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Tödliches Mittelmeer-Drama: Schwere Vorwürfe gegenüber den Behörden


Einsatz mit tödlichen Folgen
Drama auf Rettungsboot – wurden die Hilferufe ignoriert?

Von t-online, cc

Aktualisiert am 07.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Rettungsaktion vor der libyschen Mittelmeerküste (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Rettungsaktion vor der libyschen Mittelmeerküste (Archivbild). (Quelle: Valeria Mongelli via www.imago-images.de)
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Eine Hilfsorganisation rettet mehr als 50 Geflüchtete, einige davon sind in kritischem Zustand. Ein Jugendlicher stirbt. Weil die Behörden jegliche Hilfe verweigerten?

Auf einem Rettungsboot im Mittelmeer ist es nach Angaben der Hilfsorganisation Sea Watch zu einem tödlichen Zwischenfall gekommen. Demnach starb ein 17-jähriger Geflüchteter auf dem Rettungsschiff Sea-Watch 5, weil offenbar mehrere Länder eine Evakuierung des Schiffes verweigert hatten.

"Wir sind traurig und wütend", sagte Hugo Grenier, der die Rettungsaktion an Bord des Hilfsschiffes leitet, in einer Pressemitteilung von Sea Watch, "die europäische Abschottungspolitik hat ein weiteres Todesopfer an Bord unseres Schiffes gefordert. Obwohl wir stundenlang um Hilfe flehten, hat kein Anrainerstaat auf unsere Anfrage geantwortet."

Zu dem tödlichen Drama war es gekommen, nachdem die Hilfsorganisation zunächst 56 Migranten von einem Holzboot gerettet hatten. Die Crew der Sea-Watch 5 entdeckte bei der Aktion auch mehrere Personen unter Deck des Holzbootes, davon waren einige bereits bewusstlos, da sie bei der versuchten Überfahrt über das Mittelmeer den Abgasen der Bordmotoren ausgesetzt waren. Etwa zehn Stunden lang sollen sie die giftigen Dämpfe eingeatmet haben.

Sea Watch: "Absolut inakzeptabel"

Ein 17-Jähriger erlitt kurz nach seiner Rettung von dem Boot dann einen Herzstillstand. Zwar konnten ihn die an Bord befindlichen Ärzte und Sanitäter zunächst wiederbeleben, dennoch starb der Jugendliche später, weil sowohl Italien, Malta und Tunesien sich weigerten, die Geflüchteten von Bord der Sea-Watch 5 zu evakuieren und ihnen weitere medizinische Hilfe zukommen zu lassen, wie die Organisation mitteilt. Von offizieller Seite gab es zu den Vorwürfen zunächst keine Stellungnahme.

Zwischen den ersten Anfragen zur Evakuierung an die Behörden der jeweiligen Länder und dem Tod des Jungen lagen laut der Hilfsorganisation mehr als zwei Stunden. Doch es passierte nichts. Laut der Pressemitteilung befanden sich am Mittwochabend immer noch mehrere Personen in kritischem Zustand. Sie wurden wegen akuten Sauerstoffmangels und Verbrennungen erstversorgt, warteten aber weiterhin auf die Erlaubnis, an Land gehen zu dürfen.

"Es ist absolut inakzeptabel, wie die EU-Staaten sich um ihre Verantwortung drücken. Die Behörden sind schnell darin, wenn es um Maßnahmen zur Einschränkung ziviler Rettungshilfe geht, aber wenn es um Leben und Tod geht, dann legen sie die Hände in den Schoß", sagte eine Sprecherin von Sea Watch.

2023 war das tödlichste Jahr seit langem im Mittelmeer

Erst vor zwei Wochen hatte die Hilfsorganisation die italienische Regierung aufgefordert, ihre neuen Regelungen zur Seenotrettung zu überarbeiten, da diese immer mehr Menschenleben koste.

Im Februar 2023 hatte die Regierung der rechtsnationalen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ein Gesetz verabschiedet, das es Schiffen von Hilfsorganisationen verbietet, mehrere aufeinanderfolgende Rettungsaktionen im Mittelmeer durchzuführen. Sie sind nun dazu verpflichtet, nach jedem Einsatz unverzüglich in einen italienischen Hafen zurückzukehren, ansonsten drohen heftige Geldstrafen und die Beschlagnahmung der Schiffe. Die Häfen, die die Regierung für die Rückkehr aussuchte, liegen zum Teil weit von den Fluchtrouten im Mittelmeer entfernt. Das erschwert die Rettungseinsätze und führt laut Helfern dazu, dass Menschen nicht rechtzeitig gerettet werden können.

Auf dem Weg von Afrika nach Europa mit oft kaum seetüchtigen Booten kommen im Mittelmeer immer wieder Menschen ums Leben. Allein im vergangenen Jahr waren laut Hilfsorganisationen auf der Fluchtroute über das Mittelmeer 2.500 Menschen gestorben, es war damit das tödlichste Jahr seit 2017.

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