Behörde warnt vor Atomunfall IAEA-Chef über Saporischschja: "Wir spielen mit dem Feuer"

Vergangene Woche inspizierten Experten der Atomenergiebehörde das russisch besetzte AKW Saporischschja. Ihr Fazit ist verheerend.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) äußert in ihrem Bericht über den Zustand des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja die Sorge vor einem drohenden nuklearen Unfall. Die Situation vor Ort sei "unhaltbar", heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht der UN-Behörde. "Die IAEA ist weiterhin schwer besorgt über die Lage", schrieb IAEA-Chef Rafael Grossi dort.
Eine Expertenkommission der IAEA hatte vergangene Woche das AKW im Süden der Ukraine besucht, das derzeit von russischen Truppen besetzt gehalten wird. Die Erkenntnisse wurden in dem 52-seitigen Bericht festgehalten.
Auch vor dem UN-Sicherheitsrat schlug Grossi am Dienstag Alarm. "Wir spielen mit dem Feuer und etwas sehr, sehr Katastrophales könnte passieren", sagte Grossi. Der Beschuss des Gebäudes sei extrem gefährlich. Militärfahrzeuge in den Gebäuden der Anlage müssten entfernt werden, sagte Grossi weiter. Auch die externe Stromversorgung der Reaktoren müsse sichergestellt werden, um unter anderem die Kühlung des AKW zu gewährleisten.
Ukrainische Techniker unter großem Stress
In dem Bericht heißt es, die IAEA-Inspektoren hätten bei ihrem Besuch in dem AKW die Präsenz russischen Militärpersonals sowie Fahrzeuge und Ausrüstung der Streitkräfte festgestellt. Die von russischen Soldaten überwachten ukrainischen Techniker des Kraftwerks seien großem Stress ausgesetzt, der zu menschlichem Versagen führen könne.
Es seien zudem Schäden nahe der insgesamt sechs Reaktoren sowie der Lagerstätten von nuklearem Abfall festgestellt worden. Es seien zwar bereits einige Arbeiten ausgeführt worden, um die Schäden zu beheben, diese seien aber noch nicht abgeschlossen.
"Bombardements müssen unverzüglich eingestellt werden"
Die IAEA fordert in dem Bericht, dass die "Bombardements der Anlage und der Umgebung (...) unverzüglich eingestellt werden" müssten, um erneute Schäden zu vermeiden. Erforderlich seien sofortige Maßnahmen, um dies zu verhindern, inklusive einer Sicherheitszone um das Kraftwerk.
Alle an dem Konflikt beteiligten Seiten müssten sich darauf einigen, um noch schwerere Schäden durch Kampfhandlungen und den Austritt von Radioaktivität zu verhindern. Die IAEA stehe bereit, um umgehend eine solche Zone einzurichten.
Russlands Verteidigungsministerium warf der Ukraine am Dienstag vor, Saporischschja innerhalb der vergangenen 24 Stunden 15 Mal mit Artillerie beschossen zu haben. Im Gegenzug macht Kiew die russischen Truppen, die das AKW bereits seit Anfang März besetzen, immer wieder für Angriffe auf das Gelände verantwortlich. Die Angaben beider Seiten lassen sich in der Regel nicht unabhängig überprüfen.
- Nachrichtenagentur AFP und Reuters