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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Auffälliges Extremwetter Jetzt stellt sich die Wetterlage um
Extreme Minustemperaturen und Schneestürme: Der Winter hat die Nordhalbkugel fest im Griff. Wetterexpertin Michaela Koschak erklärt, was dahintersteckt.
Von Russland über Skandinavien bis in die USA – gleich mehrere Regionen erleben klirrende Kälte und viel Schnee. US-Medien berichten von mindestens vier Toten durch Stürme in den Bundesstaaten Alabama, Georgia und North Carolina. In der Region um Moskau harren Menschen in gefrorenen Wohnung aus.
Und auch in Deutschland ist es derzeit sehr kalt. In einigen Regionen fallen die Temperaturen gar bis in den zweistelligen Minusbereich. Ab dem Wochenende soll es zudem verstärkt schneien, dann sollen bis zu 40 Zentimeter Neuschnee möglich sein.
Gesteuert wird das Wetter von übergreifenden Luftdruckgebieten. Wie diese zustande kommen und welche Auswirkungen das auf die aktuelle Lage hat, erklärt t-online-Wetterexpertin Michaela Koschak im Video oben oder hier.
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Liebe t-online-User, heute geht es in Koschaks Klima Kosmos um Extreme des Wetters derzeit auf der Nordhalbkugel. Denn hier ist ordentlich was los. In Grönland kann man quasi von einer Hitzewelle derzeit sprechen, wenn man das im Winter sagen kann. Dagegen gibt es schlimme Schneestürme, Blizzards in den USA. In Schweden steigen die Temperaturen innerhalb kürzester Zeit um 50 Grad an, in Russland ist es außergewöhnlich kalt.
Und auch bei uns war es ja erst sehr nass und sehr mild. Jetzt ist es sehr kalt, zum Teil nachts Temperaturen im zweistelligen Minusbereich und da haben wir sogar sehr strengen Frost. Also, es ist wirklich viel los. Hat das jetzt alles miteinander zu tun? Beim Wetter hat irgendwie immer alles miteinander zu tun und in dem Fall hat es mit dem Polarwirbel zu tun.
Was ist das nun schon wieder? Das ist ein hoch reichendes Tiefdruckgebiet im Winter über dem Nordpol, denn hier fehlt die Sonneneinstrahlung. Deshalb bildet sich dieses kräftige Tief in der Höhe und am Rande von diesem Tief gibt es den Jetstream, der macht quasi unser Wetter und der ist mehr meandrierend. Das heißt, er hat Wellenberge und Wellentäler und somit verursacht er Wind Strömungen und an einer Stelle ist es sehr warm und dadurch, dass die Natur ja immer das Gleichgewicht liebt, ist es an einer anderen Stelle auf der Nordhalbkugel außergewöhnlich kalt.
Außergewöhnlich kalt ist es derzeit vor allem in Kanada und den USA. Und warum wird es hier eigentlich viel, viel kälter als in Europa? Hier fehlt quasi ein milderndes Meer wie die Nord- oder die Ostsee, die natürlich nicht so kalt ist wie Landmassen im Winter. Und die mildern das Ganze bei uns ab. Das fehlt in den USA und in Kanada.
Deshalb kann die arktische Kaltluft sehr weit nach Süden vorankommen. Dann haben wir noch den Golf von Mexiko, der sehr feucht und sehr warm ist. Und wenn solch unterschiedliche Luftmassen aufeinanderprallen, viel Feuchtigkeit da ist, dann können sich so Blizzards wie derzeit bilden und die bringen wirklich heftige Schneestürme. Andererseits ist es ja in Grönland gerade sehr warm – die Ausgleichsströmung quasi und diese warme Luft kommt jetzt gerade nach Schweden herein. Hier war es ja anfangs des Jahres wirklich sehr kalt. Neue Rekorde gab es hier. Unter -43 Grad. So kalt war es hier noch nie Anfang des Jahres. Und jetzt kommt diese warme Luft. Das heißt die Temperaturen zum Teil bei plus fünf Grad, fast 50 Grad Temperaturunterschied und die Ausgleichsströmung geht dann über Russland. Deshalb ist es hier derzeit so kalt.
Auch bei uns in Deutschland ist eine Menge los. Jetzt war es ja sehr sehr kalt. Jetzt stellt sich die Wetterlage schon wieder um, denn über dem Atlantik ist viel Bewegung drin. Hier wird sich ein Tiefdruckgebiet bilden. Dann kommt noch die Kaltluft aus dem Nordosten herein, das heißt auch über Deutschland kann sich nächste Woche eine Luftmassengrenze ausbilden und für heftiges Wetter sorgen.
Auf der Südseite dieser Luftmassengrenze wird es wieder viel regnen. Auf der Nordseite zum Teil eine ganze Menge schneien. Wo genau was passiert, ist jetzt noch sehr schwierig zu sagen. Aber das Wetter, das bleibt definitiv ziemlich aufregend auch in den nächsten Wochen in Deutschland.
Michaela Koschak hat an der FU Berlin Meteorologie studiert und ist vielen Menschen aus dem Fernsehen bekannt. Die 45-Jährige hat unter anderem für Sat.1, den MDR und den NDR das Wetter präsentiert. Außerdem ist sie Buchautorin. Seit 2019 arbeitet Michaela Koschak auch als Kolumnistin für t-online. Sie kommentiert und erklärt bei uns regelmäßig Wetter- und Klimaphänomene.
- Eigenes Material
- Mit Informationen der dpa