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Unwetter in Deutschland: Hochwassertourismus gefährdet Retter und Leben


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Leichtsinnige Schaulustige
Hochwassertourismus: Flut ist nichts für Kinder


Aktualisiert am 03.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Schaulustige in Heidelberg.Vergrößern des Bildes
Schaulustige in Heidelberg: Absperrungen durchschreiten, Fotos machen, Füße ins Wasser – Hochwasser sind keine Familienevents. (Quelle: Boris Roessler/dpa)

Nur mal gucken, nur mal ein Foto – in Hochwasserzeiten kann das gefährlich werden. Katastrophenschützer haben klare Vorstellungen, wie verantwortungsvolles Verhalten bei Hochwasser aussieht.

Mit dem Hochwasser kommen die Hochwassertouristen. Die würden sich selbst natürlich nicht so beschreiben. Sie sehen sich eher als Spaziergänger oder Autofahrer, die nur mal einen Blick auf das Hochwasser werfen möchten, Die nur mal mit ihren Kindern spazieren gehen möchten. Die nur ein Foto vom Hochwasser machen möchten, nur über diese eine geflutete Straße fahren müssen.

Im Landkreis Augsburg sind es Menschen, die auf Deiche steigen, an Gewässer gehen oder trotz Warnungen durch Unterführungen fahren. Das Landratsamt warnt deshalb: "Flutwellen können Sie überraschen und das Ufer kann einbrechen". An der Rems in Baden-Württemberg klettern Schaulustige auf die Winterbacher Schleuse – der tolle Rundumblick auf das Hochwasser bringt jedoch ihr Leben in Gefahr. Und in der Oberpfalz musste die Feuerwehr einen 81 Jahre alten Autofahrer aus dem Hochwasser retten. Der Mann war auf einer überfluteten Straße im Markt Hahnbach gefahren, um sich das Hochwasser der Vils anzuschauen, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Damit hat er sich und andere gefährdet.

Bleiben Sie zu Hause

Hochwasser schafft eine Lage, die für den Einzelnen unübersichtlich und schwer einzuschätzen ist. Auch alltägliche Situationen können in Hochwasserzeiten gefährlich sein und Schaulustige, die sich in Gefahr bringen, belasten die Helfer zusätzlich. Deshalb haben Katastrophenschützer klare Vorstellungen von verantwortungsvollem Verhalten bei Hochwasser.

Die Hauptregel lautet: Bleiben Sie zu Hause. Egal, was die Intention ist, ob Sie Besorgungen machen müssen oder sich mal die Füße vertreten wollen: Wenn in der Region noch Hochwasser ist, sollten Sie von der Idee absehen, ihr relativ sicheres Haus zu verlassen, um sich auf offener Straße unkalkulierbaren Risiken auszusetzen, sagen Katastrophenschützer. Erst recht birgt jeder Spaziergang am Rande eines Gewässers aktuell unabsehbare Gefahren, warnt das Landratsamt Augsburg.

Fahren Sie nicht mit dem Auto

Ebenso gilt: Fahren Sie nicht mit dem Auto. Wer mit dem Auto auf einer überfluteten Straße fährt, läuft Gefahr, dass sie in eine Untiefe geraten. Der Wasserdruck geraten, der verhindert, dass sich die Türen öffnen lassen – und dann sitzen die Insassen in der Falle.

Aber auch geringe Wasserhöhen behindern die Steuerung mehr, als Autofahrer vermuten. Das Bundesamt für Katastrophenschutz warnt außerdem davor, dass Wasser im Motorraum viel zerstören kann. So kann etwa ein erhitzter Katalysator bei plötzlicher Abkühlung durch Wasser zerspringen. Wenn das Auto bis über die Räder im Wasser steht, ist es ratsam, es abschleppen zu lassen.

Überschwemmte Straßen meiden

Fußgänger, Fahrradfahrer und Autofahrer sollten überschwemmte Straßen und Unterführungen meiden und bei Schachtabdeckungen vorsichtig sein – sie können durch Druck im Kanal hochgedrückt werden. Schlimmstenfalls entsteht dabei ein Sog, der Personen ansaugt.

Sperrungen durch Behörden oder Aufforderungen durch Einsatzkräfte sollten immer erst genommen und befolgt werden. In Brochenzell etwa berichten Helfer, dass in der Flut nicht mehr nur Äste und Baumteile schwimmen, sondern ganze Bäume mit Wurzeln, die Spaziergänger gefährden können. Heiko Hoffmann vom Katastrophenschutz der Malteser erklärt: "Es ist entscheidend, Absperrungen und Anweisungen zu beachten. Diese Maßnahmen sind wohlüberlegt und dienen nicht der Repression, sondern dem Schutz der Bevölkerung und deren Eigentum."

Flut ist nichts für Kinder

Kinder und hilfsbedürftige Personen sollten sich bestenfalls gar nicht im Gefahrengebiet aufhalten, sondern schnellstmöglich in Sicherheit gebracht werden. Flutgebiete sind keine Kinderspielplätze. Auch in der wieder absinkenden Flut gibt es etwa lebensgefährliche Strömungen, die Erwachsene und vor allem Kinder mitreißen können. Deshalb sollten Kinder nicht auf überschwemmten Straßen spielen. Wegen Wellenbildung und der Gefahr von Unterwasserhindernissen soll auch nicht in überfluteten Gebieten mit Booten "spazierengefahren" werden, rät das Bundesamt für Katastrophenschutz.

Im Haus sollten überschwemmte Keller oder Tiefgaragen nicht betreten werden. Wenn möglich, empfiehlt es sich, Abflüsse und Schächte freizuhalten. Sollten Hausanschlüsse oder Zählerschränke unter Wasser gestanden haben, müssen sie durch einen Elektrofachbetrieb geprüft werden, bevor sie wieder angeschlossen werden.

Und noch ein Punkt ist Heiko Hoffmann von den Maltestern wichtig: "Bitte begegnen Sie den Helfenden, soweit es Ihre Lage zulässt, mit Vertrauen und Freundlichkeit. Bedenken Sie, dass die Einsatzkräfte, oft ehrenamtlich, ihr Bestes geben, um Ihnen zur Seite zu stehen."

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