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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Befreiung von Auschwitz 1945 "Von Anfang an ein Ort des Massenmords"
Vor 80 Jahren befreite die Rote Armee Auschwitz, heute erstarkt die radikale Rechte. Wie Auschwitz zum Zentrum des Völkermords wurde und welche Lehren wir daraus in der Gegenwart ziehen sollten, erklärt Historikerin Susanne Willems.
Das Grauen erwartete die Soldaten der Roten Armee, als sie am 27. Januar 1945 Auschwitz erreichten. Mehr als eine Million Menschen hatte die SS an diesem Ort ermordet, nur wenige Überlebende konnte die Rote Armee an diesem Tag befreien. Seither gilt Auschwitz als Inbegriff des mörderischen nationalsozialistischen Rassenwahns.
Der Nationalsozialismus war am Ende des Zweiten Weltkriegs besiegt, aber Rassismus und Fremdenhass existieren weiter, warnt Susanne Willems, Historikerin und Autorin des Buches "Auschwitz. Die Geschichte des Vernichtungslagers". Im Gespräch erklärt Willems, wie Auschwitz möglich wurde und was uns die Geschichte dieses Konzentrations- und Vernichtungslagers lehrt.
Frau Willems, 80 Jahre nach der Befreiung werden die letzten Überlebenden bald nicht mehr unter uns sein, um vom Grauen in Auschwitz zu berichten und die Nachwelt zu mahnen. Was dann?
Susanne Willems: Die letzten Zeugen wird es bald nicht mehr geben, ja. Aber die Überlebenden haben Zeugnis abgelegt, in Büchern, Videos und Gesprächen. Zudem existiert dieser historische Schauplatz des Völkermordes weiterhin. Seit 1947 gibt es das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau, der polnische Staat wird auch in Zukunft alles dafür tun, um diesen Ort zu erhalten. Das Museum macht den Menschen ebenso wie das dortige internationale Bildungszentrum zahlreiche Angebote, um sich mit der Geschichte dieses Orts auseinanderzusetzen – und den drängenden Fragen zu widmen, die sich um unser Menschsein drehen.
Was ist für Sie die drängendste dieser Fragen?
Der frühere Bundespräsident Johannes Rau hat einmal sinngemäß gesagt, dass man nichts über den Nationalsozialismus und seine Verbrechen gehört haben muss, um trotzdem zu wissen, dass man Menschen nicht misshandelt oder gar totschlägt. Historische Bildungsarbeit muss bereits an diesem Punkt ansetzen.
Rau sagte auch, dass die schiere Kenntnis über den Nationalsozialismus keine Menschenfeindlichkeit oder rechtsextreme Gewalt verhindert.
Auch damit lag Rau richtig. Es ist entscheidend, die Entwicklungslinien zu verfolgen, die aus der zivilen Normalität ins monströse Verbrechen hineinführen. Das ist eine der Aufgaben, die ich mir als Historikerin gestellt habe. Wann wandelt sich eine das Menschenleben ermöglichende und bewahrende Politik in eine, die Menschenleben zerstört? Auschwitz ist ein geeigneter Ort, dieser Frage nachzugehen. Nicht nur ich tue das, sondern auch viele andere Menschen. Gerade erst war ich im Rahmen meiner Lehrtätigkeit mit einer kleinen Gruppe junger künftiger Berliner Polizeikommissare in der Gedenkstätte Auschwitz.
Zur Person
Susanne Willems, Jahrgang 1959, ist promovierte Historikerin, Publizistin und Lehrbeauftragte für Zeitgeschichte an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Gerade sind ihre Bücher "Auschwitz: Terror – Sklavenarbeit – Völkermord" neu und "Auschwitz. Die Geschichte des Vernichtungslagers" wieder erschienen. 2005 zeichnete die Republik Polen Willems für ihre Verständigungsarbeit zwischen Deutschen und Polen mit dem Kavalierskreuz des Verdienstordens aus.
