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Andrij Melnyk über Selenskyj: "Musste mich immer wieder erklären"


Botschafter zieht Bilanz
Melnyk über Selenskyj: "Musste mich immer wieder erklären"

Von t-online, mk

Aktualisiert am 06.09.2022Lesedauer: 2 Min.
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Andrij Melnyk, ukrainischer Botschafter in Deutschland: "Ich hatte ja kein Eigeninteresse, ich bin kein Politiker und möchte nicht gewählt werden." (Quelle: IMAGO/Stefan Zeitz)
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Andrij Melnyks Zeit als Botschafter in Berlin geht zu Ende. Seine Art kam offenbar auch in Kiew nicht immer gut an.

Mit seinen häufig kontroversen Aussagen ist der scheidende ukrainische Botschafter Andrij Melnyk offenbar nicht nur in Deutschland angeeckt. "Dieser Stil wurde auch zu Hause nicht immer verstanden, mein Präsident war zwar nicht wütend, aber auch ihm musste ich immer wieder erklären, warum ich das eine oder andere getan oder unterlassen haben", sagte Melnyk am Montagabend in der ARD-Sendung "Hart aber fair" über sein Verhältnis zum ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

"Es war schon ein Lauf auf dünnem Eis, auch für mich persönlich als Diplomat", sagte Melnyk über seine Zeit in Deutschland. "Aber ich hatte ja kein Eigeninteresse, ich bin kein Politiker und möchte nicht gewählt werden. Ich habe so agiert, weil ich erkannt habe, dass man manchmal lauter werden muss, um gehört zu werden. So einfach ist das." Die Zeit in Deutschland sei schwierig, aber auch spannend gewesen. Die Liste an Dingen, die er an den Deutschen möge, sei sehr lang: "Ich habe diesen Job aus Überzeugung gemacht und weil ich dieses Land so liebe", sagte Melnyk.

"Wir dürfen auf diese Hilfe zählen"

Gleichzeitig wiederholte Melnyk in der Sendung die Forderung nach mehr Einsatz der Bundesregierung für die Ukraine. Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt würden die Polen und Balten zehnmal so viel Hilfe leisten wie Deutschland. "Wir sind Partner und Verbündete und wir dürfen auf diese Hilfe zählen, weil dieser Krieg auch die Deutschen und die Europäer betrifft, dieser Krieg kann auch nach Polen oder Deutschland kommen." Zudem sei es die Regierung der Deutschen gewesen, "die dieses schöne Land in den letzten Jahren, Jahrzehnten, in eine schwierige Lage hineinmanövriert hat, diese Abhängigkeit vom Gas", so Melnyk. "Deshalb muss auch die deutsche Politik dafür Lösungen finden."

Forderungen nach Friedensgesprächen mit dem Kreml erteilte Melnyk eine Absage: "Nur wenn Putins Generäle ihm berichten, es geht nicht voran, haben wir eine Chance für Diplomatie." Aber: "Putin will gar nicht reden. Er sieht im Moment gar keinen Anlass zu verhandeln."

Melnyk ist seit Anfang 2015 Botschafter in Deutschland, Mitte Juli berief ihn Selenskyj nach Kiew zurück. Melnyk verlässt Berlin am 14. Oktober, um einen neuen Posten im Außenministerium zu übernehmen. Melnyks Nachfolger ist Olexij Makejew, der bereits früher an der Botschaft in Deutschland gearbeitet hat. Melnyk hatte sich nicht erst seit dem russischen Überfall auf die Ukraine mit oft harter Kritik an der Bundesregierung einen Namen gemacht.

Verwendete Quellen
  • ardmediathek.de: "Hart aber fair"-Sendung vom 5. September 2022 (Stand: 6. September 2022)
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