Viele Fragen offen Isoliert auf Bauernhof gelebt – Polizei weitet Untersuchungen aus
Im Osten der Niederlande ermittelt die Polizei gegen einen 58-Jährigen. Der Mann soll jahrelang mit sechs jungen Menschen in einem abgelegenen Bauernhof gelebt haben.
Nach der Entdeckung einer seit Jahren isoliert lebenden Familie im Osten der Niederlande laufen die Ermittlungen der Polizei auf Hochtouren. Eine Sondergruppe von 25 Beamten untersuche den Fall, teilte die Polizei in der Provinz Drenthe am Mittwochmorgen mit. Viele Fragen seien offen. Auf einem abgelegenen Bauernhof im Dorf Ruinerwold hatten Beamte eine Familie entdeckt, die dort seit 2010 in einem isolierten Raum gehaust haben soll.
Dies betreffe fünf jetzt erwachsene Kinder und doch auch deren Vater, teilte die Polizei mit – das hätten die Personen selbst ausgesagt. Zuvor war unklar gewesen, ob auch der Vater der Familie in dem isolierten Raum gelebt hat.
58-Jähriger stammt aus Wien
Festgenommen wurde ein 58 Jahre alter Österreicher. Er war nach Angaben der Polizei Mieter des Bauernhofes und soll dort regelmäßig Reparaturen ausgeführt haben, aber dort nicht gewohnt haben. Die Familie war dem Einwohnermeldeamt nicht bekannt.
Die Gruppe "lebte in sehr provisorischen Räumen", sagte der Bürgermeister Roger de Groot. Er nannte keine Details der Wohnung. "So etwas habe ich noch nie erlebt." Warum die Menschen dort so isoliert wohnten, ist unbekannt. Sie sollen auf "das Ende der Zeiten" gewartet haben, berichten niederländische Medien. Die jungen Leute hätten nicht gewusst, dass es außer ihnen noch Menschen auf der Welt gibt. Es gebe noch sehr viele offene Fragen, sagte der Bürgermeister.
25-Jähriger bittet Wirt um Hilfe
Der Wirt der Dorfkneipe hatte die Polizei am Montag alarmiert. Bei ihm war ein fremder junger Mann in der Wirtsstube aufgetaucht. Er war total verwirrt, wie der Wirt dem TV-Sender RTV Drenthe sagte. "Er sagte, dass er weggelaufen war und Hilfe brauchte." Der 25-Jährige habe auch geschildert, dass er neun Jahre lang nicht draußen gewesen sei.
Daraufhin war die Polizei zu dem Hof gefahren. "Da trafen wir sechs Menschen an in einem abschließbaren kleinen Raum in der Wohnung, es war kein Keller", präzisierte die Polizei. "Es ist undeutlich, ob sie dort freiwillig waren." Zuvor war berichtet worden, dass die Familie in einem Kellerraum gelebt habe.
Über die genauen Lebensumstände und den Gesundheitszustand der Gruppe wollte die Polizei vorerst keine Angaben machen. Die Untersuchungen seien noch in vollem Gange. "Alle Szenarien sind noch offen", sagte eine Sprecherin. Der 58-Jährige sei festgenommen worden, "weil er nicht an unserer Untersuchung mitarbeitete".
Hof liegt 200 Meter außerhalb von Dorf
Dorfbewohner sind geschockt. Sie sagten Reportern, dass sie bei dem Hof immer nur einen Mann gesehen hatten. Von einer Gruppe hätten sie nichts gewusst. Der Hof liegt versteckt hinter Bäumen und etwa 200 Meter vom Rande des Dorfes entfernt. Dazu gehören nach Aussagen von Reportern ein großer Gemüsegarten und eine Ziege. Möglicherweise habe sich die Gruppe jahrelang selbst versorgt.
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In Österreich weckt der Fall – wenn auch eigentlich anders gelagert – Erinnerungen an den Fall Josef Fritzl, der vor elf Jahren aufflog. Der Mann hatte 24 Jahre lang seine Tochter in einen Keller im Bundesland Niederösterreich gesperrt und mit ihr sieben Kinder gezeugt. Er wurde zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.
- Nachrichtenagentur dpa