Welche Erfahrung machen Sie, wenn Sie etwa mit angehenden Kommissaren nach Auschwitz reisen?
In dem Augenblick, in dem sich Menschen durch den historischen Ort Auschwitz bewegen, können sie der Auseinandersetzung damit nicht mehr ausweichen. Als Besucher müssen sie ein Verhältnis zur Geschichte entwickeln, ja, sie wollen das auch. Das Wissen darüber, was Menschen in Auschwitz angetan worden ist, fordert uns am Ende auf, unser eigenes Verhalten und Handeln in der Gegenwart zu hinterfragen. Es ist dringender denn je.
Weil gegenwärtig die radikale Rechte weltweit erstarkt, Fremdenfeindlichkeit und gewaltsame Konflikte zunehmen?
Geschichte wiederholt sich nicht, aber die Gründe für Diskriminierung und Verfolgung, für Gewalt und Krieg sind zeitlos. Nehmen wir dieses Konzept der White Supremacy ("Weiße Vorherrschaft", Anmerkung der Redaktion) in den Vereinigten Staaten, das bei so vielen Anhängern von Donald Trump beliebt ist. Das ist Nazi-Ideologie in Reinkultur. Wir müssen verstehen, wann Gesellschaften aktiv werden müssen, um so etwas wie Auschwitz und andere Verbrechen zu verhindern.
Wann ist dieser Punkt?
Um die Geschichte von Auschwitz zu verstehen, fängt man am besten bei Rudolf Höß an, dem ersten und langjährigen Kommandanten von Auschwitz. Er war schlichtweg ein Rechtsextremist, der sich in den Freikorps nach Ende des Ersten Weltkriegs radikalisiert hatte. 1924 wurde Höß wegen Beteiligung an einem Mord zu einer langen Zuchthausstrafe verurteilt, kam aber wegen einer Amnestie nach insgesamt fünf Jahren Haft wieder frei. Dann schloss er sich den Artamanen an, einer radikalen völkischen Organisation.
SS-Chef Heinrich Himmler war ebenfalls ein Artamane.
So ist es. Höß hat dann auch ab 1933 Karriere in der SS gemacht, war erst im Konzentrationslager Dachau stationiert, dann wurde er später Adjutant des Kommandanten in Sachsenhausen. Im Mai 1940 dann wurde er selbst Kommandant – und zwar im Konzentrationslager Auschwitz. Was können wir daraus lernen? Rudolf Höß war ein gewöhnlicher Rechtsextremist, der nicht rechtzeitig von der Gesellschaft gestoppt worden ist. Höß erhielt später die Macht über das Leben Zigtausender Menschen – und unter seiner Verantwortung wurden die meisten dieser Leben ausgelöscht. Wehret den Anfängen, das ist die Lehre aus seiner Karriere.
Ende April 1940 befahl Heinrich Himmler den Bau des Konzentrationslagers Auschwitz, es wurde schließlich der größte und tödlichste Komplex des deutschen Systems der Konzentrations- und Vernichtungslager. Wie kam es dazu?
Die Geschichte des Konzentrationslagers Auschwitz gibt eine genauere Vorstellung von den jeweiligen Entscheidungen, die deutsche Verwaltungen auf dem Weg zu diesem Inferno getroffen haben. Nach dem Überfall auf Polen hatte sich das Deutsche Reich, die Gegend, in der Auschwitz liegt, einverleibt. Dort, im größten Kohle- und Industrierevier Polens, wurde der Regierungsbezirk Kattowitz gebildet, in dem dann deutsche Juristen und Verwaltungsbeamte das Sagen hatten. Und diese Leute erklärten, dass sie für die vielen politischen Gefangenen, all die willkürlich festgenommenen Polen nicht zuständig seien.
Stattdessen sollten diese Menschen im neu entstehenden Konzentrationslager Auschwitz eingesperrt werden.
Ja. Die deutsche Polizei nahm Polen zu Hunderten und Tausenden fest, die Gefängnisse waren überfüllt. In Auschwitz übernahm die SS von der Wehrmacht eine frühere Kaserne der polnischen Armee und errichtete ein Konzentrationslager. Eigentlich wollte Höß die Arbeitskraft der Häftlinge für ein landwirtschaftliches Versuchsgut ausnutzen. Doch dann trat ein anderer Akteur auf, der sich für die Arbeitskraft der KZ-Häftlinge interessierte.
Es handelte sich um die deutsche Wirtschaft.
Im Osten der Stadt Auschwitz errichtete die I.G. Farben, damals das größte Chemieunternehmen der Welt, ein Werk zur Herstellung von Buna, synthetischem Kautschuk. Heinrich Himmler reiste am 1. März 1941 nach Auschwitz und sagte der I.G. Farben für ihre Baustelle 10.000 KZ-Arbeiter zu, Leiharbeiter für wenige Reichsmark pro Tag, die die I.G. Farben an die SS zahlte. Die SS also war das erste deutsche Leiharbeitsunternehmen in diesem Sklavenmarkt. Im Konzentrationslager Auschwitz, dem Stammlager, sollten statt 10.000 bald 30.000 Gefangene eingesperrt werden. Und auf Betreiben der I.G. Farben wurden der Ausbau und die Erweiterung des Stammlagers, Auschwitz I, ein kriegswirtschaftlich wichtiges Bauvorhaben der chemischen Erzeugung. Höß, enttäuscht, dass für sein landwirtschaftliches Versuchsgut kaum Arbeitskräfte übrig bleiben würden, erhielt folglich noch am selben Tag Himmlers Zusage, dass ein zweites Lager in Auschwitz entstehen sollte.
Es erhielt die Bezeichnung Auschwitz II, besser bekannt als Birkenau.
Ja. Dieses zweite Lager in Birkenau sollte sowjetische Kriegsgefangene aufnehmen, die die Wehrmacht nach dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 zu Millionen machte. Aber es kam anders als geplant: mehr als eine Million sowjetische Kriegsgefangene hatte die Wehrmacht im Winter 1941/42 verrecken lassen, sie konnte folglich der SS in Auschwitz-Birkenau Kriegsgefangene nicht mehr in der erwarteten Zahl ausliefern. Daraufhin begannen die Massendeportationen europäischer Juden nach Auschwitz, zunächst noch nicht nach Birkenau, das noch im Bau war, sondern ins Stammlager. Aus der Slowakei zunächst nur Frauen, aus Frankreich auch Männer, und angefordert hatte die SS ausdrücklich Arbeitskräfte.
Auschwitz nimmt innerhalb des nationalsozialistischen Lagersystems eine besondere Stelle ein, weil es Konzentrations- und Vernichtungslager zugleich war. Bitte erklären Sie, wie es dazu kam.
Die SS betrieb im besetzten Polen mehrere Vernichtungslager: Chełmno, Treblinka, Sobibor und Bełżec, in denen sie ab Ende 1941 die in Zwangsarbeiterlagern und Ghettos verelendeten Juden umbrachte. Auch Auschwitz war bereits zu der Zeit ein solcher Ort der Vernichtung von Juden aus der Region. Aber Auschwitz war von Anfang an immer ein Ort des Massenmords. Zu jeder Zeit mordete die SS. Die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen, selektiert in Lagern der Wehrmacht, wurden deshalb dorthin gebracht. Sie waren Politische Kommissare der Roten Armee oder Soldaten, die sonst als gefährlich angesehen wurden. Sie wurden zu Hunderten in Auschwitz erschossen, ebenso auch Tausende Polen, die die Gestapo aus Kattowitz ins Konzentrationslager brachte.
Es war die systematische Vernichtung dieser Menschen.
Ja. Die im Lager registrierten Gefangenen allerdings wollte die SS zur Arbeit einsetzen. Wer arbeitsfähig war, hatte zunächst einen gewissen Wert für die SS, bis sich dieser durch Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten erschöpft hatte. Dann ermordete die SS die Menschen. Die meisten der Gefangenen allerdings brachte die SS nach Tagen, Wochen, allenfalls Monaten ums Leben, noch bevor sie zur Arbeit hätten eingesetzt werden können. Deportierte Kinder, Alte und Kranke, Menschen also, die als nicht arbeitsfähig galten, tötete die SS in Auschwitz-Birkenau sofort in den Gaskammern.
Die Leute galten den Nationalsozialisten als "unnütze Esser".
So ist es. Wir dürfen auch nicht vergessen, gegen wen die Nazis ihren Rassenwahn zuerst gerichtet hatten. Nicht Polen, Russen oder Juden ermordete das Regime zuerst als "unnütze Esser", sondern es waren Deutsche, die dem ersten Massenmord-Programm zum Opfer fielen, den Euthanasieverbrechen, als Ärzte Zehntausende Menschen töteten: Psychisch Kranke, Menschen mit Behinderungen, ein Drittel aller Bewohner psychiatrischer Einrichtungen, allesamt und jeden Alters galten sie als "unnütz". Und das Konzentrationslager Auschwitz existierte gerade ein Jahr, als die SS Hunderte Gefangene, die nicht mehr genesen würden, auf demselben Weg loswerden wollte: Ende Juli 1941 füllte sie einen Eisenbahnzug am Stammlager, der 575 Gefangene aus Auschwitz zur Euthanasie-Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein in Sachsen abtransportierte, wo die Menschen alle mit Kohlenmonoxid erstickt wurden.
Später kam das berüchtigte Gift Zyklon B zum Einsatz, um das Morden in den Augen der SS effektiver durchzuführen.
Ja, einen Monat später experimentierte die SS dann in Auschwitz mit Zyklon B, sie trieb 250 polnische Häftlinge aus dem Krankenbau in die zuvor abgedichteten Arrestzellen des Blocks 11 im Stammlager …
… der als "Todesblock" gefürchtet wurde.
Richtig. Die nicht Gehfähigen mussten mitgefangene Pfleger hintragen und in den Zellen im Keller ablegen, stapeln. Die SS jagte noch einen Transport von 600 sowjetischen Kriegsgefangenen hinterher und setzte dann das ganze Untergeschoss mit Zyklon B unter Gas. So begann Anfang September 1941 der Einsatz von Zyklon B in Auschwitz, das dann innerhalb des Krematoriums im Stammlager und später in den Gaskammern in Birkenau eingesetzt wurde, um Menschen zu Hunderten und Tausenden minutenschnell umzubringen. Warum erzähle ich das? Wegen der falschen Vorstellung, dass das heute begehbare Stammlager mit seinen steinernen Gebäuden einen anderen Charakter als das kaum übersehbare Birkenau mit seinen weitläufig aufgestellten Baracken gehabt habe. Überall wurde zu allen Zeiten gestorben und gemordet, Auschwitz, das Stammlager auch, war zeitweise ein Schlachthaus. Von den 10.000 sowjetischen Kriegsgefangenen, die im Oktober und November 1941 dort eingeliefert wurden, lebten am Ende des Winters keine tausend. Die SS hatte sie grausamst zugrunde gerichtet.
In Auschwitz entstand dann noch ein drittes Lager, Auschwitz III, Monowitz. Warum?
Auschwitz III war eines von vielen verschiedenen Zwangslagern auf dem Baugelände der Buna-Werke im Osten der Stadt, Zwangsarbeiter in billigsten Quartieren, kurze Wege, lange Arbeitszeiten, totale Kontrolle, alles, um den Bau der Fabrik zu erleichtern. Ein Lager errichtete die I.G. Farben 1942 als Konzentrationslager. Denn die Verelendung und das Massensterben der Gefangenen in Auschwitz und Birkenau löste Epidemien aus. Im Sommer 1942 war deshalb das gesamte Lager gesperrt, es rückte gar kein Buna-Kommando mehr zur I.G.-Baustelle aus. Im dritten Auschwitzer Lager Monowitz waren die Sklavenarbeiter direkt an der Baustelle untergebracht. Ohnehin zahlte die I.G. Farben, wie die vielen anderen Unternehmen auch, die nach und nach mit der SS ins Geschäft kamen, nur für arbeitsfähige KZ-Häftlinge.
