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Razzia im Höhlenkloster: Warum sich Selenskyj mit der Kirche anlegt


Razzia im Höhlenkloster
Selenskyjs Kampf gegen "Pascha Mercedes"

Von t-online, dpa, afp
Aktualisiert am 03.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Pawlo umringt von Journalisten und Gläubigen vor dem Kiewer Höhlenkloster.Vergrößern des Bildes
Pawlo umringt von Journalisten und Gläubigen vor dem Kiewer Höhlenkloster. (Quelle: Oleksii Chumachenko/Anadolu Agency )

Ukrainische Behörden holen zum Schlag gegen einen hochrangigen Kirchenvertreter aus. Die Selenskyj-Regierung wirft ihm Spionage für Russland vor.

Der Abt des weltberühmten Kiewer Höhlenklosters, Pawlo Lebid, ist von der ukrainischen Justiz unter Hausarrest gestellt worden. Das zuständige Gericht in Kiew teilte am Samstag mit, der Untersuchungsrichter habe sich zu dieser Präventivmaßnahme entschieden. Der Metropolit war wegen Vorwürfen der Aufstachelung zum religiösen Hass zu einer Vernehmung vorgeladen worden.

Der 60-tägige Hausarrest soll laut Gericht bis zum 30. Mai dauern. Der religiöse Würdenträger muss demnach eine elektronische Überwachungsvorrichtung tragen. Er dürfe "im Rahmen des Strafverfahrens nicht mit Zeugen sprechen", erklärte das Gericht weiter.

Zuvor hatte die Polizei das Haus des Klostervorstehers durchsucht. "Mir haben sie in zwei Worten gesagt, dass ich verdächtigt werde, für Russland zu arbeiten", sagte Pawlo in einem Video. Er sei zudem wegen religiöser Hetze und der Beschimpfung des ukrainischen Präsidenten zum Verhör geladen. In einem Video warf er Selenskyj "und seinem Pack" vor, seine Macht zu missbrauchen. Gott werde ihm und seiner Familie "nicht verzeihen".

Monatelanger Streit um das Kloster

Der Streit um die Nutzung des Höhlenklosters dauert seit Monaten an. Die ukrainische Führung verdächtigt die dort tätige ukrainisch-orthodoxe Kirche der Spionage und Agitation für Moskau. Vor der russischen Invasion orientierte sich die Kirche an dem Patriarchat in Moskau. Obwohl sie sich nach Beginn des russischen Angriffskriegs von diesem Patriarchat losgesagt hat, wird ihr von der ukrainischen Regierung anhaltende Zusammenarbeit vorgeworfen.

Moskau pflegte traditionell enge Bande zur ukrainisch-orthodoxen Kirche. Russlands Präsident Wladimir Putin besuchte etwa 2013 das Kiewer Höhlenkloster und traf dort Abt Pawlo. Aus Sicht der russischen Führung war die (mittlerweile gebrochene) Einheit der russischen und ukrainischen Kirche Beleg für die gemeinsame Geschichte beider Länder. Der Streit zwischen der Ukraine und Russland hatte schon 2018 zur Gründung einer vom Moskauer Patriarchat unabhängigen Orthodoxen Kirche in der Ukraine geführt.

Der weiter bestehenden ukrainisch-orthodoxen Kirche hat Kiew inzwischen das Nutzungsrecht des Höhlenklosters entzogen. Eigentlich sollten die dort lebenden Mönche bereits zum 29. März ausziehen, doch diese weigern sich. Die ukrainische Führung hat deswegen vor Gericht einen Räumungsbeschluss beantragt.

Propaganda-Verdacht gegen den Kirchenmann

Der ukrainische Inlandsgeheimdienst (SBU) erklärte, Pawlo werde verdächtigt, die "Aggression der russischen Armee gegen die Ukraine zu rechtfertigen und abzustreiten und ihre Mitglieder zu verherrlichen". Zudem werde ihm vorgeworfen, gegen die "Gleichstellung der Bürger" zu verstoßen.

"Das Gesetz und die Verantwortung für seine Verletzung ist für alle gleich und ein Priestergewand ist keine Garantie für reine Absichten", erklärte SBU-Chef Wasyl Maljuk. Er warf Russland vor, Religion für Propaganda und die Spaltung der ukrainischen Gesellschaft zu benutzen.

Seine Gegner nennen ihn "Pascha Mercedes"

Pawlo, wegen seiner Liebe zu teuren Autos auch "Pascha Mercedes" genannt, hatte eine Unterstützung der russischen Invasion in der Ukraine zuvor zurückgewiesen. In einem von ukrainischen Medien verbreiteten Video erklärte er: "Ich habe es gesagt, ich sage und ich werde es sagen: Ich verurteile alle Angriffe auf unseren Staat, und was Russland und (Präsident Wladimir) Putin getan haben, ist nicht zu rechtfertigen."

Nach der Razzia im Kloster protestierten Dutzende Gläubige. Die Versammelten, darunter auch Geistliche, schwenkten religiöse Symbole und beteten vor dem Kloster Lawra Petschersk. Dem Protest der Gläubigen stellte sich am Samstag eine kleine Gruppe von pro-ukrainischen Aktivisten entgegen. Sie schwenkten Fahnen in den Nationalfarben blau und gelb.

Verwendete Quellen
  • risu.ua: Metropolitan Pavlo (Lebid) responds to the eviction with threats against Zelensky and his family (englisch)
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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