"Wenn ein Ochse..." Journalistin kritisiert Erdoğan – und wird zu Haft verurteilt

In der Türkei ist eine Frau wegen Präsidentenbeleidigung verurteilt worden. Sie hatte ein bekanntes türkisches Sprichwort genutzt, um Erdoğans Politik zu kommentieren. Seinen Namen erwähnte sie dabei nicht.
Eine bekannte türkische Journalistin ist zu einer Haftstrafe verurteilt worden, weil sie öffentlich ein Sprichwort über einen Ochsen in einem Palast zitiert hat. Ein Istanbuler Gericht sprach Sedef Kabas wegen Präsidentenbeleidigung schuldig und erteilte eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren und vier Monaten, wie die Anwaltsvereinigung MLSA am Freitag mitteilte. Im Anschluss an die Entscheidung sei Kabas freigelassen worden. Das habe das Gericht in Anbetracht der bereits in Untersuchungshaft verbrachten anderthalb Monate und der Höhe der verhängten Strafe entschieden, schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.
Die Journalistin hatte im Januar in einer Fernsehsendung unter anderem das harte Vorgehen der türkischen Regierung gegen Kritiker angeprangert. Dort und später auf Twitter zitierte sie ein Sprichwort: "Wenn ein Ochse in einen Palast geht, wird er kein König, sondern der Palast wird zum Stall." Den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan oder seinen Präsidialpalast in Ankara erwähnte sie nicht explizit.
Der Anwaltsvereinigung zufolge sagte Kabas im Gerichtssaal, sie habe den Präsidenten nicht beleidigt, sie habe aber das Recht, die Regierung zu kritisieren. Das sei auch ihre Pflicht als Journalistin.
- Nachrichtenagentur dpa