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Plant Putin die nächste Angriffswelle? Sattelitenaufnahmen beunruhigen Kiew


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Droht neue Angriffswelle?
Satellitenfotos wecken Sorgen in der Ukraine


Aktualisiert am 01.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Explosionen in der Ukraine: Russland bereitet offenbar neue Luftangriffe vor. (Archivfoto) (Quelle: IMAGO/Valery Melnikov)

Neue Satellitenaufnahmen legen nahe, dass Russland das nächste großflächige Bombardement auf die Ukraine plant. Worauf muss sich Kiew nun einstellen?

Das britische Verteidigungsministerium wurde deutlich: "Russlands Angriffe verursachen weiterhin Stromausfälle, die zu wahllosem, weitverbreitetem humanitärem Leid in der Ukraine führen", teilte das Ministerium am Donnerstagmorgen in seinem täglichen Ukraine-Briefing mit. Mehr noch: Die Angriffe auf die kritische Infrastruktur seien mittlerweile ein elementarer Teil der russischen Militärstrategie im Kampf gegen die Ukraine. Ziel sei es, mit dem Einsatz von Langstreckenraketen die Energieversorgung zu treffen, "um die Bevölkerung zu demoralisieren und die Staatsführung letztlich zur Kapitulation zu zwingen."

Es passte ins Bild, dass nur wenige Stunden, nachdem das Briefing veröffentlicht worden war, russische Bombardements erneut einen Stromausfall in Cherson verursachten. Dieser Angriff könnte allerdings nur ein bitterer Vorgeschmack auf das sein, was der Ukraine womöglich in den nächsten Tagen droht: Satellitenaufnahmen der Unternehmen Maxar und Planet Labs vom 28. November, die dem "Spiegel" vorliegen, zeigen, dass auf dem russischen Militärflughafen Engels-2 gerade zahlreiche strategische Bomber in Stellung gebracht werden. Ist das nächste große Bombardement der Russen also nur noch eine Frage der Zeit?

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"Man ist in der Ukraine momentan jeden Tag darauf gefasst, dass der nächste große Luftangriff kommt", sagt Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations t-online. Zuletzt hatte es Mitte November einen massiven Raketenbeschuss auf das Land gegeben, durch den zwischenzeitlich bei zehn Millionen Menschen der Strom ausfiel. Abgefeuert wurden dabei nach ukrainischen Angaben 100 Raketen. Der Militärexperte geht davon aus, dass angesichts der sinkenden Temperaturen das momentan wahrscheinlichste Ziel die ukrainische Heizungsstruktur sei.

(Quelle: European Council on Foreign Relations)

Gustav Gressel arbeitet für das Berliner Büro des European Council of Foreign Relations. Seine Schwerpunkte sind Russland, Osteuropa und Verteidigungspolitik. Davor war er mehrere Jahre für das Verteidigungsministerium von Österreich tätig und diente fünf Jahre beim Bundesheer.

Wären dafür die Bomber geeignet, die auf den Satellitenaufnahmen zu sehen sind? Frank Sauer von der Münchner Universität der Bundeswehr hält das für möglich. "Die Anzahl der Flugzeuge auf dem Stützpunkt ist ungewöhnlich hoch", sagt Sauer t-online. Neben den Bombern des Typs Tu-95 und Tu-160 seien auch Transportflugzeuge, Treibstoff und Container für Munition erkennbar. "Es ist vor diesem Hintergrund in der Tat plausibel, dass ein Angriff bevorstehen könnte."

Atomwaffenfähige Raketen ohne Sprengkopf im Einsatz

Die Flugzeuge und die Lage des Militärflughafens passen aus mehreren Gründen zum aktuellen Kriegsgeschehen. Durch die inzwischen verstärkte Luftabwehr der Ukraine ist es für die russische Luftwaffe zwar riskanter geworden, in den ukrainischen Luftraum einzudringen. Die beiden Bomber des russischen Herstellers Tupolew sind allerdings in der Lage, die Ukraine mit Langstreckenraketen zu treffen, ohne dabei den russischen Luftraum zu verlassen. Der 1.100 Kilometer östlich von Kiew gelegene Flughafen sei dafür der geeignete Standort: "Engels-2 ist die wichtigste Bomberbasis Russlands und eignet sich besonders gut dafür, die Ukraine anzugreifen", sagt Gustav Gressel.

Hinzukommt, dass die Tu-95 in der Lage ist, atomwaffenfähige Marschflugkörper des Typs Ch-55 abzufeuern. Auch wenn ein Einsatz von Nuklearwaffen aktuell unwahrscheinlich ist, passt das zur aktuellen Lage: Zuletzt kursierten Meldungen, dass Putins Armee die konventionellen Raketen ausgehen. Aus diesem Grund sollen die russischen Soldaten bereits dazu übergegangen sein, die Marschflugkörper ohne nukleare Sprengköpfe abzufeuern. Bilder von mutmaßlichen Wrackteilen gab es bereits vor einigen Tagen im Netz. Entsprechende Informationen griff auch das britische Verteidigungsministerium am vergangenen Wochenende auf.

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Wird es künftig also häufiger große Luftangriffe geben? Gustav Gressel glaubt, dass in der nächsten Zeit die russischen Luftangriffe weniger, aber dafür massiver werden: "Die Russen versuchen jetzt, gleichzeitig so viele Raketen wie möglich abzufeuern, um die Flugabwehr der Ukraine zu überfordern."

Mittelfristig, glaubt Frank Sauer, könnte die Armee von Wladimir Putin aufgrund ihrer Engpässe vermehrt auf Munition aus dem Iran setzen: Kamikazedrohnen des Typs Shahed-136 seien bereits gegen die Zivilbevölkerung und die kritische Infrastruktur eingesetzt worden: "Zu befürchten ist außerdem, dass Russland vom Iran Kurz- und Mittelstreckenraketen kauft." Sowohl die Drohnen als auch die Raketen hätten den Vorteil, dass sie auch ohne Flugzeuge eingesetzt werden können.

Verwendete Quellen
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