Elf Tote bei Amoklauf in Schweden "Hinter mir lagen drei leblose Menschen, überall war Blut"
Ein Amokläufer hat an einer schwedischen Schule für Erwachsene ein Blutbad angerichtet. Augenzeugen beschreiben Angst und Schrecken.
Schweden steht unter Schock. Die Flaggen vor Parlament, Regierungsgebäuden und Königspalast wehen am Mittwoch auf Halbmast. "Was nicht passieren durfte, ist passiert", heißt es in einer Erklärung von Premierminister Ulf Kristersson.
Am Dienstag ist ein Mann in eine Schule in der Stadt Örebro eingedrungen und hat dort zehn Menschen erschossen, bevor er sich offenbar selbst richtete. Weitere fünf Verletzte wurden mit lebensgefährlichen Schusswunden in Krankenhäuser gebracht, ihren Zustand beschreibt die Polizei mittlerweile als stabil.
Schwedens Regierungschef spricht von einem Amoklauf. Es ist das bisher schlimmste Verbrechen dieser Art in Schweden.
Der Täter: ein bisher unauffälliger Mann Mitte 30
Noch gibt es viele Fragen, unter anderem zum Täter und zu seinem Motiv. Es handele sich um einen Mann Mitte 30, teilte die Polizei mit. Die bisherigen Ermittlungen sowie Geheimdienstinformation gäben "zum gegenwärtigen Zeitpunkt" keinen Hinweis auf einen möglicherweise ideologischen Beweggrund.
Der Täter sei der Polizei bisher nicht aufgefallen, hieß es. Vermutlich habe er als Einzeltäter gehandelt.
Der Angreifer soll aus einer automatischen Waffe gefeuert haben
Unterdessen verbreiten sich in den sozialen Medien Bilder und Videoschnipsel, die Tat und Täter zeigen sollen. Zu hören sind unter anderem mehrere schnelle Schussabfolgen und fliehende Menschen. Augenzeugen, die mit dem Leben davongekommen sind, berichten von angstvollen Momenten im Inneren der Schule. Allmählich ergibt sich so ein klareres Bild der Geschehnisse.
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Fest steht: Gegen 12.30 Uhr fielen die ersten Schüsse am Campus Risbergska, einer Einrichtung für Erwachsenenbildung. Berichten zufolge soll der Mann zuvor mit einer großen Tasche auf dem Schulgelände unterwegs gewesen sein, in der vermutlich mindestens eine Waffe war. Dann habe er sich auf einer Toilette umgezogen.
Heraus kam er laut den Berichten in militärisch anmutender Kampfkleidung. Auf einem Video, das unter anderem von der Boulevardzeitung "Aftonbladet" verbreitet wurde, soll man ihn sehen, wie er mit einem automatischen Gewehr bewaffnet außerhalb der Schule über das Gelände streift.
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Mann filmt sich selbst auf dem Klo – draußen knallen Schüsse
Die Rektorin Ingela Bäck Gustafsson erzählte in einem Interview des Rundfunksenders SVT, dass sie gerade Mittagspause machte, als Schüler an ihr vorbeiliefen und riefen, man solle das Schulgelände verlassen. "Als ich auf dem Schulhof war, hörte ich Schüsse, ganz in der Nähe", sagte Bäck Gustafsson. "Wir rannten um unser Leben", erzählte die Rektorin.
Bei Instagram hat unterdessen ein Zeuge, der während des Amoklaufs in der Schule war, mehrere Clips hochgeladen. Auf den Bildern ist der Mann zu sehen, wie er sich in einer Toilette eingeschlossen hat. In zwei der Kurzvideos steht er auf dem Waschbecken und filmt sich selbst. Draußen knallen Schüsse, während der Mann schwer atmet und die Augen zukneift. Schließlich öffnen Einsatzkräfte die Tür, durchsuchen den Zeugen und lassen ihn danach wieder allein in der Toilette zurück.
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"Einem Mann neben mir wurde in die Schulter getroffen"
Eine Schülerin berichtete dem Sender TV4 News, wie sie Schreie hörte und wegrennen wollte. Doch plötzlich geriet sie mitten hinein in den Amoklauf: "Als wir die Tür öffneten und herauskamen, sahen wir, dass eine Person überall herum schoss", berichtete sie. "Einem Mann neben mir wurde in die Schulter geschossen. Hinter mir lagen drei leblose Menschen auf dem Boden, überall war Blut." Dann habe sie einem der Verletzten mit dem Schal einer Freundin die Wunde abgebunden.
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Die Lehrerin Maria Pegado berichtete, dass jemand kurz nach der Mittagspause die Tür zu ihrem Klassenzimmer aufstieß und alle Schüler aufforderte, herauszukommen. "Ich nahm alle meine 15 Schüler mit auf den Flur und wir begannen zu rennen", sagte die 54-Jährige der Nachrichtenagentur Reuters. "Dann hörte ich zwei Schüsse, aber wir haben es raus geschafft." Sie ergänzte: "Ich sah, wie Menschen Verletzte herausschleppten, erst einen, dann einen anderen. Mir wurde klar, dass es sehr ernst war."
Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch gab der Polizeichef von Örebro weitere Details bekannt. Als die Polizei am Tatort ankam, hörten die Beamten demnach Schüsse. Als die Einsatzkräfte dann das Gebäude durchkämmten, fanden sie den mutmaßlichen Schützen tot auf. Ob er wirklich durch eigene Hand starb, konnte der Polizeichef aber noch nicht mit letzter Sicherheit sagen.
Razzia nach dem Amoklauf
Stunden nach dem Amoklauf durchsuchte die Polizei dann noch eine Wohnung im Zentrum von Örebro. Während Kriminalisten die Bleibe des mutmaßlichen Täters auseinandernahmen, beobachteten Nachbarn Scharfschützen auf den Dächern. Ein Anwohner berichtete der Zeitung "Dagens Nyheter", wie Einsatzkräfte über Leitern auf die Häuser kletterten. Die Gegend um das Mehrfamilienhaus wurde abgesperrt, Restaurants in der Straße mussten schließen.
Örebro liegt etwa 200 Kilometer westlich von der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Der Campus Risbergska ist eine Art Bildungszentrum, an dem Erwachsene ab 20 Jahren sowohl Hauptschul- und Gymnasialkurse als auch Sprachkurse belegen und Berufsausbildungen machen können.
- polisen.se: Mitteilungen der schwedischen Polizei zu der Tat (Schwedisch)
- regeringen.se: "Flaggning på halv stång efter våldsdådet i Örebro" (Schwedisch)
- dn.se: "Polisen: Inget ideologiskt motiv bakom skjutningen" (Schwedisch)
- tv4.se: "Marwa hjälpte en av de skjutna på skolan: 'Blödde så mycket'" (Schwedisch)
- aftonbladet.se: "Uppgifter: Gömde vapnen i gitarrliknande väska – bytte om på skoltoan" (Schwedisch)
- Beiträge in sozialen Medien
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters