Anschlag auf Berliner A100 Ermittler: Angreifer machte Jagd auf Motorradfahrer
Die drei Unfälle auf der Berliner Stadtautobahn werden offiziell als islamistischer Anschlag behandelt. Ein 30-jähriger Iraker hatte sie verursacht. Auf Facebook soll er die Tat angekündigt haben.
Der Zwischenfall auf der Autobahn 100 in Berlin ist wahrscheinlich ein islamistischer Anschlag gewesen. Die Äußerungen des Fahrers legten eine religiös motivierte Tat nahe, sagte der Sprecher der Berliner Generalstaatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP.
Dem Sprecher zufolge soll der Angreifer mit seinem Auto "quasi Jagd" auf Motorradfahrer gemacht haben. Der krasse Ausdruck sei angemessen, sagte Steltner. Betroffen seien zwei Motorrad- und ein Motorrollerfahrer. Die Motorradfahrer und ein Auto seien gerammt worden, ein weiteres Auto gestreift worden.
Wie der Sprecher weiter mitteilte, soll der Mann zuvor auf seiner Facebook-Seite Hinweise auf die geplante Tat veröffentlicht haben. Er hatte demnach Fotos des Autos gepostet, mit dem er am Dienstagabend absichtlich mehrere Fahrzeuge gerammt hat. Dazu schrieb er Zeilen, in denen er sinngemäß Gott seinen Dank aussprach und das Wort Märtyrer benutzte. Außerdem fanden sich auf seinem Profil religiöse Sprüche.
Ermittler prüfen auch mögliche psychische Erkrankung
Bei den von dem Mann verursachten Unfällen waren am Dienstagabend gegen 18.30 Uhr drei Menschen schwer und drei weitere leicht verletzt worden. Ein Motorradfahrer trug schwerste Verletzungen an Kopf und Wirbelsäule davon.
Ein Sprecher der Justizverwaltung sagte, Generalstaatsanwältin Margarete Koppers werde am Nachmittag den Rechtsausschuss zu den bisherigen Erkenntnissen informieren. Die Polizei untersucht auch, ob der festgenommene Täter, ein 30-jähriger Iraker, psychisch gestört ist, wie ein Sprecher sagte. Gegen den Mann ermittelt der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz der Kriminalpolizei.
Unterdessen hat die Polizei die Untersuchungen vor Ort auf der Autobahn weitgehend beendet. Die Sperrungen der Autobahn Richtung Neukölln wurden größtenteils aufgehoben. Zwischen Kurfürstendamm und Hohenzollerndamm gab es laut Verkehrsinformationszentrale allerdings weiterhin eine Sperrung.
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Das stark beschädigte Auto des Fahrers stand zuletzt auf der Autobahnausfahrt Alboinstraße in Berlin-Tempelhof Richtung Westen. Dort in der Nähe hatte sich wohl der dritte Crash ereignet. Auf der Fahrbahn lagen einige Trümmer und ein Motorradhelm. Ein Motorrad war quer in die Front des Wagens geklemmt, wie auf Fotos zu sehen war. Offenbar hatte der Fahrer das Motorrad mit großer Gewalt gerammt.
Die anderen beiden Zwischenfälle, bei denen der Mann andere Fahrzeuge rammte, geschahen weiter westlich auf der Autobahn in Wilmersdorf und Schöneberg. Daher muss der Mann seine Fahrtrichtung mehrfach geändert und die Autobahn in beide Richtungen abgefahren haben.
Laut Polizei hatte er eine vermeintliche Munitionskiste dabei. Als er gestoppt wurde, habe er angekündigt, in der Kiste befände sich ein "gefährlicher Gegenstand", sagte eine Polizeisprecherin in der Nacht. Kriminaltechniker durchleuchteten die Metallkiste. Sie sei für die Aufbewahrung von Munition geeignet gewesen. Die Kiste sei dann mit einem Wassergewehr aufgeschossen worden, sagte die Sprecherin. Allerdings entdeckte die Polizei darin aber nichts Verdächtiges, sondern lediglich Werkzeug. Sprengstoffspuren seien im Auto nicht gefunden worden.
- Nachrichtenagentur dpa
- rbb 24: Chaos auf der Stadtautobahn