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US-Atomwaffen-Test: Die Auswirkungen der Atombombe im Weltall 1962


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Verheerende Wirkung
Als die US-Armee Atombomben im Weltall testete


Aktualisiert am 22.05.2024Lesedauer: 3 Min.
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Eine Atombombe explodiert im Weltall: Was nach Science-Fiction klingt, wurde in den 1960er-Jahren Realität. (Symbolfoto) (Quelle: celafon/getty-images-bilder)

Anfang der 1960er-Jahre ließen die USA Atomwaffen in der äußeren Erdatmosphäre explodieren. Dabei offenbarte sich ein verheerender Effekt.

Am 9. Juli 1962 erhellte eine polarlichtähnliche Erscheinung für sieben Minuten den Himmel über Honolulu. Einige Kameras hielten das ungewöhnliche Schauspiel fest. Was zu der Zeit allerdings nur wenige Menschen wussten: Grund für die Lichter war eine Atombombe, die 400 Kilometer über der Erdoberfläche gezündet worden war. Und die Explosion hatte noch weitaus schlimmere Folgen als nur ein Lichtspiel am Himmel.

Unter dem Decknamen "Operation Fishbowl" (auf Deutsch: Operation Goldfischglas) testete die US-Armee 1962 Nuklearwaffen in der Erdatmosphäre. "Operation Fishbowl" sollte drei Haupttests beinhalten: "Bluegill", "Starfish" und "Urraca". Der wohl bekannteste und folgenschwerste Test der Reihe sollte allerdings "Starfish Prime" werden – dabei war dieser ursprünglich gar nicht geplant.

"Starfish"-Test schlug fehl

Am 20. Juni 1962 sollte der ursprüngliche "Starfish"-Test durchgeführt werden. Wie auch bei allen anderen Tests sollte der Sprengkopf mithilfe einer Thor-Rakete in weltraumnahe Luftschichten transportiert werden. Für den Abschussort der Rakete wurde das Johnston-Atoll festgelegt.

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Das Johnston-Atoll ist eine Inselgruppe im Nordpazifik. Es liegt etwa 1.150 Kilometer südwestlich von Hawaii und schien weit genug entfernt von bewohnten Gebieten zu sein. Doch der "Starfish"-Test schlug fehl: Die Thor-Rakete explodierte schon in einer Höhe von zehn Kilometern. Bei der Explosion wurde Plutonium freigesetzt, das die angrenzende Insel Sand Island verseuchte.

Neuer Versuch: "Starfish Prime"

Die Verantwortlichen beim US-Militär beschlossen, den "Starfish"-Test unter dem Namen "Starfish Prime" zu wiederholen. Von dem zweiten Versuch wenige Wochen später erhoffte man sich Erkenntnisse über die Auswirkungen des elektromagnetischen Impulses (EMP), der von einer nuklearen Detonation ausgeht.

Bei einem EMP erzeugen gekoppelte elektrische und magnetische Felder eine Art Strahlung. Diese wird bei hochenergetischen Ereignissen freigesetzt und führt, ähnlich wie bei Sonnenstürmen und Polarlichtern, zu einer Flut geladener Teilchen. EMPs können Stromkreise überlasten und zerstören. Über diesen Effekt wollten die Forscher beim zweiten Versuch Aufschluss erhalten. Und diesmal gelang der Test.

Mit einer Sprengkraft von 1.450 Kilotonnen TNT-Äquivalent explodierte die Atombombe in einer Höhe von 400 Kilometern. Zum Vergleich: die Atombombe, die 1945 über Hiroshima explodierte, hatte eine Sprengkraft von etwa 13 Kilotonnen. Bei "Starfish Prime" kam also eine relativ große Bombe zum Einsatz. Damit die Zivilisation dennoch so wenig wie möglich von den Tests mitbekam, wurde die Rakete in südwestliche Richtung über dem Pazifik abgefeuert. Doch der Plan ging schief.

Ionisierung der Magnetosphäre

Neben dem Polarlichteffekt, der Tausende Kilometer weit zu sehen war, wog eine andere Folge deutlich schwerer. Zwar rechnete man mit einem EMP, dieser fiel aber deutlich heftiger aus als angenommen. In der Folge versagten die Messgeräte, die den EMP messen sollten.

Auf Hawaii gaben darüber hinaus etwa 300 Straßenlaternen den Geist auf. Dadurch lösten mehrere Einbruchswarnanlagen aus. Auch die Telekommunikation zwischen hawaiianischen Inseln fiel zumindest zeitweise aus. Andere elektronische Geräte wurden komplett funktionsuntüchtig.

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Die bei der Explosion freigesetzten Röntgenstrahlen führten zudem zu einer Ionisierung der irdischen Magnetosphäre, die noch über Jahre nachgewiesen werden konnte. Sieben Satelliten waren nach "Starfish Prime" unbrauchbar, darunter der erste zivile Kommunikationssatellit "Telstar". So brachte der Test zwar die Erkenntnis, dass sich mit einer Atombombenexplosion in der Atmosphäre ein ganzes Land außer Gefecht setzen lässt. Doch "Operation Fishbowl" erregte auch deutlich mehr Aufmerksamkeit als erwünscht, an den Atomtests der US-Armee wurde Kritik laut.

Eine Erkenntnis bleibt

Als bei einem weiteren Test der US-Armee am 26. Juli 1962 eine Rakete noch auf der Startrampe explodierte und das Johnston-Atoll mit Plutonium kontaminierte, stieg der öffentliche Druck. Daher sagte die US-Armee den letzten geplanten Test "Urraca" ab. Dabei sollte eine Atombombe mit einer noch größeren Sprengkraft in der Atmosphäre detonieren. Auch Wissenschaftler zeigten sich zunehmend besorgt.

Aufgrund der Tests von Atomwaffen und Kernexplosionen verschiedener Länder konnte bereits Ende der 1950er-Jahre eine alarmierende Zunahme der Radioaktivität in der Erdatmosphäre gemessen werden. Mitten im Kalten Krieg einigte man sich daher 1963 auf den "Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser".

Nur die Volksrepublik China und Frankreich sind dem Abkommen als einzige offizielle Atommächte bis heute nicht beigetreten und testeten auch nach 1963 weiter oberirdisch. Dennoch geht die gemessene Radioaktivität in der Erdatmosphäre seit Inkrafttreten des Vertrags stetig zurück.

Verwendete Quellen
  • derstandard.at: "50 Jahre "Starfish Prime": Ein Nukleartest, der die Welt erschütterte"
  • aps.org: "Sixty Years After, Physicists Model Electromagnetic Pulse of a Once-Secret Nuclear Test" (englisch)
  • nuclearweaponarchive.org: "Operation Dominic" (englisch)
  • Eigene Recherche
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