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Nachtüberblick, Ukraine-Krieg: Raketen treffen Staudamm in der Ukraine


Die Nacht im Überblick
Raketeneinschläge beschädigen ukrainischen Staudamm

Von dpa, reuters
Aktualisiert am 15.09.2022Lesedauer: 4 Min.
UKRAINE-CRISIS/CITY-Die zerstörte Pumpstation am Staudamm nahe der Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.Vergrößern des Bildes
Die zerstörte Pumpstation am Staudamm nahe der Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. (Quelle: UKRAINIAN PRESIDENTIAL PRESS SERVICE/reuters)
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Russische Raketen haben einen Staudamm in der Ukraine schwer beschädigt. Das Fahrzeug des ukrainischen Präsidenten hatte einen Unfall. Eine Übersicht der Geschehnisse.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bestätigt, dass beim Angriff auf die Stadt Krywyj Rih eine Pumpstation am Staudamm des Flusses Inhulez beschädigt worden ist. Er sprach am Abend von einem Versuch, seine Heimatstadt unter Wasser zu setzen. Nicht verifizierte Videos zeigten, dass der Wasserstand des Inhulez anscheinend rasch anstieg. "Alles, was die Besatzer können, ist Panik zu säen, eine Notlage zu schaffen, Menschen ohne Licht, Wärme, Wasser oder Lebensmittel zu lassen", schrieb Selenskyj auf Telegram. "Kann uns das brechen? Keineswegs."

Durch den "massiven Raketenangriff" seien hydrotechnische Anlagen schwer beschädigt worden, teilte auch der Verwaltungschef des Gebietes Dnipropetrowsk, Valentin Resnitschenko, mit. In einigen Teilen der Stadt sei die Wasserversorgung ausgefallen.

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Auf Krywyj Rih wurden nach unterschiedlichen ukrainischen Angaben sieben oder acht Raketen abgefeuert. Der Verwaltungschef des Gebiets Dnipropetrowsk, Valentin Resnitschenko, sprach von Marschflugkörpern des Typs Ch-22, die aus der Entfernung von russischen Kampfflugzeugen abgefeuert worden seien. Auch die Transportinfrastruktur der Stadt sei angegriffen worden. Von Opfern war zunächst keine Rede. Die Angaben der Kriegsparteien ließen sich auch in diesem Fall nicht unabhängig überprüfen.

Die ukrainische Führung stellte den Angriff auf zivile Infrastruktur in eine Reihe mit dem Beschuss von Kraftwerken bei Charkiw wenige Tage zuvor. Dabei war in der Ostukraine großflächig der Strom ausgefallen.

Flutwelle auf dem Inhulez "unter Kontrolle"

Der Stausee dient der Trinkwasserversorgung der Stadt mit 625.000 Einwohnern. Trotz des hohen Wasserstands auf dem Fluss sei die Lage unter Kontrolle, sagte Selenskyjs Vizestabschef Kyrylo Tymoschenko. Die Lage in den Stadtteilen, in denen Überschwemmungsgefahr drohe, werde ständig überwacht.

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Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nannte den Angriff ein Kriegsverbrechen und einen Terrorakt. "Weil sie von der ukrainischen Armee auf dem Schlachtfeld geschlagen wurden, führen die russischen Feiglinge nun Krieg gegen unsere Infrastruktur und Zivilisten", schrieb er auf Twitter. In seiner abendlichen Videoansprache nannte Selenskyj die Russen Schwächlinge: Solche Angriffe auf zivile Objekte seien ein Grund, "warum Russland verliert".

Die Flutwelle auf dem Inhulez hat aber ukrainischen Medien zufolge auch mögliche militärische Auswirkungen. Weiter südlich bei Cherson bildet der Nebenfluss des Dnipro derzeit die Frontlinie zwischen ukrainischen und russischen Truppen. Der hohe Wasserstand könnte ein Passieren des Flusses erschweren.

Unfall in Kiew mit Präsidentenkolonne

Selenskyj war am Abend in einen Autounfall verwickelt gewesen. Er hat dabei nach Angaben seines Sprechers bei dem Verkehrsunfall in Kiew keine ernsthaften Verletzungen davongetragen. "Der Präsident wurde von einem Arzt untersucht, es wurden keine ernsthaften Verletzungen festgestellt", teilte Serhij Nykyforow am frühen Donnerstag mit. Selenskyjs Auto sei mit einem Privatfahrzeug zusammengestoßen. Er machte keine Angaben, wann sich der Unfall ereignete. Sanitäter, die Selenskyj begleiteten, hätten dem Fahrer des anderen Fahrzeugs Erste Hilfe geleistet und einen Krankenwagen gerufen. Der Unfall werde untersucht.