Wer nicht arbeiten konnte, wurde ermordet.
Ja. Genau wie bei den Krankenmorden des Euthanasieprogramms beherrschte auch hier eine brutale Ökonomisierung den Blick auf den Menschen. Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz spiegelt diese nationalsozialistische Sichtweise auf die Welt in einem Mikrokosmos aller Leben zerstörenden Kräfte. Ab Herbst 1942 wurde Auschwitz der Zielort von Massendeportationen der Juden aus allen europäischen Ländern unter deutscher Herrschaft. Der Mitte September 1942 vom Rüstungsminister im Handel gegen Arbeitssklaven für die oberschlesische Industrie bewilligte Ausbau von Birkenau mit vier Krematorien und angeschlossenen Gaskammern machte dann die massenweise und spurlose Ermordung der Menschen möglich, die als nicht arbeitsfähig angesehen wurden. Es war ein System, in dem die ständige Vernichtung von Menschen vorgesehen war, um zugleich die Arbeitskraft weniger, vielleicht jedes vierten oder fünften Deportierten bis zum Tod auszuschöpfen. Daraus müssen wir Lehren ziehen.
Welche genau?
Wenn niemand der Ökonomisierung des Menschen Grenzen setzt, dann wird sie zum Selbstläufer, sie gewinnt an Dynamik, die zu einem schrecklichen Ende führen kann. Erst recht, wenn rassistische Ideologien diese Ökonomisierung rahmen. Die I.G. Farben, aber auch zahlreiche andere Unternehmen, bezahlten die SS für die ausgeliehenen Sklavenarbeiter. Wenn diese nicht mehr arbeiten konnten, schickte die I.G. Farben sie an die SS zurück – und damit in den sicheren Tod. Wehret den Anfängen – nämlich überhaupt Erwägungen von Nützlichkeit im Blick auf den Menschen zuzulassen. Denn das Ende ist uns durch Auschwitz bekannt.
Nochmal gefragt: Wenn Sie mit künftigen Polizeikommissaren nach Auschwitz reisen, wie reagieren diese Besucher auf diesen Ort?
Nachdenklich. In der Hauptausstellung im Stammlager befinden sich viele Fotografien von Gefangenen, alles erkennungsdienstliche Fotos. Solche sind Polizeibeamten ja sehr vertraut, aus ihrer beruflichen Praxis. Und das begegnet einem nun in Auschwitz, dem Ort, an dem ein derart monströses Verbrechen an unschuldigen Menschen stattgefunden hat. Vertraut oder doch ganz anders? Denn die Gefangenen blicken uns an. Auch eine andere Geschichte macht Polizeibeamte betroffen. In Birkenau hatte die SS etwa 23.000 Sinti und Roma – Männer, Frauen und Kinder – in ein Familienlager gesperrt. Nur wenige haben überlebt. Manche dieser Männer wurden noch in ihrer Wehrmachtsuniform nach Auschwitz deportiert. Das berührt die Menschen. Gewissheit zerbricht – keine deutsche Uniform schützt ihren Träger, sobald Rassisten an der Macht sind.
Haben Sie eine persönliche Überzeugung aus Ihrer jahrzehntelangen Beschäftigung mit Auschwitz gewonnen?
Eine? Ja, die, bedrohten Menschen zugewandt zu bleiben. Weil Solidarität über alle Grenzen hinweg so wichtig ist. In Auschwitz haben Menschen anderen Menschen Furchtbares angetan. Nur unsere Solidarität kann andere, gefährdete, geächtete Menschen schützen – und hilft uns, Mensch zu sein.
Frau Willems, vielen Dank für das Gespräch.
- Persönliches Gespräch mit Susanne Willems via Videokonferenz