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Wagner-Boss Prigoschin: Waren die Geschäfte in Afrika sein Todesurteil?


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War die Gier Prigoschins Ende?
"Ich brauche mehr Gold"


Aktualisiert am 25.08.2023Lesedauer: 4 Min.
Jewgeni Prigoschin in Hemd und Sakko im Jahr 2017 (Archivbild): In den vergangenen Jahren hatte seine Privatarmee ihre Afrika-Geschäfte massiv ausgebaut. Bis zuletzt hielt der Söldner-Führer daran fest.Vergrößern des Bildes
Jewgeni Prigoschin in Hemd und Sakko im Jahr 2017 (Archivbild): In den vergangenen Jahren hatte seine Privatarmee ihre Afrika-Geschäfte massiv ausgebaut. Bis zuletzt hielt der Söldner-Führer daran fest. (Quelle: Imago/ Itar-Tass)
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Beim Rätseln um den wahrscheinlichen Tod des Wagner-Chefs geraten Prigoschins Deals in Afrika in den Fokus. Stand er Geschäftsinteressen im Weg?

Kurz bevor er sich auf seine mutmaßlich letzte Reise begab, schmiedete Jewgeni Prigoschin noch Pläne für die Zukunft. Nur Tage vor dem wohl tödlichen Absturz seines Privatjets ließ er sich in Afrika ablichten: In voller Militärmontur und mit vier Gewehrmagazinen vor der Brust stand der Wagner-Chef im Staub der Zentralafrikanischen Republik.

Es galt, die örtlichen Beziehungen zu stärken. Zurück in der grünen Hauptstadt Bangui versicherte er dem Präsidenten Faustin-Archange Touadera, dass dieser sich weiterhin auf Wagner als vertrauensvollen militärischen Partner verlassen könne. Prigoschins abgebrochener Aufstand in Russland und dessen Nachspiel hätten keine Konsequenzen für seine Geschäftsbeziehungen in Zentralafrika. Neue Investitionen und zusätzliche Söldner stünden bereits in den Startlöchern. Das berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf drei Personen, die mit dem Besuch in Bangui vertraut gewesen sein sollen.

Ebenfalls vor Ort waren wohl Paramilitärs aus dem Sudan, die Prigoschin Goldbarren mitgebracht haben sollen – als Dank für die Flugabwehrraketen, die Wagner ihnen für den Kampf gegen Regierungstruppen besorgt hatte. Dass der Wagner-Chef trotz güldener Mitbringsel und Stippvisite im Präsidentenpalast eine PR-Tour in Afrika für nötig hielt, dürfte gleich mehrere Gründe gehabt haben.

Drei Gründe für Prigoschins mutmaßlich letzten Afrika-Trip

Einerseits sind die Söldnereinsätze der Wagner-Gruppe auf dem Kontinent eine der wichtigsten Einkommensquellen des dahinter stehenden Geschäftsimperiums – besonders seit der Kreml die staatliche Finanzierung von Wagner in der Folge des Aufstandes eingestellt hat.

Andererseits hatte gerade der zentralafrikanische Präsident Touadera sich bereits von Prigoschin distanziert, wie das "Wall Street Journal" berichtet.

Während der zentralafrikanische Botschafter in Russland, Freddy Mapouka, Prigoschin am Rande des Afrika-Gipfels in St. Petersburg Ende Juli noch für ein Foto die Hand drückte, ließ der Präsident selbst ihn wohl links liegen. Putin höchstpersönlich soll ihm laut "Wall Street Journal" geraten haben, sich von Prigoschin loszusagen. Wusste Putin damals schon, dass Prigoschin möglicherweise nicht mehr lange Wagners Geschicke in Afrika lenken würde?

"Russland hat uns Wagner gegeben, der Rest geht uns nichts an", hatte ein Berater des zentralafrikanischen Präsidenten kurz nach der Meuterei der Söldnergruppe auf Anfrage der "New York Times" gesagt. "Wenn Moskau irgendwann anstelle von Wagner Mozart oder Beethoven schickt, nehmen wir die auch."

