Weltweites Aufsehen Slowakischer Journalistenmord-Prozess wird neu aufgerollt

Seine Recherchen zu einem Korruptionsnetzwerk mussten Jan Kuciak und seine Freundin mit dem Leben bezahlen. Die mutmaßlichen Auftraggeber des Mordes wurden allerdings freigesprochen – doch nun beginnt der Prozess erneut.
Vier Jahre nach dem Mord am slowakischen Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak wird das Gerichtsverfahren gegen den mutmaßlichen Auftraggeber neu aufgerollt. Bereits seit 2015 recherchierte Kuciak zu Steuerdelikten und Verflechtungen zwischen Politik und Wirtschaft. Insbesondere große Unternehmer und Regierungsmitglieder standen im Fokus seiner Arbeit.
Der damals 27 Jahre alte Investigativ-Journalist und seine Verlobte waren am 21. Februar 2018 in ihrem Haus im Dorf Velka Maca, rund eine Stunde von der slowakischen Hauptstadt entfernt, erschossen worden.
Kuciak deckte Korruptionsnetzwerk auf
Der Doppelmord hatte international für Aufsehen gesorgt. Seine erst nach dem Tod veröffentlichte letzte Reportage löste Massendemonstrationen aus, die zum Rücktritt der Regierung führten. Die Ermittlungen gegen den als Auftraggeber des Mordes angeklagten Unternehmer Marian Kocner enthüllten ein seit Jahrzehnten bestehendes Korruptionsnetz. Seither wurden zahlreiche Richter, Staatsanwälte und ranghohe Polizeifunktionäre verhaftet.
Nun soll der Gerichtsprozess rund um den Doppelmord neu aufgerollt werden, wie eine Gerichtssprecherin am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Bereits am kommenden Montag soll der neuerliche Prozess gegen den Millionär Kocner und eine Komplizin bei einem Spezialgericht für organisierte Kriminalität eröffnet werden.
Dass Kocner und seine mutmaßliche Komplizin Alena Zs. im September 2020 aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurden, sorgte für internationale Empörung. Im Juni 2021 gab das Oberste Gericht der Slowakei einem Einspruch der Anklage statt und hob diese Freisprüche auf.
Offenbar weitere Taten geplant
Bereits rechtskräftig verurteilt sind der geständige Doppelmörder und zwei Komplizen, die in Kocners Auftrag gehandelt haben sollen. Kocner und Zs. wurden inzwischen wegen anderer Straftaten verurteilt. Sie müssen daher auch dann jahrelang im Gefängnis bleiben, wenn das Gericht sie von der Journalistenmord-Anklage neuerlich freisprechen sollte.
In dem kommende Woche beginnenden Verfahren geht es nach Angaben des Gerichts nicht nur um den Journalistenmord, sondern auch um den Vorwurf, mehrere weitere Morde geplant zu haben.
- Nachrichtenagentur dpa