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"Incels": Hass auf Frauen unter jungen Männern – eine unterschätzte Gefahr


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Sexistisch und rechtsextrem
"Incels" – der gefährliche Frauenhass junger Männer


Aktualisiert am 06.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Nick Fuentes: Der rechtsextreme US-Amerikaner propagiert eine gefährliche Ideologie. (Quelle: Rainmaker Photos via www.imago-images.de)

In sozialen Medien machen sich frauenhassende, junge Männer breit: sogenannte Incels. Über eine gefährliche Ideologie, die immer größeren Anklang findet.

Am 23. April 2018 raste ein 25-jähriger IT-Student in einem Kleinlastwagen auf den Bürgersteig der Yonge Street, einer Hauptverkehrsader der kanadischen Metropole Toronto. Bei seiner Amokfahrt tötete der junge Mann 10 Menschen und verletzte 15 weitere. Zuvor rief er auf Facebook die "Incel"-Rebellion aus und verwies auf den Täter eines von "Incels" gefeierten Amoklaufs. Es war das erste Mal, dass der Begriff "Incel" die Runde machte.

Es handelt sich dabei um Männer, die ihre sexuelle Frustration zu einer Ideologie stilisieren und sich im Internet dazu austauschen. Einige von ihnen radikalisieren sich und verüben im Namen der "Incel"-Bewegung Gewalttaten. Dabei eignete sich die Bewegung einen Begriff der Selbsthilfe an, der ursprünglich Ungehörten eine Stimme geben sollte. Nicht nur für Frauen wird die Subkultur zunehmend gefährlich.

Misogynie als Modeerscheinung

Durch Influencer wie Andrew Tate oder Nick Fuentes ist Misogynie zur Mode geworden. Dabei verfängt der Frauenhass vor allem bei jungen Menschen. t-online berichtete bereits vor einiger Zeit von den Schilderungen von Lehrkräften, die zunehmenden Sexismus und Frauenhass bei ihren Schülern beobachten. Hinter dieser Entwicklung steckt die "Incel"-Ideologie, die seit Jahren junge Männer zu Gewalttaten bringt.

Incel

"Incel" ist ein Kofferwort aus den englischen Wörtern "involuntary" und "celibate". Es beschreibt Menschen, die unfreiwillig zölibatär – also sexuell enthaltsam – leben. Dabei dient der Begriff jungen Männern häufig als Selbstbezeichnung.

Den Begriff "Incel" selbst gibt es aber schon länger. 1997 kreierte die kanadische Studentin Alana das Wort, um schüchternen Menschen aller sexuellen Orientierungen eine Plattform zu geben. In diesem Zusammenhang gründete sie das Forum "Alana’s Involuntary Celibacy Project". Hieraus entstand auch die Abkürzung "Incel", die vor allem für ein positives Selbstbild und Selbstliebe stehen sollte.

Nachdem sie das Forum im Jahr 2000 verlassen hatte, übernahmen allerdings heterosexuelle junge Männer sowohl den Begriff als auch das Forum und verbreiteten dort fortan Hass und Hetze. Diese richteten sich vor allem gegen Frauen, aber auch gegen die LGBTQI+-Bewegung. Nach und nach entwickelte sich aus der ursprünglichen Selbsthilfegruppe eine Subkultur. Diese wird bis heute in misogynen Foren – der sogenannten Mannosphäre – ausgelebt. Aber auch über soziale Medien wie Instagram, TikTok oder Twitter verbreiten "Incel"-Influencer wie Andrew Tate und Nick Fuentes ihre Ansichten.

Selbsthass und die Opferrolle

Die "Incel"-Ideologie verfängt vor allem bei sexuell oder romantisch zurückgewiesenen jungen Männern. Dabei sehen sie sich selbst als Männer dritter Klasse, die Opfer von Lookismus werden – sie glauben also, dass sie aufgrund ihres Aussehens Diskriminierung erfahren. Dem zugrunde liegt die Annahme, dass man Attraktivität mit einem "sexuellen Marktwert" messen kann.

Hieraus ergibt sich eine Hierarchie, in der "Incels" ganz unten stehen. Darüber stehen "Normies" und an der Spitze seien demnach sogenannte "Alphas". Diesen Begriff verwendet vor allem Andrew Tate immer wieder. Er will Männer dazu bringen, zu "Alphas" zu werden. Denn diese seien aufgrund ihrer körperlichen Attribute sexuell besonders erfolgreich bei Frauen.

Hassobjekt Frau

Auch Frauen werden in attraktiv ("Stacies") und weniger attraktiv ("Beckies") unterteilt. Darüber hinaus werden Frauen meist entmenschlicht und als das Böse dargestellt. In diesem Zusammenhang werden auch Vergewaltigungen und andere Formen von Gewalt gegenüber Frauen glorifiziert.

Der Frust der "Incels" beruht vor allem darauf, dass sie der Überzeugung sind, Frauen seien nur noch darauf aus, sexuellen Kontakt zu "Alphas" zu haben. Das führe zu einem Ungleichgewicht bei der Partnerwahl. Früher habe man Partner einer ähnlichen "Attraktivitätsstufe" gewählt. Heute sei dies nicht mehr der Fall und "Incels" fielen hinten runter. So zumindest lautet das Selbstverständnis der "Incels". Schuld daran sei vor allem der Feminismus. Frauenhass wird in der "Incel"-Ideologie mit rassistischen und rechtsextremen Ansichten gepaart.

Weitere Gewalttaten

Diese gefährliche Mischung macht sich vermehrt auch außerhalb des Internets bemerkbar. Neben der Amokfahrt von Toronto gab es weitere Gewalttaten, die der "Incel"-Bewegung zuzuordnen sind. So erschoss ein 40-jähriger Mann im November 2018 zwei Frauen in einem Yoga-Studio in Florida. Zuvor hatte er sich in verschiedenen Videos zu der "Incel"-Bewegung bekannt.

Auch in Deutschland hat die "Incel"-Ideologie – vor allem in Verbindung mit Rechtsextremismus – bereits zu Gewalttaten geführt. Der Täter des Anschlags in Hanau im Jahr 2020, bei dem zehn Menschen starben, soll sich häufig in der Mannosphäre herumgetrieben haben, einem losen, antifeministischen Netzwerk im Internet. Wie der NDR berichtete, soll auch der Attentäter, der 2019 eine Synagoge und einen Döner-Imbiss in Halle (Saale) angriff, Verbindungen in die "Incel"-Szene gehabt haben. Bei dem Anschlag wurden zwei Menschen getötet.

Verwendete Quellen
  • theguardian.com: "‘Raw hatred’: why the 'incel' movement targets and terrorises women", (englisch)
  • ndr.de: "Zerrwelt der Frauenhasser"
  • zeit.de: "Rechtsextrem und Sexist", (kostenpflichtig)
  • Eigene Recherche
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