Rettungsdienst kommt zu spät Französin wird bei Notruf nicht ernst genommen und stirbt
Eine junge Frau wählt den Notruf. Sie fleht um Hilfe, habe starke Schmerzen. Die Mitarbeiter dort nehmen sie nicht ernst. Stunden später stirbt die Französin an Organversagen.
Der Tod einer jungen Frau im Elsass, deren Notruf zuvor nicht ernst genommen worden war, hat in Frankreich Entrüstung ausgelöst. "Ich bin zutiefst empört über die Todesumstände von Naomi Musenga im Dezember", schrieb Frankreichs Gesundheitsministerin Agnès Buzyn am Dienstagabend auf Twitter.
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Die 22 Jahre alte Frau aus Straßburg hatte im Dezember mit starken Schmerzen und Blutungen den Notruf gewählt, berichtet die Lokalzeitung "L'Alsace". Ein Mitschnitt des Telefonats zeigt: Die Frau am anderen Ende der Leitung reagierte mit Häme auf den Anruf und wimmelte Musenga ab.
Stunden später starb die 22-Jährige. Der Fall wurde erst Monate später bekannt, nachdem die Familie der Toten sich an Lokalmedien gewandt hatte.
"Natürlich wirst du irgendwann sterben"
In der Aufnahme ist zu hören, wie Musenga zu der Mitarbeiterin des Rettungsdienstes sagt: "Madame, helfen Sie mir." Diese entgegnete: "Wenn Sie mir nicht sagen, was los ist, lege ich auf." Darauf Musenga: "Ich habe starke Schmerzen, ich werde sterben." Die Frau am anderen Ende der Leitung antwortet: "Natürlich wirst du irgendwann sterben, wie alle anderen auch." Außerdem ist zu hören, wie sie sich mit einem Kollegen über Musengas Anruf amüsiert.
Sie riet der jungen Frau, sich einen Arzt über einen kostenpflichtigen Notdienst nach Hause zu bestellen. Dem Sender "France Bleu Alsace" zufolge wartete Musenga im Anschluss mehrere Stunden auf Hilfe, bis schließlich doch der Rettungsdienst kam und sie ins Krankenhaus brachte. Dort starb sie der Tageszeitung "Le Monde" zufolge an multiplem Organversagen. Laut dem Autopsiebericht, der der Zeitung vorliegt, ist noch unklar, ob ihr Tod bei früherer Hilfe hätte verhindert werden können.
Gesundheitsministerin kündigt Aufklärung an
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Die Familie der jungen Frau reichte Klage ein. Eine Online-Petition wird zu ihren Ehren eingerichtet. Gesundheitsministerin Buzyn kündigte die Aufarbeitung der "schweren Missstände" an. "Ich werde dafür sorgen, dass die Familie alle Informationen bekommt", schrieb sie auf Twitter.
Das Krankenhaus teilte mit, dass die Mitarbeiterin des Notdienstes vorläufig suspendiert wurde. Die bisherigen Erkenntnisse ließen diese Entscheidung zu, auch wenn der Ausgang der Ermittlungen noch offen sei. Die Straßburger Staatsanwaltschaft leitete polizeiliche Ermittlungen wegen unterlassener Hilfeleistung ein.
Der Fall befeuert die Debatte über das französische Gesundheitswesen. Schon seit Wochen beklagen Ärzte und Krankenpfleger, dass es zu wenig Personal und Ressourcen gibt.
- dpa, AFP
- Lokalzeitung "L'Alsace" (französisch)