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Ukraine-Krieg: FPV-Drohnen verändern den Kriegsverlauf | Video


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Klein, wendig und tödlich
Dieser "Mückenschwarm" wird für Russland zur Gefahr


Aktualisiert am 20.01.2024Lesedauer: 1 Min.
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Ukraine-Krieg: Der Einsatz von Drohnen hat das Vorgehen der Truppen entlang der Front verändert – auf beiden Seiten. (Quelle: t-online)

Sie sind klein, wendig und tödlich – sogenannte FPV-Drohnen spielen im Ukraine-Krieg eine immer wichtigere Rolle. Militärexperte Gustav Gressel weiß, warum.

Die Ukraine setzt sie bereits seit Kriegsbeginn ein, Russland hat in den vergangenen Monaten bei der Produktion und dem Einsatz jedoch deutlich aufgeholt: sogenannte First-Person-View-Drohnen sind zuletzt zu einem entscheidenden Faktor für das Kriegsgeschehen entlang der Front geworden.

Für ihren Kriegseinsatz werden die handelsüblichen Kameradrohnen mit einem Sprengkopf ausgestattet. Als sogenannte Kamikazedrohnen sind sie dann für den einmaligen Einsatz bestimmt.

Vor allem für schweres Kriegsgerät wie Panzer können die kleinen Fluggeräte zu einer erheblichen Gefahr werden, erklärt Militärexperte Gustav Gressel im Gespräch mit t-online. Für ihn ist klar: Die Drohnen haben das militärische Vorgehen beider Seiten erheblich beeinflusst.

Gustav Gressel

ist als Senior Policy Fellow bei der politischen Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR) tätig. Er beschäftigt sich in seiner Forschung schwerpunktmäßig mit den militärischen Strukturen in Osteuropa und insbesondere den russischen Streitkräften.

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Sie sind klein, wendig und tödlich – sogenannte FPV-Drohnen spielen im Ukraine-Krieg eine immer wichtigere Rolle.

Die unbemannten Flugobjekte sind mit einer Kamera ausgestattet und werden von einem Drohnenpiloten ferngesteuert. Für ihren Einsatz im Ukraine-Krieg werden die handelsüblichen Kameradrohnen mit einem Sprengkopf ausgestattet. Als sogenannte Kamikazedrohnen sind sie für den einmaligen Einsatz bestimmt.

Die Ukraine setzt sie bereits seit Beginn des Krieges ein, Russland hat in den vergangenen Monaten bei der Produktion und dem Einsatz jedoch aufgeholt.

Gustav Gressel, Militärexperte:
"Russland war lange hinterher, weil innerhalb der russischen Streitkräfte nur die Kräfte aus den Separatistengebieten, den sogenannten, Erfahrungen auch mit dem Einsatz von Drohnen gehabt haben. Das haben sie nachgeholt, und mittlerweile produzieren sie auch mehr Drohnen als die Ukrainer."

"Im Sommer waren die russischen Produktionskapazitäten, zumindest nach ukrainischen Angaben, noch bei etwa 4000 Stück pro Monat. Und mittlerweile sind wir bei beiden Parteien bei um die 50.000 Stück pro Monat. Für beide sind FPV Drohnen ein wichtiges Panzerabwehrmittel."

Die Drohnen haben gegenüber konventionellen Waffen wie Panzerabwehrraketen entscheidende Vorteile: Dazu zählen etwa die günstigen Produktionskosten von rund 500 bis 1500 Euro pro Stück und der hohe Grad an Beweglichkeit und Genauigkeit.

Gustav Gressel, Militärexperte:
"Die können ja nicht nur dort, wo der Richtschütze direkt hinsieht, hintreffen, sondern sie können Ziele hinter dem Horizont oder hinter den gegnerischen Linien bekämpfen. Die Reichweite ist weit größer. Die ist auch entlang der Front größer."
"Es ist eine neue Klasse von Munition, aber die kommen nie wieder zurück. Die haben einen Sprengsatz und die sind dazu da, in andere Dinge reinzufahren."

