Sturm über Deutschland "Zoltan" sorgt für Sturmflut – und für Chaos bei der Bahn
Das Sturmtief "Zoltan" fegt über Deutschland. Heftige Winde und starker Regen haben zu einer Sturmflut und umgeknickten Bäumen geführt. Was Reisende jetzt wissen müssen.
Sturmtief "Zoltan" wirbelt die Weihnachtsreisepläne vieler Bahnkunden kräftig durcheinander. Wegen Sturmschäden kommt es am Freitag zu Verspätungen und Zugausfällen im bundesweiten Fernverkehr der Deutschen Bahn, wie das Unternehmen auf seiner Website mitteilte.
Bahnstrecken im Norden seien besonders stark betroffen. Zu Ausfällen oder Verspätungen könne es auch auf den Verbindungen zwischen Hamburg und Frankfurt sowie Hamburg und München kommen, zudem könnten einige Halte entfallen.
"Sämtliche Räumtrupps unterwegs"
Vor allem in Norddeutschland, aber auch in Teilen Hessens, beschädigten umgestürzte Bäume Oberleitungen oder blockierten Strecken. "Die DB ist mit schwerem Gerät im Einsatz, um die Strecken schnellstmöglich wieder freizubekommen. Sämtliche Räumtrupps sind mit Reparaturfahrzeugen unterwegs, um etwa Bäume aus Gleisbereichen zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren", sagte eine Bahn-Sprecherin.
Das Unternehmen empfiehlt seinen Fahrgästen, sich vor Antritt ihrer Reise in der Fahrplanauskunft in der App "DB Navigator" oder auf bahn.de zu informieren. Alle Fahrgäste, die am Freitag ihre geplante Reise wegen des Sturmtiefs verschieben müssen, können ihr Ticket laut Bahn zu einem späteren Zeitpunkt nutzen.
Die Zugbindung ist aufgehoben. Das Ticket gelte für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenlos storniert werden.
Hamburger Fischmarkt komplett überspült
In Hamburg drückte die schwere Sturmflut in der Nacht das Wasser der Elbe an Land, überspülte dabei den Hamburger Fischmarkt und die umliegenden Straßen komplett. Das Wasser stand dabei teils hüfthoch. Auch einige Autos, die nicht rechtzeitig weggefahren worden waren, wurden überspült. In der Nacht waren die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei in der Region unterwegs, um in den noch abgestellten Fahrzeugen im Überschwemmungsgebiet nach Menschen zu suchen.
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Wegen der erwarteten Auswirkungen der schweren Sturmflut ist seit Freitagmorgen der zentrale Katastrophenstab der Hamburger Innenbehörde im Dienst. "Es wird ein Wasserstand von 5,20 Meter erwartet, das entspricht Wasserstandsstufe 1 und damit nimmt der Katastrophenstab seinen Dienst auf", sagte ein Sprecher der Innenbehörde der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Damit geht auch einher, dass gegen 7.15 Uhr im Elbegebiet bereits die Sirenen gingen.
"Zoltan" soll am Freitagabend wieder kräftiger werden
"Zoltan" bringt auch am Freitag weiter kräftigen Wind an die Küste. Im Tagesverlauf soll der Wind etwas nachlassen, in den Abendstunden dann aber wieder zunehmen, wie Anne Wiese, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst (DWD), am Freitagmorgen sagte.
Am Abend sind laut DWD orkanartige Böen mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde möglich. In der zweiten Nachthälfte soll der Wind etwas abnehmen, am Samstagabend dann wieder kräftiger werden, allerdings nicht mehr so stark wie am Freitag.
Warnung vor schwerer Sturmflut am Freitagvormittag
Für die deutsche Nordseeküste sowie Hamburg besteht am Freitag die Gefahr einer schweren Sturmflut. Im Hamburger Elbgebiet warnte die Polizei für den Vormittag vor einer schweren Sturmflut. Die Wasserstände werden dann nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) auf etwa 3 Meter über dem mittleren Hochwasser steigen. Das betroffene Gebiet sollte laut Polizei gemieden werden. Der Hochwasserscheitel wird den Angaben zufolge gegen 11.00 Uhr am Pegel St. Pauli mit einer Höhe von bis zu 3,05 Metern über dem mittleren Hochwasser erwartet.
