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Jenny Erpenbeck gewinnt International Booker Prize mit "Kairos"


Geschichte einer "zerstörerischen Affäre"
Autorin räumt renommierten Preis ab – als erste Deutsche

Von dpa, afp, aj

Aktualisiert am 22.05.2024Lesedauer: 2 Min.
Jenny ErpenbeckVergrößern des Bildes
Es ist nicht Erpenbecks erster Preis: Wegen der vielen Auszeichnungen für ihre Romane gilt sie als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen. (Quelle: Alberto Pezzali/AP/dpa/dpa-bilder)

Der International Booker Prize gehört zu den prestigeträchtigsten Literaturpreisen in Großbritannien. Nun geht er erstmals eine deutsche Autorin.

Jenny Erpenbeck ist als erste Deutsche mit dem International Booker Prize ausgezeichnet worden. Die Schriftstellerin und Opern-Regisseurin erhielt den diesjährigen Preis für die englische Übersetzung ihres Romans "Kairos. "Ich bin sehr geehrt", sagte Erpenbeck bei der Preisverleihung in London.

Gemeinsam mit Übersetzer Michael Hofmann teilt sie sich das Preisgeld von 50.000 Pfund (umgerechnet etwa 58.500 Euro). Hofmann wurde als erster männlicher Übersetzer mit dem seit 2016 verliehenen Preis ausgezeichnet.

Das ursprünglich auf Deutsch geschriebene Buch erzählt die Geschichte einer "zerstörerischen Affäre" einer jungen Studentin mit einem älteren, verheirateten Schriftsteller in den letzten Jahren der DDR in Ostberlin. Das von der gemeinsamen Liebe zu Musik und Kunst beflügelte Verhältnis der beiden geht jedoch in die Brüche, so wie auch der Staat um sie herum im Zerfall begriffen ist.

Erpenbeck erklärte, der Fall der Berliner Mauer 1989 sei eine Idee der Befreiung. Sie habe interessiert, dass diese Befreiung nicht das Einzige sei, was in einer solchen Geschichte erzählt werden könne. Es gebe Jahre davor und danach.

Jury lobt Erpenbecks "leuchtende Prosa"

Die Vorsitzende der Jury, Eleanor Wachtel, hob Erpenbecks "leuchtende Prosa", welche "die Komplexität einer Beziehung" und die Atmosphäre Ost-Berlins beschreibe. "Es beginnt mit Liebe und Leidenschaft, aber es geht mindestens genauso sehr um Macht, Kunst und Kultur", fuhr sie fort.

Das Buch sei außergewöhnlich, weil es "sowohl schön als auch unangenehm ist, persönlich und politisch", hieß es auch in der Begründung der Jury. Erpenbeck lade dazu ein, eine Verbindung herzustellen zwischen politischen Entwicklungen, die Generationen definierten, und einer zerstörerischen, sogar brutalen Liebesaffäre.

Der International Booker Prize, der in diesem Jahr bei einer Zeremonie in der Londoner Galerie Tate Modern verliehen wurde, gehört zu den prestigeträchtigsten Literaturpreisen in Großbritannien. Ausgezeichnet werden fremdsprachige Werke, die ins Englische übersetzt wurden.

Im vergangenen Jahr war der International Booker Prize an den bulgarischen Schriftsteller Georgi Gospodinow für den Roman "Zeitzuflucht" gegangen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen afp und dpa
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