Parlamentspräsident Stefantschuk fordert Führungsrolle von Deutschland

Zum Auftakt seines Deutschlandbesuchs hat der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk von der Bundesregierung eine Führungsrolle bei der Lieferung von Kampfpanzern in die Ukraine gefordert. "Deutschland sollte seiner Führungsrolle gerecht werden und als erstes Land Kampfpanzer liefern", sagte Stefantschuk der Deutschen Presse-Agentur am späten Mittwochabend nach seiner Ankunft in Berlin. "Ein Land wie Deutschland wartet nicht darauf, was andere tun."

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat immer wieder betont, dass er keine Alleingänge bei den Waffenlieferungen machen wolle. Bisher hat kein Nato-Land Kampfpanzer westlicher Bauart in die Ukraine geliefert. Die ukrainische Regierung fordert Panzer wie den deutschen Leopard 2 seit ihren militärischen Erfolgen bei der Rückeroberung der von Russlands Streitkräften besetzten Gebiete immer vehementer ein.

Selenskyj soll per Video vor UN-Versammlung sprechen

Eine persönliche Teilnahme des ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskyj bei der Generaldebatte der UN-Vollversammlung wird unwahrscheinlicher. Wie mehrere Diplomaten in New York der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch (Ortszeit) bestätigten, ist eine Resolution in Arbeit, die dem ukrainischen Staatsoberhaupt eine Ansprache bei dem politischen Großereignis per Video erlauben würde. Eine Abstimmung in der Vollversammlung, die nach ukrainischen Angaben eine einfache Mehrheit der abstimmenden Länder unter den 193 Mitgliedstaaten bräuchte, könnte es demnach am Freitag geben. Es ist zu erwarten, dass die Resolution bei einer Abstimmung wahrscheinlich die nötigen Stimmen erhalten würde.

Zwei Telefonate mit Putin

UN-Generalsekretär António Guterres sieht nach einem Gespräch mit Russlands Präsident Putin momentan keine Hoffnung auf baldige Friedensverhandlungen zwischen Moskau und Kiew. "Es wäre naiv zu glauben, dass wir der Möglichkeit eines Friedensabkommens nahe sind", sagte Guterres in New York. Zwar seien die Vereinten Nationen bereit, in jeglicher Hinsicht an einer diplomatischen Lösung zu arbeiten, die Chancen dafür seien gegenwärtig aber "minimal".

Einen Tag vorher hatte auch Kanzler Scholz (SPD) nach längerer Pause wieder mit dem Kremlchef telefoniert. Er erkenne aber keine Änderung in dessen Haltung zum Krieg gegen die Ukraine, sagte Scholz am Mittwoch. "Leider kann ich Ihnen nicht sagen, dass dort jetzt die Einsicht gewachsen ist, dass das ein Fehler war, diesen Krieg zu beginnen."

Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge lässt nach

Der russische Angriff auf die Ukraine hat in Deutschland eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst, die bis heute anhält. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (Dezim). Die Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und sich auf zwei repräsentative Umfragen stützt, zeigt allerdings auch, dass die Bereitschaft, Geflüchtete aus der Ukraine zu unterstützen, seit den ersten Kriegstagen etwas nachgelassen hat.

Gipfeltreffen zwischen Putin und Jinping in Usbekistan

Erstmals seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar will der chinesische Staatschef Xi Jinping heute mit Russlands Präsident Wladimir Putin zusammenkommen, der am Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in der usbekischen Stadt Samarkand teilnimmt. China gibt Putin politische Rückendeckung und stellt die USA und die Nato als Hauptschuldige des Krieges dar. Lesen Sie hier mehr dazu.

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Das wird am Donnerstag wichtig

EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen kommt am Donnerstag zum dritten Mal nach Kiew, um über die Integration der Ukraine in europäische Strukturen zu sprechen. Man müsse darauf hinarbeiten, dass die Ukraine einen Zugang zum europäischen Binnenmarkt habe und umgekehrt, sagte sie. Sie wird unter anderem mit Präsident Selenskyj sprechen. Die Ukraine ist seit Juni offiziell EU-Beitrittskandidat.

Weil es sich "seit Monaten mit eiserner Standhaftigkeit gegen die brutale Invasion Russlands" wehre und seine Freiheit und Souveränität auf europäischem Boden verteidige, soll das ukrainische Volk mit dem Medienpreis des Sanssouci Colloquium ausgezeichnet werden. Kanzler Scholz wird die Hauptrede bei der Veranstaltung in Potsdam halten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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