Schifffahrt Deutsche Behörden hindern Öltanker "Eventin" an Weiterfahrt
Der Tanker "Eventin" mit 99.000 Tonnen Öl an Bord ankert vor Sassnitz. Techniker und Zollbeamte prüfen an Bord Zustand und Ladung. Bis zum Abschluss der Untersuchungen muss das Schiff bleiben.
Der vorige Woche vor der Insel Rügen havarierte Öltanker "Eventin" darf auf Anweisung deutscher Behörden vorerst nicht weiterfahren. Zwar läuft die Hauptmaschine des 274 Meter langen Schiffes wieder und der Kapitän bat um Erlaubnis zum Auslaufen. Doch jetzt sind technische und Zoll-Untersuchungen im Gange. Das geht aus Angaben der Generalzolldirektion Hamburg und des Bundesverkehrsministeriums hervor.
Der Zoll untersucht demnach, ob es sich bei den rund 100.000 Tonnen Öl an Bord der "Eventin" um russisches Öl handelt und das Öl-Embargo der EU verletzt wird. Parallel laufen technische Überprüfungen zur Seetüchtigkeit des fast 20 Jahre alten Schiffes, auf dem in der Nacht zu Freitag voriger Woche sämtliche Systeme ausgefallen waren. Das Schiff, das stundenlang führerlos in der Ostsee trieb, wurde von deutschen Einsatzkräften gesichert und vor den Stadthafen von Sassnitz auf Rügen geschleppt. Dort liegt es seit Sonntag.
Technische Überprüfung läuft
Nun fand laut Bundesverkehrsministerium eine Besichtigung der "Eventin" durch die Klassifikationsgesellschaft Det Norske Veritas (DNV) an Bord statt. Bei der DNV handelt es sich um eine Prüfgesellschaft, die für eine Art Schiffs-Tüv zuständig ist. Den Bericht der Experten wollen die deutschen Behörden sehen. "Bis zur Auswertung der durch die Eventin zu übermittelnden Unterlagen hat die Dienststelle Schiffssicherheit ein vorläufiges Weiterfahrverbot erlassen", hieß es aus dem Bundesverkehrsministerium.
Der Kapitän der "Eventin" teilte demnach mit, das Schiff könne wieder aus eigener Kraft fahren. Das Ministerium kündigte an, dass die Dienststelle Schiffssicherheit anhand des Prüfberichts des DNV prüfen werde, inwieweit der Tanker verkehrstüchtig sei, um aus eigener Kraft die Ostsee verlassen zu können.
Zoll-Beamte waren laut Generaldirektion bereits am Dienstag an Bord. Die zollamtliche Untersuchung dauere an, Papiere würden ausgewertet, hieß es jetzt. Das Schiff dürfe erst wegfahren, wenn die Untersuchung beendet sei. Wann das sein wird, wurde nicht mitgeteilt. Über die Zoll-Untersuchung hatten zuvor Medien berichtet.
Die EU hatte nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 ein Verbot für den Erwerb, die Einfuhr oder die Weiterleitung von Rohöl in die EU auf dem Seeweg erlassen. Sollte die Zoll-Untersuchung ergeben, dass russisches Öl an Bord ist, entscheidet der Generaldirektion zufolge das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, wie es weitergeht.
- Nachrichtenagentur dpa