Konflikt in Brasilien Farmer hacken Ureinwohnern die Hände ab
Zuletzt wehrten sie sich mit Pfeil und Bogen gegen Tränengas, als sie vor dem Kongress in Brasilia protestierten. Ureinwohner in Brasilien fühlen sich durch Holzfäller und Farmer bedroht - nun eskalierte die Situation dramatisch.
Im Nordosten des Landes sind 13 Mitglieder der Gamela-Gemeinschaft zum Teil schwer verletzt worden, wie der Missionsrat der Bischofskonferenz (CIMI) mitteilte. Zwei Männern seien die Hände abgetrennt worden, fünf seien von Schüssen getroffen worden. Die Indigenas hatten eine Gegend wieder besetzt, die zu ihren Ländereien gehöre, nachdem die Regierung ihre Forderungen ignoriert habe.
In der Region kämpfen auch die Ka'apor-Indigenas mit Banden, die illegal in ihr riesiges Gebiet eindringen, um tropische Hölzer für den Export nach Europa zu schlagen. Rund 2000 Ka'apor gibt es noch, ihr Land ist sechs Mal so groß wie Berlin - diese Dimensionen zeigen, wie schwer ein Schutz ohne staatliche Hilfe ist.
Indigene Gemeinden beklagen, dass unter der rechtskonservativen Regierung von Präsident Michel Temer der Schutz aufgeweicht werde - das Holz in den Gegenden ist lukrativ. Zudem kommt es zu Ermordungen und Vertreibungen, um neue Flächen für Soja zu erschließen, das weltweit zu Tierfutter verarbeitet wird, um den wachsenden Fleischkonsum zu bedienen.
Ureinwohner werden immer wieder Mordopfer
Vergangene Woche war es beim Protest Tausender Indigenas vor dem Kongress in Brasilia zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei setzte Pfefferspray und Tränengas ein, die Demonstranten wehrten sich mit Pfeil und Bogen. "Wir leiden jeden Tag, und wenn wir hierhin kommen, um mit dem Staat zu verhandeln, passiert das", kommentierte eine Wortführerin der Demonstranten, Angela Katxuyana, die Eskalation.
Zuvor waren am 22. April im südlichen Bundesstaat Mato Grosso neun Menschen in einer abgelegenen Gegend durch Schüsse und Messerstiche ermordet worden. Hier gibt es den Verdacht, dass Großgrundbesitzer Killer angeheuert haben könnten. Gerade an der südlichen Grenze des Amazonasgebiets sei die Lage so schlimm wie seit 20, 30 Jahren nicht mehr, sagte der Experte der Umweltstiftung WWF, Roberto Maldonado.