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Erfurt: Rentner führt Amputationen in eigenem Wohnzimmer durch


Rentner operierte auf heimischer Couch
Hoden und Penis abgeschnitten – Urteil

Von dpa
15.10.2024Lesedauer: 2 Min.
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Medizinische Verbandsutensilien (Symbolbild): Rentner schnitt Hoden in Auftrag ab. (Quelle: imago stock&people/imago)
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Ein Rentner wurde in Erfurt zu einer Haftstrafe verurteilt, weil er ohne medizinisches Wissen Amputationen durchgeführt hat. Er soll Kastrationen auf seiner Couch durchgeführt haben.

Das Landgericht Erfurt hat einen 75-jährigen Mann wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Er hatte Hoden, Zehen und einen Penis amputiert – ohne medizinische Ausbildung und gegen Bezahlung. Die Strafe beträgt drei Jahre und zehn Monate Haft.

Laut Urteil führte der Mann die Eingriffe auf Wunsch der Betroffenen durch und erhielt dafür zwischen 500 und 2.200 Euro. Die Amputationen wurden auf seiner Wohnzimmer-Couch vorgenommen. Vorsitzender Richter Udo Tietjen erklärte: "Was wir mit dieser Strafe auf jeden Fall bewirken wollen, ist, dass es keine Nachahmer gibt."

Schambehaftetes Verfahren

Richter Tietjen bezeichnete das Verfahren als außergewöhnlich und Scham beladen. Zeugen hatten Schwierigkeiten, sich vor Gericht zu äußern, da sie den Angeklagten selbst um die Eingriffe gebeten hatten. Die Öffentlichkeit war während des Großteils der Verhandlung ausgeschlossen.

In der Urteilsbegründung wurde erwähnt, dass der Angeklagte geständig war. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten gefordert, die Verteidigung plädierte auf Freispruch. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Hintergründe der Eingriffe

Den Betroffenen ging es teils um Geschlechtsangleichungen oder die Bekämpfung von Schmerzen im Genitalbereich. Ein Mann gab an, eine Krankheit zu haben, bei der er überzeugt war, dass bestimmte Körperteile nicht zu ihm gehörten. Viele Betroffene waren nicht an einer Bestrafung des Angeklagten interessiert.

Der 75-Jährige soll sich laut eigener Aussage vor den Eingriffen in Internetforen über Kastration informiert haben. Geld spielte seinen Angaben zufolge nur eine untergeordnete Rolle; das Gericht zweifelte dies jedoch an. Der Angeklagte bot seine Dienste auch aktiv in einschlägigen Foren an.

Verbleib von Körperteilen unklar

Die Fälle gehen bis ins Jahr 2015 zurück. Für die Eingriffe legte der Mann eine Kunststoffmatte auf sein Sofa. Er desinfizierte den Genitalbereich der Betroffenen und betäubte diese mittels einer Spritze. Was mit den entfernten Körperteilen passierte, konnte nicht geklärt werden – mindestens ein Eingriff war potenziell lebensgefährlich.

Die Ermittler kamen durch einen Hinweis aus Bayern auf die Spur des Mannes aus Thüringen. Im Dezember 2021 wurde dort ein Elektriker wegen ähnlicher Taten zu über acht Jahren Haft verurteilt. Auch er hatte in Foren im Internet Kastrationen angeboten, wobei ein Mann nach einem solchen Eingriff starb.

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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