Auch für die ostfriesische Küste sowie das Wesergebiet sagten die Experten vom BSH am Freitag schwere Sturmfluten vorher. Dort sollen die Hochwasser am Vormittag und Mittag 2,5 bis 3 Meter über dem mittleren Wert liegen. An der nordfriesischen Küste werden Wasserstände von 2 bis 2,5 Metern über dem mittleren Hochwasser erwartet. Als schwer gilt eine Sturmflut ab einem Wasserstand von 2,5 Metern über dem mittleren Hochwasser.
Schwere Unfälle in Schleswig-Holstein
Vielerorts kam es durch "Zoltan" auch zu Verkehrsunfällen, so etwa in Schleswig-Holstein: In Fahrdorf bei Flensburg prallte ein Mensch mit seinem Auto gegen einen auf der Fahrbahn liegenden Baum und wurde dabei schwer verletzt. Der Baum war am Donnerstagabend auf die Fahrbahn gestürzt, wie die Polizei mitteilte. Die Polizei konnte am Freitagmorgen zunächst keine Angaben zur Identität der Person machen. Die verletzte Person wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Ein Lkw wurde durch "Zoltan" auf der B200 in Janneby auf die Seite gekippt und in einen Graben geschleudert. Der Fahrer wurde bei dem Unfall am Donnerstagabend leicht verletzt.
"Zoltan" wütet auch im Westen
Auch im Westen Deutschlands wütete "Zoltan" in der Nacht zu Freitag. In der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn musste die Feuerwehr zu 76 Einsätzen ausrücken. Verletzte gab es in keinem der Fälle, wie ein Polizeisprecher am Freitagmorgen sagte. Es handelte sich vor allem um Einsätze wegen umgestürzter Bäume und beschädigter Autos, zu denen die Feuerwehr über den Zeitraum von Donnerstagnachmittag bis kurz vor Mitternacht ausrückte. In zwei Fällen wurden auch Häuser beschädigt.
Wie die Feuerwehr mitteilte, stürzten in einem Fall Dach- und Fassadenteile eines Hauses auf die Straße und beschädigten unter anderem mehrere Autos. Im Ortsteil Pennenfeld stürzte ein rund 20 Meter hoher Baum auf mehrere Reihenhäuser und beschädigte Dach und Fassade.
Umstürzender Tannenbaum tötet Frau auf Weihnachtsmarkt
Schwere Sturmfolge auch in Belgien: Auf einem Weihnachtsmarkt wurde eine Frau von einem etwa 20 Meter hohen Tannenbaum erschlagen. Das Nadelholz habe am Donnerstagabend einer starken Windböe nicht standgehalten, berichtete die Nachrichtenagentur Belga.
Der Baum stürzte auf drei Personen, von denen eine wenig später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen verstarb. Die Unglücksstelle auf dem Weihnachtsmarkt in der Stadt Oudenaarde wurde nach dem Unfall abgesperrt und untersucht.
Sturmwind reißt Kupferblechdach von Feuerwehrgebäude
Ein etwa fünf mal sechs Meter großes Dachstück aus Kupferblech ist durch starken Wind von einem Gebäude der Feuerwehr Plüderhausen in Baden-Württemberg gerissen worden. Die Feuerwehr habe das Dachstück mit einem Kran geborgen, sagte ein Sprecher der Polizei.
Die betroffene Stelle an dem Haus sei wieder abgedeckt worden. Verletzt habe sich bei dem Vorfall niemand. Die Einsatzmaßnahmen liefen laut Polizei von Donnerstagabend bis in die Nacht.
Sturm beeinträchtigt Betrieb auf Frankfurter Flughafen
Das Sturmtief hat am Donnerstagabend auch den Betrieb auf dem Frankfurter Flughafen beeinträchtigt. Am Freitag hat sich nach Angaben des Flughafenbetreibers Fraport die Lage aber wieder normalisiert. Ein Sprecher berichtete von Verspätungen am Donnerstagabend und mehreren Starts nach 23.00 Uhr. Genaue Zahlen lagen zunächst nicht vor.
Am größten Flughafen Deutschlands gilt eigentlich ab 23.00 Uhr ein Nachtflugverbot. In Ausnahmefällen wie am Donnerstag können jedoch Fluggenehmigungen bis 24.00 Uhr verlängert werden.
- Nachrichtenagentur dpa