Damit war klar: Das Verhältnis zu Prigoschin war eine Zweck-Ehe. Das dürfte man auch in anderen Einsatzländern Wagners wie Mali so sehen. Sollte ein anderer Söldner-Chef oder gar eine andere russische Privatarmee auftauchen, um Waffen zu liefern, Rekruten zu trainieren, Rebellengruppen und Dschihadisten zu bekämpfen, Oppositionelle kleinhalten und Gold- und Diamantengeschäfte sichern, dann wäre das aus Sicht von Moskaus afrikanischen Verbündeten wohl völlig in Ordnung.

Und genau das hatte Putin wohl auch vor.

Spätestens seit Juni versucht der Kreml, die Kontrolle über die Afrika-Operationen der Wagner-Gruppe zu gewinnen. Während Prigoschin nach seinem gescheiterten Aufstand damit beschäftigt war, Teile seiner Truppen nach Belarus zu verlegen und den Kremlherrn zu besänftigen, ließ Moskau offenbar seine Partnerregierungen in Afrika einnorden.

Delegationen des russischen Verteidigungsministeriums, das von Prigoschins Erzfeind Sergei Schoigu geleitet wird, verbreiteten laut "Wall Street Journal" die neue Weisung: Ab sofort laufen die Geschäfte direkt über den russischen Staat.

Video | Söldnerchef Prigoschin offenbar bei Flugzeugabsturz getötet
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Quelle: reuters

Der Tod als Preis für sein Klammern an Afrika?

Doch Prigoschin schien das ähnlich wenig zu beeindrucken wie seine Verbannung aus Russland durch Putin. Statt sich zurückzuziehen, flog er in den Nahen Osten, reiste zu Partnern in Osteuropa und stattete afrikanischen Regierungen Besuche ab. Den Putschisten in Niger bot er dem US-Magazin zufolge in einer Sprachnachricht die Unterstützung der Wagner-Söldner an. Einen Stopp in Mali nutzte er, um sich martialisch zu inszenieren. Ein Video zeigt ihn in Kriegsherrenmontur dabei, wie er schwört "Russland noch größer und Afrika noch freier" zu machen.

Laut Informationen des "Wall Street Journal" war es ebenfalls in Mali, wo Prigoschin am vergangenen Wochenende wohl trotz allem genau das erfuhr, was er befürchtet haben dürfte: Seine Privatarmee sollte nun tatsächlich ersetzt werden. Demzufolge soll Russlands Militärgeheimdienst GRU vorgehabt haben, statt Wagner eine andere Söldnerfirma einzusetzen, die im Zweifel loyaler sei.

Als Prigoschin dies mitbekam, soll er jähzornig und übereilt aus Mali zurück nach Moskau gereist sein. Dort trat er dann allem Anschein nach am Mittwochabend den letzten Flug seines Lebens an, der ihn hätte nach St. Petersburg bringen sollen.

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Dass Prigoschins Reise wohl in einem brennenden Wrack endete, führen einige Beobachter inzwischen auf dessen Festhalten an Wagners Tätigkeiten in Afrika fest. So schreibt beispielsweise Russland-Experte Dmitri Alperowitsch auf X (ehemals Twitter): "Es ging nie um die Meuterei. Es ging ums Geschäftliche, wie immer in Russland."

Laut Alperowitsch spricht viel dafür, dass ein Mordkomplott des Kremls den mutmaßlichen Tod des Wagner-Chefs herbeigeführt hat. Dass Putin sich nicht viel Zeit mit seiner Rache gelassen habe, wie bei zahlreichen anderen Attentaten auf Kritiker und Überläufer, ist für Alperowitsch der klarste Fingerzeig auf die Afrika-Geschäfte von Prigoschins Privatarmee. Wie sehr der Wagner-Chef sich an diesen Geschäftszweig geklammert haben dürfte, unterstreicht auch einer der letzten Sätze, die von ihm überliefert sind.

Laut Informationen des "Wall Street Journal" soll Prigoschin das Dankeschön der sudanesischen Paramilitärs beim letzten Zusammentreffen in der zentralafrikanischen Republik nur sehr knapp kommentiert haben:

"Ich brauche mehr Gold."

Verwendete Quellen
  • wsj.com: "The last days of Wagner's Prigozhin"
  • vox.com: "Wagner’s real money never came from diamonds and gold"
  • nytimes.com: "Can Russia Tame Wagner in Africa Without Destroying It?"
  • zeit.de: "Kopflos in Afrika"
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