Videos dieser Kamikazeflüge existieren in den sozialen Medien zuhauf.
Ein weiterer Vorteil: anders als schwere Panzer entlang der Front können die Drohnenpiloten aus dem Verborgenen agieren.

Gustav Gressel, Militärexperte:
"Solche Drohnenschützen, die starten ihre Drohnen irgendwo hinter der Front. Die kann ich nicht niederhalten mit der Panzerkanone, weil sie außerhalb der Sichtreichweite stehen und zweitens bei sich im Gelände völlig unabhängig sind. Die können im Grunde überall sitzen. Deshalb ist es schwierig, sich dieser Plage quasi zu erwehren. Und deshalb sind sie ein sehr effektives Panzerabwehrmittel."

Winterliche Bedingungen liefern den Drohnen-Operateuren einen weiteren Vorteil:

Gustav Gressel, Militärexperte:
"Die Vegetation ist weg. Die Bäume sind kahl. Damit sehe ich natürlich besser in die Baumlinien hinein. Baumlinien sind die bevorzugten Stellungsräume der Infanterie, weil eben durch das dichte Astdickicht Drohnen schwer durchsehen können und es sehr erfahrene Piloten braucht, um in das Dickicht auch reinzufliegen."

Die FPV-Drohnen haben allerdings einen Nachteil: Sie sind auf eine bestehende Funkverbindung angewiesen. Werden Störer eingesetzt, sind die Drohnen schnell außer Gefecht.

Die Erfolgsaussichten einer einzelnen Drohne sind daher in der Regel überschaubar. Was sie gefährlich macht, sind die rauen Mengen, in denen sie derzeit produziert und eingesetzt werden – und die dazu führen, dass sich das Kriegsgeschehen in den vergangenen Monaten deutlich verändert hat.

Gustav Gressel, Militärexperte:
"Die FPV Drohnen sind einer von verschiedenen Faktoren, aber sie sind eben auch ein wesentlicher Faktor, warum wir jetzt so eine Art Erste- Weltkrieg-Stellungskrieg haben. Weil man einfach mit diesem schnellen Panzerabwehrfeuer feindliche Konzentrationen von mechanisiertem Gerät sehr schnell ausschalten kann. Und selbst wenn die es zum Angriff schaffen, bis sie sozusagen einen Durchbruch erzielt haben und dann hinter den feindlichen Linien sind, hat man den angreifenden Verbänden so hohen Schaden zuzufügen, dass sie einen Durchbruch oder einen Einbruch nicht zum Durchbruch ausweiten können und nicht, wie eigentlich gedacht, hinter die gegnerischen Linien kommen und tief in die Tiefe wirklich gut vorstoßen können, weil sie eben überall die ganze Zeit wie so Art Mückenschwarm von diesen FPV-Drohnen belästigt und bedrängt werden."

In den kommenden Monaten dürfte der Einsatz der Drohnen weiter ausgeweitet werden. Die Ukraine hat unlängst angekündigt, Drohnen in Millionenzahl produzieren zu wollen.

Gustav Gressel, Militärexperte:
"In den kommenden Monaten ist die Ukraine damit beschäftigt, die russische Winteroffensive abzuwehren, sie will den Russen natürlich so weit wie möglich Materialverluste beibringen. Und dafür sind FPV-Drohnen ein ganz wichtiges Mittel, weil durch die Verzögerungen der Lieferungen aus den USA und aus der Europäischen Union ist man mit der Artillerie zurzeit eben in einer schwierigen Lage, dass man nicht weiß, wie lange der Munitionsvorrat, den man noch hat, halten muss, wann die nächsten Pakete kommen oder wann sie nicht kommen. Da sind natürlich die Drohnen ein wichtiges Substitut für konventionelles Artilleriefeuer."

Welche Vorteile FPV-Drohnen gegenüber konventionellen Panzerabwehrwaffen haben, wie sie eingesetzt werden und was sie effektiv macht, sehen Sie hier oder oben im Video.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview mit Gustav Gressel
  • Mit Informationen und Videomaterial der Nachrichtenagentur Reuters
  • Videomaterial via X (vormals Twitter)
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