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Wasserburg: Staatsanwaltschaft Traunstein ermittelt gegen Ex-Chefärztin


Ermittlungen gegen frühere Chefärztin
Behandlungsfehler bei Geburten vermutet – Klinik durchsucht

Von dpa
29.08.2024Lesedauer: 2 Min.
Fast jede dritte Geburt in einem deutschen Krankenhaus ist ein Kaiserschnitt.Vergrößern des Bildes
Fast jede dritte Geburt in einem deutschen Krankenhaus ist ein Kaiserschnitt (Archivbild): Möglicherweise wurden diese in einer Klinik in Bayern verhindert, obwohl sie nötig waren. (Quelle: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa./dpa)
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Wurden Kaiserschnitte nicht durchgeführt, obwohl sie nötig waren? Nach Auffälligkeiten bei Geburten in einem Krankenhaus ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Nachdem es im Klinikum in Wasserburg am Inn (Bayern) Auffälligkeiten bei Geburten gegeben hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft Traunstein gegen eine frühere Chefärztin der gynäkologischen Abteilung. "Derzeit besteht ein Anfangsverdacht hinsichtlich einer fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung in elf Fällen", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zuvor hatten Lokalmedien darüber berichtet.

In den Fällen seien Kaiserschnitte nicht durchgeführt worden, obwohl sie möglicherweise nötig gewesen wären. "Es gilt hier zu klären, ob ordnungsgemäß aufgeklärt wurde beziehungsweise alle entscheidungserheblichen Faktoren berücksichtigt worden sind", erklärte der Sprecher weiter und betonte, dass die Unschuldsvermutung gelte. Um die Sache aufzuklären, werde "in alle Richtungen" ermittelt.

Kam es bei Entbindungen zum Behandlungsfehler?

Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen eine anonyme Anzeige. "Gegenstand der anonymen Anzeige waren Vorwürfe hinsichtlich Behandlungsfehlern im Zusammenhang mit Entbindungen in der RoMed Klinik Wasserburg", teilte die Staatsanwaltschaft mit. Zwei Zeugen seien identifiziert und befragt worden, hieß es. Außerdem habe sich eine ehemalige Mitarbeiterin an die Staatsanwaltschaft gewandt. Die Aussagen dieser drei Personen hätten die Vorwürfe aus der anonymen Anzeige größtenteils bestätigt.

Laut der Staatsanwalt führten "dies und die beträchtliche sachliche Qualität und der schlüssige Tatsachenvortrag der anonymen Anzeige zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens".

Im Rahmen der Ermittlungen wurden Anfang August Räumlichkeiten der RoMed-Kliniken in Rosenheim und Wasserburg durchsucht. Dabei wurden rund 200 Patientenakten sichergestellt. Die Verantwortlichen der Klinik hätten sich "äußerst kooperativ" verhalten.

Vorgänge waren in der Klinik bereits bekannt

In einer gemeinsamen Erklärung der Kliniken, der Stadt und des Landkreises Rosenheim hieß es, dass "Vorgänge an der Wasserburger Klinik" schon seit anderthalb Jahren bekannt und öffentlich diskutiert worden seien. Allerdings wurden diese Vorgänge nicht weiter erläutert – bis sich nun die Staatsanwaltschaft eingeschaltet hat.

In einer Pressemitteilung hatten die Kliniken bereits vor einiger Zeit über "eine gewisse Verunsicherung bei der Wasserburger Bevölkerung über die aktuelle Situation der Geburtshilfe in der RoMed Klinik Wasserburg" berichtet. Als Ursache dieser Verunsicherung wurde angegeben, dass es bei "einzelnen Fällen" eine "unterschiedliche Auffassungen bezüglich des geeigneten medizinischen Vorgehens" gegeben hat. Diese Fälle seien von einem externen Gutachter untersucht worden.

Langwierige Ermittlungen

Die Ermittlungen richteten sich jedoch "nicht gegen die RoMed Kliniken, sondern betreffen eine Ärztin, die die Klinik bereits verlassen hat", hieß es in einer aktuellen Mitteilung, nachdem bekannt geworden war, dass die Staatsanwaltschaft eingeschritten ist.

Behandlungsunterlagen, die die Geburtshilfe in Wasserburg betreffen, seien herausgegeben worden. "Der Aufsichtsrat wurde unverzüglich über den Vorgang informiert. Der RoMed Klinikverbund wird die Aufarbeitung bestmöglich unterstützen", hieß es in der Mitteilung weiter.

Die Staatsanwaltschaft geht von langwierigen Ermittlungen aus. "Im Hinblick auf den Umfang der gesicherten Unterlagen ist derzeit nicht absehbar, wann mit Abschluss der Ermittlungen zu rechnen ist", teilte der Sprecher weiter mit. "Nach derzeitiger Sachlage ist zudem davon auszugehen, dass umfangreiche medizinische Sachverständigengutachten erforderlich sind."

Verwendete Quellen
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