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Todesangst bei Titanic-Tauchgang: Michael Guillen über U-Boot-Unfall vor 20 Jahren


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Als Reporter an Bord eines "Titanic"-U-Boots
"Ich hatte Todesangst vor dem Wasser"


Aktualisiert am 23.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Wrack der "Titanic": Konnte eine Passagierin vor dem Unglück 1912 eine Nachricht absetzen?Vergrößern des Bildes
Wrack der "Titanic": Vor 20 Jahren überlebte Michael Guillen einen U-Boot-Unfall. (Quelle: Mary Evans AF Archive Walt Disney Pictures)

Michael Guillen war vor 20 Jahren an Bord eines U-Boots, das zum Wrack der "Titanic" tauchte. Damals gab es einen Unfall, den die Besatzung nur knapp überlebte.

Im September 2000 sollte der US-Amerikaner Michael Guillen der erste Reporter werden, der von der "Titanic" berichten durfte. "Ich hatte eine Todesangst vor dem Wasser, aber bei so einer Einladung konnte ich als Reporter nicht Nein sagen", erzählt Guillen dem Nachrichtensender Sky News jetzt.

Der frühere Wissenschaftsredakteur des US-amerikanischen Senders ABC berichtet nun von dem Tauchgang, der nicht ohne Probleme verlief. Das Erste, das ihm aufgefallen sei, als sie das Wrack in der Tiefe erreichten, sei der gigantische Propeller des Schiffes gewesen. Er sei so riesig gewesen, dass das U-Boot im Vergleich bloß die Größe einer Mücke gehabt habe. Der Propeller habe sehr geglänzt. Er war offenbar verchromt und deshalb nicht so stark verrostet wie der Rest des Schiffes.

"Würde jemand in Panik ausbrechen?"

"Während ich den beeindruckenden Propeller betrachtete, merkte ich, dass sich unser Boot beschleunigte. Das kam mir merkwürdig vor", berichtet er weiter. "Ich dachte, wir sollten doch langsamer werden." Erst im Nachhinein habe die Besatzung herausgefunden, dass sie in eine Unterwasserströmung geraten waren, die in derart tiefen Gewässern immer wieder auftreten.

"Wir sind gegen die Klingen des Propellers geklatscht und haben uns hinter dem Propeller verfangen", erzählt Guillen. Sie hätten die Kollision gespürt und gesehen, wie große Teile des Wracks in die Tiefe stürzten. "Da wussten wir, dass wir in Schwierigkeiten waren." Gefangen hinter dem Propeller fürchtete Guillen, dass die Situation im Boot außer Kontrolle geraten könnte: "Würde jemand – der Pilot oder mein Tauchpartner – in Panik ausbrechen?"

Eindringendes Wasser ist scharf wie eine Rasierklinge

Vor dem Tauchgang hätten sie die Geschichte eines Mannes gehört, der in einer ähnlichen Situation gefangen gewesen war. Er hatte in Panik die U-Boot-Tür aufgedreht, in der Hoffnung, sich retten zu können. Der Druck dort unten sei aber so enorm, sagt Guillen nun. Der Wasserstrahl sei so scharf wie eine Rasierklinge, selbst wenn nur durch einen kleinen Riss Wasser eindringe. Der Mann forderte seinen eigenen Tod heraus.

Als Wissenschaftler habe sich Guillen als professioneller Problemlöser gesehen und überlegt, wie sie aus der Gefahrenzone herauskommen könnten, während der Pilot versuchte, das Boot in Sicherheit zu bringen. In dem Moment sei der Reporter an seine Grenzen gestoßen. Die Stimme in seinem Kopf werde er nie vergessen, die ihm sagte: "Das ist, wie es enden wird für dich."

"Ich dachte, dass ich sie nie wieder sehen würde"

Als Korrespondent sei Guillen schon am Nord- und am Südpol gewesen, an anderen Orten der Welt, in denen er in Gefahr geriet, aber immer hat er überlebt. Im U-Boot habe er schließlich an seine Frau gedacht und "dass ich sie nie wieder sehen würde".

Der Pilot aber schaffte es nach etwas mehr als einer Stunde, das U-Boot aus dem Propeller zu befreien. Um an die Wasseroberfläche zu gelangen, habe das Boot weitere zweieinhalb Stunden benötigt, erklärt Guillen. "Es war eine Erfahrung, die ich niemals mehr vergessen werde in meinem Leben."

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Die dramatische Suchaktion nach der "Titan" nahm den früheren Reporter sichtlich mit. Unter Tränen sagte er im Interview mit Sky News, ihm werde übel, wenn er an die Besatzung denke. Mittlerweile ist klar: Die Insassen der "Titan" sind tot – die Tauchkapsel implodierte offenbar auf dem Weg zur "Titanic".

Verwendete Quellen
  • merkur.de: "Rezept für eine Katastrophe: US-Physiker rechnete im Titanic-Tauchboot bereits mit seinem Tod"
  • youtube.de: "Missing Sub: Scientist recalls his own experience in a sub 20 years ago" (englisch)
  • twitter.de: Profil von Dr. Michael Guillen (englisch)
  • dailymail.co.uk: "I was trapped under the Titanic at the bottom of the Atlantic Ocean, 2½ miles below the surface" (englisch)
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