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US-Häftling Marcel Brown saß unschuldig im Gefängnis: Rekord-Entschädigung


34 Stunden Schlafentzug bei Verhör
Mann saß zehn Jahre unschuldig in Haft: Rekord-Entschädigung

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 11.09.2024Lesedauer: 2 Min.
Marcel Brown mit Anwälten nach seiner Entlassung (Archivbild): Die Polizei hatte ihn 34 Stunden am Stück in einem fensterlosen Raum verhört.Vergrößern des Bildes
Marcel Brown mit Anwälten nach seiner Entlassung (Archivbild): Die Polizei hatte ihn 34 Stunden am Stück in einem fensterlosen Raum verhört. (Quelle: Center on Wrongful Convictions)

Nach 34 Stunden Dauerverhör war Marcel Brown zusammengeklappt. Er saß zehn Jahre unschuldig im Gefängnis – und bekommt nun eine hohe Entschädigung.

50 Millionen Dollar für zehn Jahre verlorene Lebenszeit: Das ist die Entschädigungssumme, die eine Jury einem US-Bürger zugesprochen hat. Die umgerechnet rund 45 Millionen Euro sind laut der Anwaltskanzlei Loevy & Loevy ein Rekordbetrag. Es ist die bisher größte Entschädigung für einen unschuldig verurteilten Einzelkläger in der US-Geschichte, teilte die Kanzlei am Dienstag (Ortszeit) mit.

Zahlen muss die Stadt Chicago. Die Polizeibeamten der Stadt hatten Brown 2008 nach einem Mordfall festgenommen und dann 34 Stunden lang in einem fensterlosen Raum verhört – bis der damals 18-jährige Brown einknickte. Er gestand, als Komplize an der Ermordung eines 19-Jährigen beteiligt gewesen zu sein.

"Das lange und intensive Verhör war ein Musterbeispiel dafür, wie man einen unschuldigen Teenager dazu bringt, etwas zu gestehen, was er nicht getan hat", teilte das Center on Wrongful Convictions mit, nachdem es sich des Falls angenommen hatte.

Schlafentzug, kein Essen, kein Anwalt

Das Zentrum, das verurteilte Kinder und Jugendliche bei Verdacht einer falschen Verurteilung vertritt, hatte 2018 Browns Freilassung erreicht. Brown war ursprünglich zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er wurde aber nach zehn Jahren freigelassen, nachdem seine Verteidiger nachweisen konnten, dass die Behörden das Geständnis mit illegalen Mitteln erwirkt hatten.

Während der mehr als 30 Stunden im Verhörraum hatten die Polizisten Brown pausenlos und laut der Kanzlei Loevy & Loevy ohne Essen und unter Schlafentzug vernommen. Trotz wiederholter Bitten wurde ihm nicht erlaubt, einen Anwalt anzurufen. "Ich war noch ein Kind", zitierte Loevy & Loevy Brown. "Sie haben mich in eine Löwengrube gesteckt, und es hat ihnen nichts ausgemacht. Sie haben auch keine Reue gezeigt."

2019 reichte Brown Zivilklage gegen die Stadt Chicago und die beteiligten Beamten ein. In dem zweiwöchigem Prozess um die Entschädigungen kamen die Geschworenen nun nach nur zweistündiger Beratung einstimmig zu dem Schluss, dass die Polizisten Browns Geständnis erzwungen und Beweismittel gefälscht haben. Sie sprachen ihm zehn Millionen Dollar Entschädigung für die Zeit zwischen seiner Festnahme und der Verurteilung zu und weitere 40 Millionen Dollar für die Zeit, die er anschließend in Haft verbrachte.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
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