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Holocaust-Überlebende mit 113 Jahren in New York gestorben


Reichspogromnacht zwang sie zur Flucht
Älteste Holocaust-Überlebende mit 113 Jahren gestorben

Von t-online, sbi

Aktualisiert am 25.02.2025 - 16:22 UhrLesedauer: 3 Min.
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Die Reichspogromnacht im November 1938 (Archivbild): Nach dem Pogrom gegen Juden im gesamten nationalsozialistischen Deutschland und Österreich flohen viele jüdische Menschen. (Quelle: imago)
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Rose Girone galt als die älteste Holocaust-Überlebende. Nun ist sie im Alter von 113 Jahren gestorben. Ihrer Familie rettete sie durch Stricken das Leben.

Rose Girone, die am 13. Januar ihren 113. Geburtstag feierte und als älteste Holocaust-Überlebende galt, ist am Montagmorgen gestorben. Das berichtet unter anderem die israelische Zeitung "Times of Israel". Sie sei aufgrund ihres sehr hohen Alters gestorben, sagte ihre Tochter, Reha Bennicasa, die heute 86 Jahre alt ist.

Girone wurde 1912 als Rose Raubvogel in Janov in Polen geboren. Später ließ sich die Familie in Hamburg nieder, wo sie ein Geschäft für Theaterkostüme betrieb. 1938 heiratete sie Julius Mannheim in einer arrangierten Ehe. Noch im selben Jahr zog das Paar nach Breslau (heute Wrocław), als die Pogromnacht Wellen der Gewalt gegen Juden auslöste. Doch ihr Ehemann wurde verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Rose Mannheim, damals im achten Monat schwanger, gelang die Flucht aus der Stadt.

Einziger Ausweg: Die Flucht nach Shanghai

1939 ergriff sie die Chance, Nazi-Deutschland zu verlassen: Ein Cousin schickte ihr ein auf Chinesisch verfasstes Dokument, das angeblich ein Visum war und ihr die Flucht nach Shanghai ermöglichte. Shanghai war damals einer der letzten offenen Häfen der Welt. Rose Mannheim legte den Nazibehörden das Visum vor und konnte gegen Zahlung einer unbekannten Summe erreichen, dass ihr Ehemann aus Buchenwald entlassen wurde. Innerhalb von sechs Wochen verließ das Paar das Land.

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Die Bedingungen in der chinesischen Stadt seien für die jüdischen Flüchtlinge schwierig gewesen, hatte Rose ihrer Tochter einmal erzählt, als diese bereits erwachsen war.

Weil sie selbst als Kind von einer Tante das Stricken gelernt hatte, fertigte die junge Mutter aus Wolle Kleider für ihre kleine Tochter. Die Kreationen fielen wiederum bald einem jüdischen Unternehmer aus Wien auf, der ihr half, ihre Strickwaren an ein gehobenes Shanghaier Geschäft zu verkaufen. Die Einnahmen sicherten der jungen Familie das dringend benötigte Einkommen.

Als die Familie 1947 ein Visum für die USA erhielt, spielte das Stricken erneut eine entscheidende Rolle für das Wohlergehen der Familie: Jeder durfte China mit nur zehn Dollar verlassen. Doch Rose versteckte 80 Dollar in den Knöpfen ihrer handgestrickten Pullover. Die Familie reiste mit dem Schiff nach San Francisco und landete schließlich in New York, wo sie mit Roses Mutter, Bruder und Großmutter wiedervereint wurde, die alle den Krieg überlebt hatten.

Holocaust-Überlebende

Als Überlebende des Holocaust bezeichnet die Internationale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Juden, die eine unbestimmte Zeit direkt oder indirekt unter der Naziherrschaft lebten und dabei nicht umkamen. Nach dieser Definition zählen französische, bulgarische oder rumänische Juden zu den Überlebenden des Holocaust.

Rose und Julius Mannheim ließen sich schließlich scheiden. 1968 lernte sie Jack Girone kennen und heiratete ihn. Das Paar lebte in New York, wo sie mittlerweile eine erfolgreiche Stricklehrerin war und ihr eigenes Geschäft besaß. 1980, im Alter von 68 Jahren, verkaufte sie den Laden. "Doch sie hörte nie mit dem Stricken auf", berichtete ihre Tochter.

Das Geheimnis ihres langen Lebens verriet Rose Girone der Zeitung "Long Island Herald" an ihrem 113. Geburtstag: "Ein langes, gesundes Leben ist einfach: Lebe jeden Tag zielstrebig, habe wunderbare Kinder und iss viel dunkle Schokolade."

Girone hat immer offen über ihre Erfahrungen während des Zweiten Weltkrieges gesprochen. "Sie war eine starke, widerstandsfähige Frau. Sie hat das Beste aus schrecklichen Situationen gemacht. Sie war sehr besonnen und hatte einen gesunden Menschenverstand", sagte Bennicasa über ihre Mutter.

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