Menschenrechtler prangern an Ukrainer setzten wohl verbotene "Schmetterlingsminen" ein
Nicht nur russische, sondern auch ukrainische Truppen sollen verbotene Minen im Kriegsgebiet verstreut haben – zum Leid von Zivilistinnen und Zivilisten.
Das ukrainische Militär soll Antipersonenminen, auch "Schmetterlings-" oder "Blattminen" genannt, gegen russische Besatzungstruppen eingesetzt haben. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat den breitgefächerten Einsatz der verbotenen Landminen am Dienstag kritisiert.
"Die Ukraine sollte den mutmaßlichen Einsatz tausender mit Raketen abgefeuerter Antipersonenminen durch ihr eigenes Militär in und um die ostukrainische Stadt Isjum untersuchen, die während der russischen Besatzung des Gebiets verstreut wurden", hieß es einer Mitteilung von HRW. Isjum war von April bis September von russischen Truppen besetzt gewesen.
Minen führen zur Vertreibung von Zivilisten
Nach Angaben von HRW geht es um die Streuung von Antischützenminen durch Raketen oder Artillerie. Diese Minen könnten nicht zwischen Soldaten und Zivilisten unterscheiden, erklärte Steve Goose, der Direktor der Abteilung Waffen bei der Organisation.
Zugleich kritisiert die Menschenrechtsorganisation auch das russische Militär für das Auslegen solcher Minen. "Die russischen Streitkräfte haben wiederholt Antipersonenminen eingesetzt und im ganzen Land Gräueltaten begangen. Das rechtfertigt jedoch nicht den ukrainischen Einsatz dieser verbotenen Waffen." Die Minen führten zur Vertreibung von Zivilisten und behinderten die Landwirtschaft und die Lieferung humanitärer Güter.
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HRW dokumentierte den Einsatz der Minen in neun verschiedenen Gebieten in und um die Stadt Isjum. Dabei zählte die Menschenrechtsorganisation elf zivile Opfer und verzeichnete nach Angaben des lokalen Gesundheitswesens mehrere Dutzend Verletzte.
250.000 Quadratkilometer in der Ukraine minenverseucht
Anfang Januar hatte der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal beklagt, dass die Ukraine durch den russischen Angriffskrieg zum größten Minenfeld der Welt geworden sei. Seinen Angaben nach sollen 250.000 Quadratkilometer des Landes minenverseucht sein – das entspräche gut zwei Drittel der Fläche Deutschlands.
Das Abkommen zum Verbot von Antipersonenminen wurde 1997 beschlossen, die Ukraine ist 1999 beigetreten und hat es 2005 ratifiziert. Russland ist dem Vertrag nicht beigetreten, verstößt laut HRW wegen der wahllosen Wirkung der Minen aber trotzdem gegen das Völkerrecht.
Landminen sind oft nur so groß wie ein Handteller und können vom Boden oder aus der Luft mit Raketen über größere Gebiete verteilt werden. Sie liegen im Boden und explodieren, wenn jemand sich nähert oder darauf tritt.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- hrw.org.de: "Ukraine: Verbotene Landminen schaden Zivilist*innen"