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Legendärer König Artus: Gab es den berühmten Herrscher überhaupt?


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Sagenhafter Herrscher Artus
Wo lag das legendäre Avalon?

Von Angelika Franz

04.09.2022Lesedauer: 4 Min.
"Der Schlaf des König Artus in Avalon": Seit Jahrtausenden rätseln Forscher, was an der Artus-Sage dran ist.Vergrößern des Bildes
"Der Schlaf des König Artus in Avalon": Seit Jahrhunderten rätseln Forscher, wo Avalon gelegen haben könnte. (Quelle: akg-images/dpa)
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König Artus war ein Tausendsassa. Wenn er nicht gerade Eindringlinge aus Germanien bekriegte, suchte der Herrscher den Heiligen Gral. Was ist dran am Artus-Mythos?

Die Mönche der Glastonbury Abbey konnten ihr Glück kaum fassen, als sie im Jahr 1191 bei Grabungsarbeiten angeblich auf ihrem Friedhof in rund fünf Metern Tiefe einen Baumsarg und ein zugehöriges Bleikreuz fanden. "Hic jacet sepultus inclitus rex Arturius cum Wenneriveria uxore sua secunda in insula Avallonia" habe auf dem bleiernen Grabmal gestanden, zu Deutsch: "Hier liegt der berühmte König Artus mit seiner zweiten Frau Wenneveria (Guinevere, Anmerkung der Autorin) auf der Insel Avalon begraben."

Damit, so schien es, waren zwei Dinge angeblich bewiesen: Erstens habe es den legendären König Artus, der im 5. und 6. Jahrhundert Britannien gegen die einwandernden Sachsen verteidigt haben soll, tatsächlich gegeben. Und zweitens sei das in der Grafschaft Somerset gelegene Glastonbury die mythische Insel Avalon. Jener Ort, an dem Artus’ sagenhaftes Schwert Excalibur geschmiedet worden sei und an den ihn seine Schwester Morgan le Fay gebracht habe, nachdem er in der Schlacht von Camlann schwer verwundet worden sei. Auch wenn Glastonbury selbst von festem Land umschlossen ist.

Moneten dank Mythos

Der Fund kam gerade zur rechten Zeit. Sieben Jahre zuvor war die Abtei bei einem Feuer fast bis auf die Grundmauern abgebrannt. König Heinrich II. hatte zwar den Wiederaufbau befohlen – doch das Geld dafür fehlte an allen Ecken und Enden. Was für ein Zufall war es da gewesen, dass der neue Abt, Henri de Sully, den Mönchen geraten hatte, just an dieser Stelle auf dem Friedhof den Spaten anzusetzen! Der Fund sprach sich rum wie ein Lauffeuer, bald strömten Besucher und reichlich Gelder nach Glastonbury.

Aber Fälschung hin oder her, die Verbindung des Ortes zur Artus-Sage hatte durchaus verzweigte Wurzeln. De Sully hat der alten Legende lediglich neues Leben eingehaucht. Zum ersten Mal taucht Avalon bereits in der 1136 verfassten pseudohistorischen Geschichte Britanniens des Geistlichen Geoffrey von Monmouth auf. Noch detaillierter beschreibt Monmouth den Ort allerdings erst um 1150 in der Vita Merlini, der ebenfalls fiktiven Biografie des Zauberers Merlin.

Insel der Äpfel werde das Eiland auch genannt, führt er aus, weil die Natur dort Früchte und Getreide hervorbringe, ohne jemals bestellt werden zu müssen. Für die Bewohner Avalons sei es nicht ungewöhnlich, hundert oder mehr Jahre alt zu werden – in einer Zeit, als die durchschnittliche Britin oder der durchschnittliche Brite sich glücklich schätzen konnte, den 30. Geburtstag noch zu erleben, kam das der Unsterblichkeit gleich. Morgan le Fay sei die Herrin dieser Insel gewesen, heißt es, als älteste von neun Schwestern.

