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Sexuelle Gewalt in Antarktis: 59 Prozent der Polarforscherinnen betroffen


Lagerkoller auf Polarstation
Sexuelle Gewalt in der Antarktis: 59 Prozent der Frauen betroffen

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 19.03.2025 - 15:55 UhrLesedauer: 2 Min.
Blick in die Station: So leben die Crewmitglieder.Vergrößern des Bildes
Blick in die Station: So leben die Crewmitglieder. (Quelle: sanap.ac.za)
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Auf der südafrikanischen Polarstation Sanae IV geht die Angst um. Es geht um Gewalt und sexuelle Belästigung. Auch andere Antarktis-Forscher berichten davon.

Fernab der Zivilisation, einsam im ewigen Eis, passieren ungeheuerliche Dinge: Auf der südafrikanischen Polarstation Sanae IV soll ein Forscher die Kontrolle über sich verloren haben. Ende Februar erreichte die südafrikanische Regierung ein dramatischer Hilferuf: Ein Mitglied der neunköpfigen Crew soll gewalttätig gegenüber dem Teamleiter geworden sein. Außerdem soll dieses Mitglied eine Morddrohung ausgesprochen und ein anderes Teammitglied sexuell belästigt haben.

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Laut der britischen "Daily Mail" wurde das bedrohliche Verhalten des Aggressors durch den "Streit über eine Aufgabe" ausgelöst. Die Zeitung zitierte einen südafrikanischen Regierungsbeamten, wonach der Teamleiter eine "wetterabhängige Aufgabe, die eine Planänderung erforderlich machte", dem Team übertragen habe.

Untersuchung zu sexuellen Übergriffen in der Antarktis

Eine Kleinigkeit setzte demnach eine weitreichende Eskalation in Gang. Südafrikas Umweltminister Dion George, dessen Ministerium die Forschungsstation untersteht, erklärte, an Bord der Station sei es eng. Die Gefahr, dass jemand einen Lagerkoller bekomme, sei groß.

Wie sehr die lebensfeindlichen Bedingungen in der Antarktis sich auf die dort arbeitenden Menschen auswirken, verdeutlicht auch eine Untersuchung aus dem Jahr 2022. Die National Science Foundation, die Bundesbehörde, die das US-Antarktisprogramm beaufsichtigt, veröffentlichte in jenem Jahr einen Bericht: Demnach gaben 59 Prozent aller befragten Frauen an, Belästigungen oder Übergriffe in der Antarktis erlebt zu haben. 72 Prozent der Frauen sagten, ein solches Verhalten sei in der Antarktis ein Problem.

Eine Frau konnte nicht mehr atmen, eine trug einen Hammer

Die USA betreiben in der Antarktis mehrere Stationen. Die größte ist die McMurdo-Station, es handelt sich um eine kleine Stadt mit 85 Gebäuden. Während der Sommermonate sind rund 1.100 Personen dort, im antarktischen Winter reduziert sich die Zahl auf etwa 250.

Die Nachrichtenagentur AP recherchierte mehrere konkrete Fälle. Eine Frau berichtete, ein Kollege habe sie niedergedrückt und ihr etwa eine Minute lang sein Schienbein auf den Hals gedrückt, sie habe nicht mehr atmen können. Eine andere erzählte, sie sei immer wieder von einem bestimmten Mann angegriffen worden, der regelmäßig auch andere Frauen belästigt habe. Die Vorgesetzten seien untätig geblieben. Die Frau führte schließlich immer einen Hammer mit sich, entweder in ihrem Overall oder ihrem Sport-BH, um sich in Notsituationen verteidigen zu können.

Kultur der sexuellen Übergriffe

In einem anderen Fall wurde eine Frau, die gegen ihren Willen von einem Mann angefasst worden war, gezwungen, weiter mit ihm zusammenzuarbeiten. Eine weitere Frau berichtete Vorgesetzten von einer Vergewaltigung, diese stuften den Angriff auf Belästigung herunter.

Ein Zeuge sprach von einer regelrechten Kultur der sexuellen Belästigung auf der Station. Mehr als 300 Personen unterzeichneten eine Petition für einen besseren Umgang mit Vorwürfen der sexuellen Belästigung.

Aber auch nach dem Bericht der National Science Foundation sollen die Übergriffe und Belästigungen nicht aufgehört haben. "Jede Frau, die ich dort unten kannte, ist schon einmal Opfer geworden", sagte eine Frau laut einem Bericht des National Public Radio. Wer Fälle melde, müsse davon ausgehen, selbst nach Hause geschickt zu werden. In der Antarktis gehöre übergriffiges Verhalten von Männern praktisch zum Alltag.

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