Nach Angriff mit Hunderten Toten Selenskyj: Russisches Militär hat spürbar Angst
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben Hunderte russische Soldaten außer Gefecht gesetzt. Russland feuert indes eine neue Welle von Attacken mit "Kamikazedrohnen" ab. Ein Überblick.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die russischen Drohnenattacken auf Städte seines Landes in der Neujahrsnacht mit scharfen Worten verurteilt. Das russische Militär startete daraufhin am Sonntagabend eine neue Angriffswelle mit sogenannten Kamikazedrohnen gegen Ziele in der Ukraine.
Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigener Darstellung in der Region Donezk im Osten des Landes mehrere Hundert russische Soldaten außer Gefecht gesetzt.
In Makijiwka sei bei einem nicht näher beschriebenen Angriff in der Neujahrsnacht ein Gebäude zerstört worden, das russischen Truppen als Unterkunft diente. Dabei seien rund 400 russische Soldaten getötet und 300 weitere verwundet worden, teilte die ukrainische Militärführung mit. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Auch Russland meldete, dass ein Militärquartier in Makijiwka beschossen worden sei und es Tote gegeben habe.
Selenskyj spricht von "erbärmlichen russischen Terroristen"
"Die russischen Terroristen waren bereits erbärmlich und sind auch so ins neue Jahr gestartet", sagte Selenskyj am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Doch diese Angriffe könnten den Ukrainern nichts anhaben. "Unser Zusammengehörigkeitsgefühl, unsere Authentizität, das Leben selbst – all das steht so sehr im Kontrast zu der Angst, die in Russland vorherrscht."
Das russische Militär habe spürbar Angst, so Selenskyj. "Und sie haben zu Recht Angst, denn sie werden verlieren." Selbst mit Drohnen und Raketen kämen die russischen Militärs nicht weit. "Weil wir zusammenhalten." Die russische Seite dagegen werde nur von Angst zusammengehalten, argumentierte er.
Das russische Militär hatte in der Neujahrsnacht eine Welle sogenannter Kamikazedrohnen auf ukrainische Städte losgeschickt, unter anderem auf die Hauptstadt Kiew und die ostukrainische Großstadt Charkiw. Die Shahed-Drohnen aus iranischer Produktion wurden nach Angaben aus Kiew von der ukrainischen Flugabwehr noch vor Erreichen ihrer Ziele abgeschossen. Die unbemannten Flugroboter sind meist mit Sprengladungen versehen und darauf ausgerichtet, ähnlich wie Raketen auf ihre Ziele hinabzustürzen. Insgesamt seien 45 Drohnen zerstört worden, teilte Selenskyj mit.
Russland greift seit Wochen mit Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen gezielt das ukrainische Energienetz an. Die bisher angerichteten schweren Schäden haben zu massiven Ausfällen in der Wasser- und Stromversorgung geführt. Russland will mit dieser Taktik offenkundig die Zivilbevölkerung der Ukraine im Winter zermürben.
Neuer russischer Drohnenangriff am Sonntagabend
Am Sonntagabend flogen Russlands Streitkräfte dann abermals Angriffe mit "Kamikazedrohnen" gegen Ziele in der Ukraine. Bei Mykolajiw in der südlichen Ukraine seien zwei Gruppen von Shahed-Drohnen gesichtet worden, berichtete die Staatsagentur Ukrinform. Wegen ihres Motorengeräuschs werden die Drohnen in der ukrainischen Bevölkerung inzwischen "Mopeds" genannt. So schrieb der regionale Militärverwaltungschef Vitali Kim auf Telegram: "Luftalarm, zwei Gruppen von Mopeds." Im gesamten Süden des Landes wurde Luftalarm ausgelöst.
Kiew: Russland führt jetzt "Krieg des Tötens wegen"
Mit den massiven Luftangriffen gegen eine Reihe von ukrainischen Städten ist Russland nach Meinung des ukrainischen Präsidentenberaters Mychajlo Podoljak zu einer neuen Strategie übergegangen. "Russland hat keine militärischen Ziele mehr", twitterte Podoljak am Sonntag. "Es versucht, so viele Zivilisten wie möglich zu töten und so viele zivile Objekte wie möglich zu zerstören. Ein Krieg des Tötens wegen."
Ausblick auf den Tag
Nach dem neuesten russischen Drohnenangriff wird eine Bilanz möglicher Schäden und Opfer oder auch nur eine Abschussbilanz der ukrainischen Luftabwehr erwartet.
- Nachrichtenagentur dpa