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Ukraine | Untergrund-Attacken: Partisanen in russisch besetztem Gebiet


Kämpfer im Untergrund
Geheime Attacken hinter den russischen Linien

Von t-online, wan

Aktualisiert am 01.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Ein brennendes Öldepot auf der Krim (Archivbild): Ukrainische Partisanen sollen an Anschlägen gegen russische Infrastruktur und Truppen verantwortlich sein.Vergrößern des Bildes
Ein brennendes Öldepot auf der Krim (Archivbild): Ukrainische Partisanen sollen an Anschlägen gegen russische Infrastruktur und Truppen verantwortlich sein. (Quelle: IMAGO/Stringer)
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Partisanen spähen und verüben Anschläge auf russisch besetztem Gebiet. Hinter ihnen steht eine Institution der ukrainischen Armee.

Ihre Missionen sind geheim und gefährlich: Partisanen, die weit hinter den russischen Linien aktiv sind. Koordiniert werden sie vom National Resistance Center (NRC), einem Teil der ukrainischen Armee. Als Ende Juli eine Storm-Shadow-Rakete viele russische Soldaten an einem Strand traf, sollen es Partisanen gewesen sein, die das Ziel übermittelt hatten. Jetzt bringt erstmals ein Sprecher des NRC Licht ins Dunkel der verborgenen Aktionen, die von den Männern und Frauen durchgeführt werden.

Er nennt sich "Ostap", aus Geheimhaltungsgründen gibt es nicht mehr Informationen, und beim Interview mit der "Kyiv Post" ließ er sich per Videolink zuschalten – von einem unbekannten Ort. Das NRC wurde nach eigenen Angaben von den Spezialeinheiten der Armee mit dem Ziel gegründet, Bewegungen gegen die Besatzung der Ukraine auszubilden, zu koordinieren und zu skalieren. Dazu gehört die Unterstützung von Partisanen, aber auch die Aufklärung.

Nur selten werden Sabotageakte auch bekannt. Und in Mariupol, so berichtet die "Kyiv Post", hätten Widerstandskämpfer eine russische Militärbasis angegriffen. Am Donnerstag berichtete der Exil-Bürgermeister Petro Andryushchenko auf Telegram, dass es "Brandanschläge der Mariupol Widerstandsgruppe Y gegeben habe". Einige Tage zuvor soll eine Baracke der russischen Truppen in Brand gesetzt worden sein.

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"Konkret suchen wir nach Informationen"

Im Juli berichtete der ukrainische Geheimdienst, dass Explosionen in Munitionslagern in der Nähe von Sewastopol auf der Halbinsel Krim durch Sabotage verursacht wurden. "Bei den meisten dieser Bemühungen handelt es sich wahrscheinlich um koordinierte Aktionen mit ukrainischen Spezialeinheiten, die erheblich zu deren taktischen Störungen beitragen", schreibt der "Kyiv Independent". Am aktivsten sei hier eine Gruppe namens "Atesh", was übersetzt Feuer bedeutet. Die Mitglieder gehören der Minderheit der Tataren an.

Als in den ersten Tagen der völkerrechtswidrigen russischen Invasion Truppen auch Richtung Kiew unterwegs waren, bereitete sich die Regierung schon auf Straßenkämpfe vor und Bewohner begannen, mit Hausmitteln Molotowcocktails zu bauen.

Jetzt liegt der Fokus auf den Bewohnern in den von Russland besetzten Gebieten. "Konkret suchen wir nach Informationen", sagt Ostap. "Wir kommunizieren mit unseren Leuten in den vorübergehend besetzten Gebieten, um diese Informationen zu erhalten, und überprüfen sie dann." Mögliche Ziele werden dann an die Armee weitergegeben – wie dass sich russische Soldaten an einem Strand versammeln.

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Partisanensprecher: "Psychologischen Druck erhöhen"

Doch es geht nicht nur um Beobachtungen, sondern auch um aktive Sabotage. "Wenn jemand Klempner ist, weiß er genau, wie man Rohre verschraubt, um dem Feind Schaden zuzufügen. Er kann ein Elektriker sein, der weiß, wo und wie man die Leitungen oder eine bestimmte Sicherung verdreht, um einen Kurzschluss zu verursachen und die Besatzungsverwaltung ohne Licht zurückzulassen", beschreibt Ostap die Arbeit der Widerstandsbewegung.

Ziel der Widerstandsbewegung sei es, psychologischen Druck auf die Besatzer auszuüben, die Zusammenarbeit mit ihnen zu verweigern. Dabei kann es auch zu fast schon komischen Aktionen kommen, wie Ostap berichtet. Im Februar spielten Bewohner über Bluetooth-Lautsprecher die ukrainische Nationalhymne an Bushaltestellen ab, an denen häufig russische Truppen vorbeikommen.

 
 
 
 
 
 
 

Vorbild für die Geheimaktivitäten ist die französische Widerstandsbewegung gegen die Besetzung durch deutsche Nazitruppen. Damals hätte der Autohersteller Citroën sich zwar nicht dagegen wehren können, für die Besatzer Fahrzeuge zu bauen. Er habe aber den Ölmessstab verkürzt – was zu Motorschaden bei Hunderten Autos führte.

Nach Angaben des Widerstandssprechers sei die Unterstützung so groß, dass man die Bewegung kaum noch kontrollieren könne. Auf der Halbinsel Krim gebe es so viele Partisanen, dass Russland mehr Geheimagenten geschickt habe, behauptet Ostap.

Zu den Widerständlern auf der Halbinsel gehört auch die Yellow Ribbon-Organisation (Gelbe Bänder). Sie besteht aus etwa 2.000 Personen und verunstaltet Plakate und andere Besatzungssymbole mit gelber Farbe. Die Gruppe entschied sich für gewaltfreie Methoden des Widerstands, weil sie glaubt, auf diese Weise mehr Menschen vereinen zu können, berichtet der "Kyiv Independent". Gleichzeitig versuche man aber, die russischen Besatzer mit solchen Guerilla-Aktionen zu verunsichern. Die Partisanengruppe Combap Seagulls (Kampf Möwen) hingegen versucht nach Angaben des ukrainischen Onlinemediums, tatkräftig mit Sabotage zu helfen. Sie würden Molotowcocktails gegen russische Einrichtungen einsetzen.

Verwendete Quellen
  • kyivpost.com: "The Secretive Ukraine Partisan Center Causing Havoc Behind Enemy Lines" (englisch)
  • kyivpost.com: "Ukrainian Partisans ‘Light Up Russian Base in Occupied Mariupol’" (englisch)
  • sprotyv.mod.gov.ua: "We are the Ukrainian resistance!" (englisch, Stand: 1.9.2023)
  • kyivindependent.com: "David Kirichenko: Ukraine’s Crimean partisans are waging war in the shadows" (englisch)
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