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Abou-Chaker-Clan: Helfer soll Berliner Kraftwerk gekauft haben


Für 141 Millionen Euro
Clan-Helfer soll Berliner Kraftwerk gekauft haben

Von t-online, mtt

11.07.2024Lesedauer: 2 Min.
Altes Heizkraftwerk (Symbolbild): In Berlin kam ein Kraftwerk für eine astronomische Summe unter den Hammer.Vergrößern des BildesAltes Heizkraftwerk (Symbolbild): In Berlin kam ein Kraftwerk für eine astronomische Summe unter den Hammer. (Quelle: stock&people/imago-images-bilder)

Bei einer Zwangsversteigerung ist eine Berliner Schrottimmobilie für eine astronomische Summe weggegangen. Könnte dahinter ein Clan stecken?

Mehreren Medienberichten zufolge hat das historische Heizkraftwerk in Berlin-Steglitz bei einer Versteigerung einen überraschenden Preis erzielt. Wie die "Berliner Zeitung" berichtete, war der Wert des verrotteten Kraftwerks von einem Gutachter eigentlich auf minus 448.000 Euro geschätzt worden. Bei der Zwangsversteigerung kam der Komplex dann aber für 141 Millionen Euro unter den Hammer – trotz der Gefahr von Altlasten auf dem Gelände.

Zugeschlagen hat laut der "Berliner Zeitung" ein Bieter im Namen einer Beteiligungsgesellschaft. Die dubiosen Verbindungen von deren Geschäftsführer lassen aufhorchen: Steffen F. soll williger Helfer des berüchtigten Abou-Chaker-Clans sein.

Wilde Szenen bei der Versteigerung

Zuvor hatte bereits das lokale Portal "Stadtrandnachrichten" über die Versteigerung Mitte Juni berichtet. Demnach war es dort zu kuriosen Szenen gekommen. Zwei Herren hätten sich immer weiter überboten, zwischendrin habe sich die Rechtspflegerin zu Wort gemeldet: "Ich darf jeden, der das für eine Witzveranstaltung hält, bitten, den Saal zu verlassen."

Nun stehen eine Menge Fragen im Raum: Was will Steffen F. mit dem alten Kraftwerk? Wieso war er bereit, so einen horrenden Preis zu bezahlen? Und: War er eventuell bloß ein Strohmann?

Die Vorgeschichte – und Verbindungen zur AfD

Bevor Steffen F. das Kraftwerk ersteigerte, gehörte es der inzwischen insolventen German Property Group, einer Gesellschaft, die in einen bundesweiten Immobilienskandal verstrickt ist. Der NDR spricht von einem der wohl größten Anlegerskandale Deutschlands.
Ungefähr eine Milliarde Euro soll das Firmengeflecht der Gruppe von Anlegern im Ausland eingeworben haben, obwohl die Immobilien nur einen Bruchteil wert waren. Bernd Lommel, Fraktionsgeschäftsführer der AfD-Fraktion im Sächsischen Landtag, war Geschäftsführer von mehreren dieser Firmen unter dem Dach der German Property Group. Lommel führte auch die Firma, der das Steglitzer Kraftwerk gehörte.

Steffen F. vor Gericht: Hausklau für den Clan

F. ist kein Unbekannter: Er stand 2022 vor Gericht, weil er für die Abou-Chakers einen filmreifen Hausklau inszeniert haben soll. Das krumme Geschäft ging so: Zwei Laiendarsteller wiesen sich mit gefälschten Ausweisen als Besitzer eines Berliner Mietshauses aus, gaukelten einen Verkauf vor und ließen eine Änderung im Grundbuch eintragen. Die echten Hausbesitzer rieben sich die Augen, als sie plötzlich eine Kündigungsbestätigung der Wohngebäude-Versicherung erhielten. Sie griffen gerade noch rechtzeitig ein, bevor die Täter das Haus weiterverkaufen konnten.

In dem Fall wurden unter anderem zwei Clan-Brüder zu je fast fünf Jahren Haft verurteilt, sie belasteten Steffen F. in ihren Geständnissen schwer. F. allerdings kam um eine Strafe herum: Er erschien im Rollstuhl vor Gericht und legte Atteste vor, die ihm eine Verhandlungsunfähigkeit attestierten. Er wurde nie verurteilt.

Was könnte dem Clan das Kraftwerk nützen?

Nun macht der Mann erneut Schlagzeilen. Und wieder könnte er, so wird spekuliert, als Helfer des Clans in Erscheinung getreten sein. Möglicherweise gehe es um Geldwäsche, heißt es. Denn durch Strohleute getätigte Geschäfte mit Immobilien seien für Clans "nach wie vor lukrativ", zitierte die "Berliner Zeitung" Benjamin Jendro, Sprecher der Polizeigewerkschaft GdP. Die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, sei gering. Das Kraftwerk könne als Partylocation attraktiv sein, sagte Jendro weiter. Damit verbunden sei ein lukrativer Drogenabsatzmarkt.

In der "Zeit" wies ein Finanzermittler in anderem Zusammenhang, aber auch unter Clan-Bezug, noch auf eine weitere Möglichkeit hin. Sie hängt mit einer Besonderheit von Grundschuldbriefen zusammen. Normalerweise wird in diesen Dokumenten ein Gläubiger eingetragen, etwa die Bank, wenn sie bei einem Hauskauf einen Kredit gegeben hat. Man könne aber auch schlicht "für den jeweiligen Inhaber" notieren – und schon könnten mit einem Grundschuldbrief Millionenwerte einfach weitergereicht werden. "Die Briefe sind für uns ein Albtraum", zitierte die "Zeit" den Finanzermittler. Aber sie seien vollkommen legal.

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