entfernung treffen können, reichen die Storm Shadow nach Angaben des Herstellers etwa 250 Kilometer weit, andere Quellen geben bis zu 300 Kilometer an. Dies ist auch ein Grund, warum Scholz eine Lieferung von Taurus an die Ukraine ablehnt. Die Waffe könne, "wenn sie falsch eingesetzt wird, ein konkretes Ziel irgendwo in Moskau erreichen", sagte Scholz etwa Ende Februar auf einem Bürgerdialog in Dresden.

Es könne nicht sein, sagte Scholz zudem kürzlich, "dass man ein Waffensystem liefert, das sehr weit reicht, und dann nicht darüber nachdenke, wie die Kontrolle über das Waffensystem stattfinden kann". Im Falle von Storm Shadow soll die Ukraine Großbritannien zugesichert haben, diese nicht gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet einzusetzen.

Offenbar gibt es auch Unterschiede in der Möglichkeit ausländischer Unterstützung bei der Zielsteuerung der Flugkörper. Laut Scholz müssten deutsche Soldaten das ukrainische Militär vor Ort beim Einsatz von Taurus unterstützen. Deutschland könne "nicht tun, was an Zielsteuerung und Begleitung der Zielsteuerung vonseiten der Briten und Franzosen gemacht wird".

Vonseiten des Herstellers gibt es jedoch Einwände gegen Scholz' Darstellung. Eine Lieferung der Marschflugkörper sei demnach auch ohne die Hilfe der Bundeswehr möglich, so würden Taurus etwa auch nach Südkorea geliefert. MBDA schätzt zudem, dass ukrainische Soldaten den Umgang mit Taurus binnen drei bis vier Monaten erlernen könnten.

Ob und inwiefern das britische und das französische Militär die Ukrainer bei der Handhabung von Storm Shadow und SCALP unterstützen, ist nicht öffentlich bekannt. Was man weiß, ist, dass Großbritannien die Ukraine geheimdienstlich bei der Zielfindung unterstützt, etwa mit der Auswertung von Satellitendaten. Großbritannien erklärte jüngst, in der Ukraine käme lediglich eine geringe Zahl seiner Soldaten für medizinisches Training zum Einsatz.

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