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Ukraine: Wann ist der Krieg vorbei? Armeechef will "auch die Krim" zurück


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Chef der ukrainischen Armee
"Wir holen alles zurück, auch die Krim"


Aktualisiert am 16.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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Erschreckende Bilder: Eine Drohne hat die in Trümmern liegende Stadt Bachmut aufgenommen. (Quelle: t-online)
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Die Ukraine braucht langfristig eine "hochmoderne und kampfbereite Armee", sagt deren Chef Saluschnyj. Ein Einmarsch Russlands dürfe sich niemals wiederholen.

Der Chef der ukrainischen Armee gibt sich gewiss, dass seine Streitkräfte alle von Russland besetzten Gebiete befreien werden: "Ohne Zweifel holen wir alles zurück, die Regionen Donezk und Luhansk und auch die Halbinsel Krim", sagte Walerij Saluschnyj dem Filmemacher Dmitry Komarow in einem Interview für das ukrainische Fernsehen.

"Wir wissen, was wir dafür tun müssen und wir sind schon dabei, es zu tun", so der seit Juli 2021 amtierende Oberbefehlshaber. "Der Sieg ist erreicht, wenn sämtliche besetzte Gebiete befreit sind. Und noch während des Krieges müssen wir eine hochmoderne, kampfbereite Armee schaffen, die es Russland unmöglich machen wird zu wiederholen, was gerade passiert." Der russischen Armee warf Saluschnyj vor, in der Ukraine Völkermord zu betreiben.

"Dann werden wir vernichtet"

"Das strategische Ziel Russlands ist die Vernichtung der ukrainischen Eigenstaatlichkeit", so der General, der als einer der Architekten der ukrainischen Verteidigungsstrategie gilt. "Russen kommen in die Ukraine in der Absicht, Ukrainer zu töten, ganz bewusst. Im Kern geht es für uns in diesem Krieg darum: Wenn wir den Gegner jetzt nicht vernichten, dann werden wir vernichtet." Der russischen Armee müsse so schnell wie möglich ihr gewaltiges Zerstörungspotenzial genommen werden.

Zur lange erwarteten Gegenoffensive der Ukrainer – und ob diese womöglich schon begonnen habe – äußerte sich Saluschnyj in dem am Freitag auf YouTube veröffentlichten Interview nicht. Dafür nannte der 49-Jährige erstmals Details zur Vorbereitung seiner Armee auf den russischen Einmarsch voriges Jahr: "Für die ukrainische Armee hat dieser Krieg schon im Sommer 2014 begonnen", erklärt Saluschnyj mit Blick auf den russischen Einmarsch auf der Krim und der Ostukraine in jenem Jahr. "Am 24. Februar 2024 hat sich aus Sicht des Militärs nur sein Ausmaß verändert."

"Und das hat funktioniert"

Vor der Invasion hätten die Ukrainer genau analysiert, wie sie gegen einen überlegenen Gegner kämpfen können, der aus fast allen Richtungen gleichzeitig angreift. Im Schutz der Nacht habe die Armee immer wieder trainiert, Flugabwehreinheiten im ganzen Land hin und her zu verlegen und so vor russischen Angriffen zu schützen. "Diese acht Jahre des Krieges haben uns abgehärtet und gelehrt, wie man kämpft. Das haben die Russen nicht erwartet." Am Tag der Invasion habe es dann keine großen Befehle mehr gebraucht, so Saluschnyj.

"Ich habe die Kommandeure der einzelnen Bereiche angerufen und es gesagt, 'es geht los'. Die Antwort lautete meistens einfach 'habe verstanden' und in einigen Fällen hatten sie die notwendigen Schritte schon eingeleitet", berichtet der Armeechef weiter. "Wir mussten dem Feind so schnell wie möglich so viel Schaden wie möglich zufügen, auch wenn das hieß, Gelände aufzugeben. Und das hat funktioniert", sagt Saluschnyj mit Blick auf die gewaltige russische Militärkolonne, die im Frühjahr 2022 auf Kiew zurollte – und sich dann unter den ständigen Angriffen der Ukrainer zurückziehen musste.

"Es ist unfassbar"

Er habe sich vor dem Einmarsch im vorigen Jahr nicht vorstellen können, dass die Russen ganze Städte in der Ukraine in "Steinwüsten" verwandeln würden, obwohl sie dies in Syrien und Tschetschenien schon getan hätten. Der Krieg sei in seinen Ausmaßen vergleichbar mit dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, was die Länge der Front und den Verbrauch an Munition angehe, so Saluschnyj: "Es ist unfassbar, dass so etwas im 21. Jahrhundert passiert, wo die Wissenschaft so weit ist und wir alle noch in Erinnerung haben, was unsere Großeltern im Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Und doch kommen sie her und töten ganz bewusst Ukrainer."

Saluschnyj gilt als entschlossener Reformer, der das sowjetische Erbe der ukrainischen Armee loswerden will und die Truppe an die Standards und Methoden der Nato heranführt. Er war seit dem russischen Einmarsch 2014 in der umkämpften Ostukraine stationiert und sammelte dort Kampferfahrung an vorderster Front. 2017 wurde er zum Generalmajor befördert. Als Leiter der Gefechtsausbildung organisierte Saluschnyj schon seit 2015 Übungen mit britischen und US-Soldaten. Saluschnyj ist verheiratet und hat zwei Kinder. "Meine Familie hat mich seit 2014 allerdings kaum zu Gesicht bekommen", so der Armeechef.

Verwendete Quellen
  • youtube.com: Interview mit Walerij Saluschnyj vom 12. Mai 2023 (mit englischen Untertiteln)
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