Auch Gerald von Wales verlegt in seinem Werk "De instructione principis" (Anweisungen für einen Herrscher) Avalon nach Glastonbury – gegen Ende des Jahrhunderts, also etwa um die Zeit der Knochenfunde. Der Ort sei ja quasi eine Insel, erklärt er, weil Glastonbury komplett von feuchter Marsch umgeben sei. In der Tat scheint das Glastonbury Tor, ein markanter Hügel, sich oft bei Nebel aus den Feldern zu erheben wie eine Insel aus dem Meer. Dieser optische Effekt trägt sogar international den Namen Fata Morgana – benannt nach Artus' Schwester Morgan le Fay.

Gebeine auf Wanderschaft

Trotz dieser frühen Gleichsetzung von Avalon mit Glastonbury gab und gibt es durchaus noch andere Orte, die im Laufe der Geschichte mit der Apfelinsel assoziiert wurden. Schon die antiken Schriftsteller Plinius der Ältere und Pytheas von Massalia erwähnen beispielsweise eine Insel namens Abalus oder Avallus in der Nordsee, die bereits seit der Bronzezeit Kupfer und Bernstein geliefert hätte. Die Reste dieser Insel, vermuten einige Historiker, könnten die roten Felsen von Helgoland sein.

Auch die Eilande Sein oder Aval vor der Küste der französischen Bretagne wurden mit Avalon gleichgesetzt, ebenso wie etwa Lady’s Island in Irland, Arran vor der Küste Schottlands, oder das spanische Mallorca. In einer altfranzösischen Nacherzählung der Artus-Sage wohnen Morgan und ihre Schwestern gar auf dem Vulkan Ätna auf Sizilien.

Kein Ort aber sollte es schaffen, Glastonbury den Rang als beliebteste Verortung Avalons abzulaufen. Zumal 1278 König Eduard I. die Legende noch weiter zementierte, indem er das Grab erneut öffnen und verkünden ließ, die immer noch erhaltenen Knochen Artus’ seien "wunderbar groß" und die Guineveres "wunderbar schön". Das passte im übrigen hervorragend zu seiner eigenen mit über 1,88 Meter beeindruckend gewaltigen Körpergröße.

In Anwesenheit des Königs und seiner Frau, Eleonore von Kastilien, wurden die Gebeine nun vor dem Hochaltar der Abtei zur Ruhe gebettet. Von dort mussten sie 1368 weichen, als der Chor erweitert wurde. Ihre Spur verliert sich jedoch endgültig nach der Auflösung der Abtei unter Heinrich VIII. im Jahr 1539 – bei welcher Gelegenheit der König den letzten Abt, Richard Whiting, am Glastonbury Tor hängen, ausweiden und vierteilen ließ.

Wo steckt nur der Heilige Gral?

Kann die heutige Archäologie wenigstens ein Körnchen Wahrheit in der alten Legende bestätigen? Zumindest haben moderne Ausgrabungen gezeigt, dass der Hügel mit der auffälligen Formation bereits seit der Jungsteinzeit immer wieder ein Anziehungspunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner der Region war. 1892 wurden die Überreste von Glastonbury Lake Village entdeckt, einer Siedlung aus der Zeit zwischen 300 und 200 vor Christus.

Tatsächlich lag sie auf einer trockenen Erhebung im sumpfigen Umland wie eine Insel im Meer. Zu den angeblichen Lebzeiten des König Artus siedelten vom 5. bis zum 7. Jahrhundert dann erstmals dauerhaft Menschen um das Glastonbury Tor. Besonders interessant sind aus dieser Zeit die Überreste einer Schmiede: Wurde hier das Schwert Excalibur geschaffen, das seinem Besitzer angeblich magische Kräfte verlieh?

Spätestens ab dem 7. Jahrhundert stand am Glastonbury Tor dann auch ein sächsisches Kloster, aus dem später die St. Michael’s Church wurde. Um die kleine Kirche rankt sich eine weitere Legende: Angeblich soll Josef von Arimathäa nach dem Tode Christi den Heiligen Gral nach Glastonbury gebracht haben – jenen Kelch, aus dem Jesus und die Jünger beim letzten Abendmahl tranken und der ewiges Leben verspricht. Auf die Suche nach dem Gral verwendeten Artus und seine zwölf Jünger der Tafelrunde der Legende nach immerhin einen Großteil ihrer Zeit und Energie.

Verwendete Quellen
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