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Wetterjahr 2019 – wenn das Unnormale normal wird


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Meteorologische Bilanz
2019 war ganz sicher kein normales Wetterjahr

MeinungEine Kolumne von Michaela Koschak

28.12.2019Lesedauer: 3 Min.
Weit über 30 Grad: Mehrfach sind im Sommer 2019 in Deutschland sogar Temperaturen von über 40 Grad Celsius gemessen worden.Vergrößern des Bildes
Weit über 30 Grad: Mehrfach sind im Sommer 2019 in Deutschland sogar Temperaturen von über 40 Grad Celsius gemessen worden. (Quelle: imago-images-bilder)
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2019 war das Jahr der Klimaproteste – und wie fällt die Wetterbilanz aus? War es erneut so warm wie 2018? Was die Daten über den Klimawandel verraten, erläutert Wetter-Kolumnistin Michaela Koschak.

Alle Jahren wieder kommt das Christuskind, ja und auch alle Jahre wieder schauen wir Meteorologen auf das Wetterjahr zurück. War es ein normales oder ein wettermäßig aufregendes Jahr, wann sind welche Rekorde gefallen, welche Orkantiefs sind wann über welche Region gezogen und und und...

Aber was ist eigentlich ein "normales" Wetterjahr? Darf es da nur den Warmduscherwinter und den wechselhaften, mäßig-warmen Mitteleuropasommer geben, den Ostseeurlauber verfluchen? Nein, natürlich nicht, es sind auch Extreme möglich, so wie das beim Wetter in der chaotischen Atmosphäre normal ist und auch schon immer war. Aber wenn man alle zwölf Monate mittelt, dann sollte im Normalfall bei Temperatur, Niederschlag und Sonne etwas ähnliches herauskommen, wie die letzten 30 Jahre. Das ist Statistik und nur so kann man Wetterjahre miteinander vergleichen und beispielsweise Aussagen zum Klimawandel treffen.

Wird das Unnormale künftig normal?

Ja, wie war es nun 2019: Wahrscheinlich nicht nur für uns Wetterfrösche aufregend, fast täglich gab und gibt es Nachrichten über die Klimakrise, Wetterextreme auf der Welt und immer wieder neue Rekordmeldungen. Und so können wir eindeutig sagen, es war KEIN normales Wetterjahr, wenn wir es mit der Vergangenheit vergleichen. Aber möglicherweise wird es EIN normales Jahr werden, wenn wir in die Zukunft blicken.

Die fünf wärmsten Jahre weltweit seit Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen 1901 sind 2016, 2015, 2017, 2018, 2014 – und 2019 wird dazwischen rutschen. In den letzten Tagen des Jahres entscheidet sich, ob 2019 sich an zweiter oder dritter Stelle einreiht. Damit geht das heißeste Jahrzehnt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu Ende. Seit 1980 war jedes Jahrzehnt wärmer als das vorherige.

In Deutschland war nur der Monat Mai verbreitet etwas zu kühl, ansonsten fielen alle anderen elf Monate vielerorts zu warm aus im Vergleich zum langjährigen Mittel. Im Sommer gab es einige Tage am Stück, wo an so mancher Wetterstation die magische 40-Grad-Marke geknackt wurde. Und ins Schwitzen kamen wir alle nach dem Megasommer 2018 auch in diesem Jahr wieder zu Genüge. Auch ich als Frau vom Fach hätte im Frühling noch nicht gedacht, dass nach dem extremen Sommer 2018, gleich im Jahr drauf wieder solche Hitzewochen und Dürre folgen.

CO2-Konzentration in Atmosphäre hoch wie nie

Es gab schon immer, seit es die Erde gibt (4,6 Milliarden Jahre) Warm- und Kaltzeiten. Aber erstens traten sie nicht in so vielen Regionen gleichzeitig auf der Welt auf und nicht in so kurzer Zeit. Die natürlichen Klimaschwankungen dauerten Zehntausende Jahre und nicht 150, so wie jetzt. Das sind sehr deutliche Beweise, dass wir Menschen für die aktuelle rasante Erderwärmung verantwortlich sind. Die WMO (Weltorganisation der Meteorologie) hat schon Ende November mitgeteilt, dass die CO2-Konzentration mit 407,8 ppm (parts per million) in der Atmosphäre neuer unrühmlicher Rekord ist. Und da wir weiter Unmengen Treibhausgase produzieren, die diesen Temperaturanstieg in der Atmosphäre verursacht, wird es in den kommenden Jahren sicher nicht ruhiger beim Wetter weitergehen.

Nicht nur in Deutschland werden die Wetterextreme häufiger, andere Regionen der Welt sind noch viel mehr betroffen. Schauen wir nur Richtung Mittelmeer mit den vielen Unwettern im Herbst, den Schneemassen in den Südalpen, den häufigen Überschwemmungen in Venedig, den Dürren und Waldbränden in Australien und Amerika, Unmengen Regen in Ostafrika und zahlreichen anderen krassen, Todesopfer, Leid, Armut und Milliardenschäden bringende Wetterereignisse.

Die Liste aller in diesem Jahr aufgetretenen Wetterextremen ist lang und wird seit Jahren immer länger und was tut die Politik? Sowohl auf dem Weltklimagipfel, als auch in Deutschland mit der Anpassung des Klimaschutzpakets passiert nicht wirklich etwas. Die Maßnahmen sind viel zu zaghaft, die Umsetzung sowieso leider sehr verzögert – und das bei der Dringlichkeit des Problems. Es ist traurig, dass nicht mehr passiert.

Ja, es wird uns alle mit Einschränkungen treffen – aber leben nicht die meisten von uns im Überfluss? Uns hier in Europa geht es soviel besser als den meisten Menschen auf der Welt. Sich etwas Besinnen auf das Wesentliche, auf die Natur und uns selbst – nachhaltiges, gesundes Leben tut uns und unserer Umwelt gut. Ist dieser Gedanke nicht etwas Schönes? Gerade jetzt zum Jahreswechsel, wo viele von uns etwas zur Ruhe kommen können, sollten wir in uns gehen und auch jeder selbst schauen, welchen (wenn auch kleinen) Beitrag er zum Klimaschutz leisten kann.

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