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Serienmörderin Elisabeth Báthory: Ihr Blutdurst soll unersättlich gewesen sein


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Berüchtigte Serienmörderin
Ihr Blutdurst soll unersättlich gewesen sein


Aktualisiert am 11.12.2022Lesedauer: 4 Min.
Elisabeth Báthory: An der Legend der Blutgräfin gibt es Zweifel.Vergrößern des Bildes
Elisabeth Báthory: An der Legende der Blutgräfin gibt es Zweifel. (Quelle: Wikipedia/Public Domain)
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Elisabeth Báthory war eine schwerreiche Adelige – und gilt als schlimmste Serienkillerin überhaupt. Es gibt allerdings Zweifel, ob sie wirklich die gefürchtete "Blutgräfin" war.

Dracula war geradezu ein Waisenknabe. Der walachische Fürst soll im 15. Jahrundert zwar seine Feinde gepfählt und gelegentlich sogar Kinder gebraten haben. Doch seine Taten verblassen gegen diejenigen einer Frau, die rund hundert Jahre später am Rand der slowakischen Kleinen Karpaten ihr Unwesen getrieben hat: Elisabeth Báthory, die sogenannte Blutgräfin.

Glaubt man den historischen Akten ihrer Zeit, soll sie zwischen 36 und 650 Menschenleben auf dem Gewissen haben – was ihr einen makaberen Eintrag im Guinessbuch der Rekorde als schlimmste Serienmörderin der Geschichte einbrachte. Es war jedoch kein wahlloses Morden, das die Gräfin auf ihrer Burg Čachtice in der heutigen Slowakei angeblich betrieb. Ausnahmslos junge Mädchen soll sie sich für ihr grausames Treiben ausgesucht und sie unter falschen Versprechungen in die abgelegene Burg gelockt haben.

Gier nach Blut?

Die Liste der ihr vorgeworfenen Verbrechen ist selbst für Hartgesottene schwer erträglich. Minutiös notierten die Gerichtsdiener Zeugenaussagen, nachdem am 29. Dezember 1610 der ungarische König Matthias II. den Befehl zur Besetzung der Burg und der Verhaftung der Gräfin gegeben hatte. Das erste Opfer fanden die Männer des Königs gleich auf dem Hof: ein junges Mädchen, am Ende seiner Kräfte, das aus vielen Wunden blutete.

Kaum stießen sie dann auf dem kleinen Friedhof den Spaten in die Erde, begegneten ihnen Leichen – rund 50 mehr oder minder frische Körper, viele von ihnen ebenfalls durch Brandmale und Schnitte entstellt. Die Dienerschaft berichtete zitternd von den sadistischen Praktiken, mit denen die Gräfin ihre Opfer gequält habe. Papier soll sie ihnen unter die Fingernägel geschoben und dann entzündet haben.

Und besonders schlimm wurde es, nachdem die Gräfin zufällig das Geheimnis ewiger Jugend entdeckt haben will: das Blut junger Mädchen. Bei ihren Folterungen seien einmal ein paar Spritzer auf ihrem Handrücken gelandet und hätten dort angeblich die Haut besonders zart gemacht. In der Folge lechzte Elisabeth der Überlieferung zufolge nach Blut: Abend für Abend hätten ihre Diener eine Badewanne damit füllen müssen, in der sich die Adelige dann geräkelt habe.

Einen Haken allerdings haben all diese bluttriefenden Beschreibungen ihres Treibens: Sie wurden allesamt von den Feinden der Gräfin gesammelt und aufgeschrieben. König Matthias II. war ein Habsburger – und gehörte damit zu den Erzfeinden der Familie Báthory. Auch Teilen ihrer eigenen Familie, insbesondere ihrem Cousin Georg III. Thurzó von Bethlenfalva, der die Verhaftung leitete, war sie ein Dorn im Auge.

Eine Burg als Geschenk

Geschichte wird üblicherweise von den Siegern geschrieben – und so ging Elisabeth Báthory, der nach ihrer Verhaftung ein ordentliches Gerichtsverfahren verwehrt blieb, als "Blutgräfin" in die Geschichte ein. Erst als im Jahr 1989 der Eiserne Vorhang fiel und historische Dokumente frei verfügbar wurden, begannen sich die Ereignisse anders darzustellen.

Báthory wurde am 7. August 1560 geboren. Schon als kleines Mädchen wurde sie auf ihre Rolle als künftige Ehefrau und Herrscherin vorbereitet, bald sprach sie fließend nicht nur Ungarisch und Polnisch, sondern auch Deutsch, Latein und Griechisch. Mit vierzehn Jahren heiratete sie Franz Nádasdy von Fogarasföld. Sein Hochzeitsgeschenk an die junge Braut war die besagte Burg Čachtice. Franz führte ungarische Truppen gegen die Osmanen, Elisabeth führte derweil den Haushalt sowie die Geschäfte. Und das erfolgreich: Immer wieder musste das Haus Habsburg sich zähneknirschend Geld bei ihr leihen.

In einer Zeit, in der Ärzte Mangelware waren, erfüllten oft die Frauen auf den Burgen deren Aufgaben. Elisabeth bediente sich dabei der Heilmethoden, die sie als Kind in Ungarn gelernt hatte – und die am Fuße der Karpaten möglicherweise befremdlich wirkten. Zu ihrem Gesinde gehörte außerdem eine Frau namens Anna Darbúlia, die nicht nur als Hebamme tätig, sondern, für eine Frau sehr ungewöhnlich, auch in der Chirurgie versiert war. Sie praktizierte beispielsweise den sonst nur von Männern durchgeführten Aderlass. Ließ ein männlicher Arzt zur Ader, erregte dies keinerlei Misstrauen. Führte jedoch eine Frau das Messer, konnte dies für Außenstehende merkwürdig wirken.

Auch das Ausbrennen von Wunden und das anschließende Spülen mit Salzwasser waren für diese Zeit effektive Methoden. Dass die Patientinnen jedoch vor Schmerzen schrieen und die Prozeduren als extrem unangenehm empfanden, ließ sich kaum vermeiden. Dazu gehörten auch Abszesse unter den Fingernägeln – ein damals häufiges Problem bei Näherinnen. Um sie zu behandeln, wurden die Abszesse geöffnet, ausgebrannt und gespült, was an den empfindlichen Fingerkuppen höllische Schmerzen verursachte.

Etwas war faul an der Geschichte

So lassen sich alle "Belege" für das angebliche Morden der Gräfin mit den medizinischen Praktiken ihrer Zeit erklären. Bis auf die Blutbäder. Allerdings tauchen diese auch gar nicht in den zeitgenössischen Anklageschriften auf. Bei den Badewannen voller Blut handelt es sich um eine spätere Auschmückung der Legende über Elisabeth Báthory.

Das Mädchen, das die königlichen Häscher einst bei ihrer Ankunft blutüberströmt auf dem Hof der Burg fanden, erholte sich übrigens. Ihr Fall wurde in der Anklage nicht verhandelt, erscheint aber an anderer Stelle in den Akten. Sie war früher am Tag in die Burg gebracht worden, nachdem wilde Tiere sie übel zugerichtet hatten. Doch dank der guten medizinischen Versorgung überlebte sie ihre Verletzungen und erfreute sich bald wieder bester Gesundheit. So viel zur Legende der "Blutgräfin".

Verwendete Quellen
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